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Reaktionen zur Landtagswahl Reaktionen zur Landtagswahl: AfD dominiert Bitterfeld-Wolfen

14.03.2016, 09:40
Punkt 18 Uhr begann im Bitterfelder Rathaus die Auszählung der Stimmzettel.
Punkt 18 Uhr begann im Bitterfelder Rathaus die Auszählung der Stimmzettel. Thomas Ruttke

Was viele vermutet hatten, ist am Sonntagbend eingetreten: Die beiden AfD-Kandidaten Daniel Roi und Volker Olenicak haben sich jeweils das Direktmandat in den Wahlkreisen 28 und 29, also in Wolfen und Bitterfeld, am Ende eines langen Abends geholt.

Der  Wahlkrimi beginnt bereits kurz nach 18 Uhr:  Mit Eintreffen der ersten Wahlprognosen halten sich bei der CDU im Altkreis Bitterfeld zunächst Freude und Enttäuschung die Waage. Zwar sind die Christdemokraten stärkste Kraft im Land, allerdings ist die SPD als bisheriger Koalitionspartner abgestürzt, während die AfD die 20-Prozent-Marke auf Anhieb knackt. Damit zeichnet sich sowohl im Wahlkreis 28 als auch im Wahlkreis 29 eine Zitterpartie zwischen Hoffen und Bangen der CDU-Direktkandidaten Herbert Hartung und Lars-Jörn Zimmer ab. Beide Landtagsabgeordnete werden am Ende eine herbe Schlappe erleiden.
Nach dem vorläufigen Ergebnis liegt Daniel Roi mit 31 Prozent der Stimmen rund sechs Prozentpunkte vor Hartung.  Im Wahlkreis 29 fehlten um 23.30 Uhr zwar noch die Ergebnisse eines von 42 Wahlbezirken. Trotzdem liegt Volker Olenicak mit gut 33 Prozent uneinholbar  vor Zimmer (27,8). Bei den Zweitstimmen sichert sich die CDU (29,3 Prozent) im Wahlkreis 28 einen knappen Vorsprung vor der AfD (28,7). Im Wahlkreis 29 schlägt die AfD mit 31,8 Prozent die CDU  (28,4) klar.

Wahlkreis 28

Über den Gewinn des Direktmandates ist Daniel Roi zunächst „sprachlos“, findet dann aber doch recht schnell seine Worte wieder. Er hält die von den Wählern getroffene Entscheidung für „folgerichtig“, weil die AfD auf kommunaler Ebene eine „ehrliche Sacharbeit“ geliefert und die „heißen Eisen angefasst“ habe. Den Erfolg seiner Partei führt er zudem auf den „angestauten Unmut“  der Menschen im Land zurück. „Dieser hat sich bei der Wahl entladen.“ Ziel sei es nun, als „starke Opposition“ in Erscheinung zu treten. „Wir werden so lange nicht mitregieren, bis jedem klar ist, wer die Missstände verursacht hat.“ Diese Aussage richtet sich auch gegen den unmittelbaren Konkurrenten im Wahlkreis 28, Herbert Hartung (CDU).
Dieser ist geschockt. Solch einen Abstand habe er sich nicht vorstellen können. „Ich kann nicht verstehen, wieso Landtagsabgeordnete, die sich  so für die Region eingesetzt haben, derart bestraft werden.“ Entsprechend bedrückend war die Stimmung bei der Wahlparty in Sandersdorf.
Direktkandidatin Angela Kolb-Janssen (SPD)  ist sowohl von den Stimmenverlusten ihrer Partei als auch von dem Abschneiden der AfD erschüttert. „Das muss man jetzt erstmal verdauen“, sagt sie. Sie spricht von einer Protestwahl, „bei der wir es nicht geschafft haben, die Bürger zu erreichen“. Denn beim Wahlkampf habe keine Rolle gespielt, „wie wir das Land voranbringen wollen“.
Die Stimmung bei den Linken, die die Ergebnis-Bekanntgabe im Parteibüro verfolgen,  hält sich ebenfalls in Grenzen. Direktkandidat Udo Mölle ist der Meinung, dass die hohe Wahlbeteiligung darauf zurückzuführen sei, dass die AfD offenbar Themen besetzt habe, die die Bürger mehr bewegen. „Wir haben die Menschen, die arbeiten gehen und trotzdem oft mit geringen Löhnen auskommen müssen, nicht mitgenommen.“

Wahlkreis 29

Den Direkteinzug in den Landtag kommentiert Volker Olenicak mit den Worten: „Ich freue mich sehr.“ Der Weg bis dahin sei lang und steinig gewesen.  „Jetzt wollen wir auch etwas verändern“, sagt der AfD-Mann und spricht von „wahrhaftiger Politik“.  Dabei wolle er sich vor allem  für „soziale Belange engagieren“ und die „Lebensbedingungen der Menschen verbessern“.  Zuvor müsse sich die Fraktion so aufstellen, dass sie „politisch richtig arbeiten“ kann.  
Während die AfD ihren Erfolg ausgiebig feiert, herrscht bei der vermeintlichen Wahlparty von Lars-Jörn Zimmer schon nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse Totenstille. Dass die AfD so stark werden konnte, erklärt sich der CDU-Mitbewerber damit, dass es sich bei dem Votum um eine „klassische Denkzettelwahl“ gehandelt habe. Zwar habe die CDU ein „respektables Ergebnis erzielt“, allerdings sei „der Absturz der der SPD erschreckend“.  „Die Zahlen für die AfD sind schockierend. Das ist eine Partei ohne Programm und Profil.“  
Die Linken-Direktkandidatin Dagmar Zoschke sagt: „Trotz dieses Wahlergebnisses lassen wir uns die Lust an Politik nicht nehmen.“ Zudem betont sie: „Wir müssen jetzt aus dieser Betrübnis heraus und zeigen, was die Linke kann.“ Der SPD-Kandidat Steffen Berkenbusch war gestern nicht zu erreichen. (mz)