Puhdys Puhdys: Keine Spur von Rockerrente
Bitterfeld/MZ. - Vielleicht erinnert sich jemand: Vor Jahren spielten die Puhdys in der Wolfener Fuhneaue. Die Stimmung war toll und wurde noch toller, als "Alt wie ein Baum" angestimmt wurde. Da sang das Publikum einträchtig mit und konnte nimmer aufhören. Dieter Birr legte die Klampfe auf den Boden, setzte sich hin und hörte zu. So ist das eben, wenn sich ein Song praktisch verselbständigt. Nun gibt es ein Wiedersehen am gleichen Ort: Am kommenden Sonnabend ab 21 Uhr. Ab 19.30 Uhr wird zunächst Hans, die Geige die Zuhörer in Wallung bringen (die MZ berichtete).
Am Montag kam Peter Meyer (Keyboard, Saxophon) nach Bitterfeld, um ein bisschen aus dem Nähkästchen der Puhdys zu plaudern. Immerhin: 33 Jahre sind eine lange Zeit, und von einigen Gruppenmitgliedern macht bereits der Nachwuchs erfolgreich Musik. Da liegt die Frage nahe: Konzert mit Eltern und Kindern? Solch ein "Familienprojekt", wie Meyer sagt, könnte er sich durchaus vorstellen.
Aber: Das hat Zeit, schließlich touren die Puhdys mit 70 bis 80 Konzerten im Jahr selbst durch die Lande, 250 Lieder haben sie im Repertoire, und Dieter Birr, der seit Ende der 70-er auch textet, hat auch zu tun: Fast 30 Titel schrieb er allein im vergangenen Jahr. Und wer bisher 20 Millionen Platten und CD verkaufte - warum sollte er Lust verspüren, damit aufzuhören?
"Nein", sagt Peter Meyer, "die Gartenidylle ist noch nicht in Sicht." Die Faszination Bühne-Publikum ist ungebremst vorhanden, Ermüdungen stellen sich nicht ein. "Wieso auch", sagt Meyer, "wir haben eine vernünftige Plattenfirma und ein gutes Management und viele Hits, die heute noch passen. Ikarus zum Beispiel", sagt er, "wollen erstaunlicherweise ganz junge Leute hören." Und die Sachen aus "Paul und Paula" natürlich sowieso. "Die gehören in jedes Konzert und viele frühe Titel. Wir achten da auf eine gesunde Mischung."
33 Jahre zusammen auf der Bühne - kann man sich noch gegenseitig ertragen? "Aber ja", meint Meyer. "Da wir wissen, dass jeder seine Macken hat, gehen wir auch getrennte Wege. Jeder hat sein Studio und eigene Projekte. Das funktioniert." So, wie auch die private musikalische Seite eben privat ausgelebt wird. Steht Birr auf Konzerte von den Stones und überhaupt die alten großen Bands, so hört Meyer lieber Tanzwut oder In Extremo. Und doch: "Wir haben einen gemeinsamen musikalischen Traum: mit den Stones zusammen in Peking zu spielen." Wissen das die Stones? Noch nicht, meint Meyer, aber das Leben ist noch lang. Und warum Peking? "Damit auf dem Platz endlich mal was Vernünftiges passiert." Und außerdem: "1981 haben wir in New York gespielt. Das war auch ein Traum gewesen, und es hat geklappt." Fühlen sich die Puhdys als die Legende des Ostens? "Wenn es eine Legende gibt", sagt Meyer, "dann heißt die Renft. Die haben Tabus gebrochen. Das hat uns allen Respekt abgenötigt."
Karten für das Konzert an allen bekannten Vorverkaufsstellen in Bitterfeld und Wolfen.