1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Reiten: Reiten: Heimvorteil zum Sieg genutzt

EIL

Reiten Reiten: Heimvorteil zum Sieg genutzt

Von Lars Skowronski 14.04.2002, 17:15

Prussendorf/MZ. - Sie heißen Milky Way und Orlando. Und doch ging es an diesem Wochenende in Prussendorf weder um Süßigkeiten noch um eine Lektion in amerikanischer Geografie. Im Mittelpunkt des Interesses im Landgestüt Radegast-Prussendorf standen vielmehr Ross und Reiter. Aha, mal wieder eines von diesen Reitturnieren, wird sich mancher Prussendorfer gedacht haben, als er in den vergangenen Tagen große Jeeps mit Pferdeanhängern durch den Ort fahren sah. Nichts besonderes, daran ist man hier gewöhnt. Wirklich, nichts besonderes?

"In der Tat ist das kein normales Turnier", erklärt Frank Bangert, Leiter des Landgestüts: "Wir haben die Ehre, in diesem Jahr zum ersten Mal die Hallenlandesmeisterschaft in den Disziplinen Dressur und Springen austragen zu dürfen." Ganz klar, dass von der sonst herrschenden Beschaulichkeit auf dem altehrwürdigen Gut an diesem Wochenende nicht viel zu spüren war. Zwar erzeugte der Aprilnebel über den Außenanlagen noch das Gefühl idyllischer Stille, doch der Gang durch das Tor machte diesen Eindruck schnell zunichte. Der Gutshof präsentierte sich gut gefüllt mit edlen Rössern und stolzen Reitern, mit Besuchern und parkenden PKW - sie alle waren mehr oder weniger stumme Zeugen beim diesjährigen sportlichen Höhepunkt in dem kleinen Ort nahe Zörbig. Richtig zur Sache ging es aber in der Reithalle.

Erst hier wurden die begehrten Titel und Siegerschleifen vergeben, um die sich rund 150 Vierbeiner bewarben. Höhepunkt am Samstag war zweifellos die Entscheidung in der Dressur. Hier waren natürliche Bewegung des Pferdes sowie Harmonie zwischen Mensch und Tier gefragt. Ähnlich dem hundertäugigen Riesen der antiken Sagenwelt, prüften die Preisrichter mit Argusaugen den Schwung der Gänge, die Tadellosigkeit der Figuren und die Geschmeidigkeit der Bewerber. Und für die Prussendorfer hätte kein Hollywood-Autor ein besseres Drehbuch schreiben können. Just bei der Premiere des Landeschampionats im Landgestüt entschied nämlich ein Lokalmatador die Dressur für sich. Vor Ute Belitz auf Finley und dem Hallenser Olaf Thon auf Lorbas siegte Oliver Polster mit seinem Hengst Lavados.

Für Landstallmeister Bangert ist das der Lohn harter Arbeit. "Über viele Jahre hinweg haben wir hier optimale Voraussetzungen geschaffen und ernten jetzt die Früchte. Heute gibt es in Prussendorf die größte Reithalle im Land und wir betreuen über 100 Pferde", erzählt er die Erfolgsgeschichte des Landgestüts in kaum überhörbarem Schwäbisch. Und seine persönliche Geschichte? Was verschlägt einen aus dem Land der Häuslebauer in den Osten der Republik? Bangerts Antwort ist so knapp wie einleuchtend: "Zwei Dinge: die freie Stelle hier und die Tatsache, dass mit Reitsport bei uns nicht viel los war." Mittlerweile sei er durch die Arbeit hier heimisch geworden, allerdings schmerze es schon, dass durch eben diese Arbeit nur noch wenig Zeit zum Reiten bleibe. Doch Bangert kann sich trösten. Die Medizin für seine wunde Sportler-Seele ist bereits gemixt. Schon vor dem Turnier am Wochenende erhielt er nämlich die Zusage, dass die Hallenlandesmeisterschaft auch in Zukunft in Prussendorf stattfinden soll.