Reaktion auf Krise Reaktion auf Krise: Mädchen und Jungen aus Bitterfeld-Wolfen malen Regenbogen als Zeichen der Hoffnung

Bitterfeld/Steinfurth - Kunterbunt ist das Haus von Pippi Langstrumpf - und bunt werden immer mehr Kindertagesstätten im Altkreis Bitterfeld. Denn an den Scheiben leuchten immer häufiger Regenbogen auf. Auch an Wohnhäusern sind die Kinderzeichnungen zu entdecken. Und zaubern ein Lächeln in die Gesichter vorübergehender Menschen. Denn sie bleiben nicht unbemerkt.
In der Bitterfelder Kita „Bussi Bär“ haben die Kinder eine ganz besondere Malfläche entdeckt: die Glasscheiben des Eingangsbereichs. Mit Schwämmen haben Jamy, Brian, Jerome und die anderen die Fingermalfarben auf die Glasflächen verteilt und hatten riesigen Spaß dabei.
„Italien hat uns das vorgemacht“, sagt Leiterin Anja Friebe. „Ich fände es schön, wenn in jedem Haus solch ein Regenbogenbild hängen würde, die man beim Spazierengehen bewundern könnte.“ So wie das beispielsweise die achtjährige Lilli Mehlhorn getan hat.
Zusammengehörigkeitsgefühl und Hoffnung schenken
Die kleine Bitterfelderin hat bereits vor Ostern einen Regenbogen zwischen zwei lachenden Wolken gemalt - mit dem Spruch: „#Wir bleiben zu Hause“. Er hängt im Fenster der elterlichen Wohnung und komplettiert die Frühlingsdeko.
Für Friebe vermitteln solche Zeichnungen ein Zusammengehörigkeitsgefühl und schenken Hoffnung. Denn auch die Kinder, die die Notbetreuung nutzen dürfen, haben es nicht leicht. Teils fehlen ihre besten Freunde, viele Gruppenaktivitäten sind nicht möglich.
Nur acht Kinder waren bislang durchschnittlich in der Notbetreuung, während sich dort sonst fast hundert Mädchen und Jungen tummeln. Ein komisches Gefühl. „Als wir das Regenbogen -Malen vorgeschlagen haben, waren sie sofort Feuer und Flamme“, erzählt Friebe. Die Bögen im Eingangsbereich leuchten auf, wenn die Sonne hindurchstrahlt. „Und sie sind von außen super zu sehen“, so Friebe, die sich wünscht, dass das Kunstwerk auch nach der Krise bleibt.
In Steinfurth schwebt der Regenbogen im großen Fenster im ersten Stock der Kita „Pusteblume“
Die Aktion kam auch beim Träger, der Johanniter-Unfall-Hilfe, toll an. Denn der Regenbogen sei zu allen Zeiten ein Zeichen der Hoffnung gewesen, meint Regionalvorstand Jeanne Grabner zur Aktion. So machten die Kinder Mut und Hoffnung, dass diese Zeit bald überwunden ist und das Leben wieder ausgelassen gelebt werden kann. „Jeden Tag sind wir als Johanniter aufs Äußerste gefordert. Die Bilder aus Bitterfeld berühren unsere Herzen und geben uns auch als Erwachsene Kraft und Mut. Danke!“, so Grabner.
In Steinfurth schwebt der Regenbogen im großen Fenster im ersten Stock der Kita „Pusteblume“. Auf einer zwei mal 1,50 Meter großen Leinwand sind mehrere Kinder aktiv geworden. „Das war Teamarbeit“, sagt Leiterin Claudia Brückner. Es ging nicht nur um das Malen, sondern auch um das sich Verständigen über das Motiv und die Absprachen, wer wo was malt. Zum Schluss haben sich die kleinen Künstler mit bunten Handabdrücken selber auf der Leinwand verewigt.
„Die Kinder sehnen sich nach Normalität“
Wie ein Regenbogen aussieht, wissen die Kinder dieser naturnahen Kita aus eigenem Erleben. Auch der Umgang mit Schere, Papier und Farben ist ihnen geläufig. „Sie sind sehr kreativ“, sagt Brückner. Und so entstanden von jedem noch kleinere Bilder für die Fenster des langen Flures.
„Dafür haben wir von Eltern und anderen Steinfurthern schon viel Lob bekommen.“ Trotzdem fällt es den Kindern in der Notbetreuung nicht leicht. Höchstens 15 sind es dort - von sonst 75. „Die Kinder sehnen sich nach Normalität“, weiß Brückner. Die Regenbogen sind eine Art Versprechen, dass diese zurückkehren wird. (mz)


