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Produktives Lernen Produktives Lernen: Praxis gegen Lernschwächen

Von Ute Otto 14.05.2003, 16:36

Wittenberg/MZ. - Denn auf die Stärken, die sich oftmals auch in praktischen Fertigkeiten widerspiegeln, setzt das Projekt, dessen Zielgruppe Schüler sind, die mit dem Lernen nicht viel am Hut und demnach so schlechte Zensuren haben, dass der Schulabschluss gefährdet ist.

Bilder von Bike-Events hat Hannes Pfannkuch in seinen Kopf geklebt. Der Wittenberger ist begeisterter Biker und kennt sich mit einschlägigen Rädern bestens aus. "Zweirad-Mechaniker" ist sein Berufswunsch. Und so lag es nahe, dass er sein erstes Praktikum in der Werkstadt eines Wittenberger Fahrradhändlers absolvierte. Hier bekam der Neuntklässler weitaus mehr Einblick in den Beruf als bei einem normalen 14-tägigen Schülerpraktikum. Im Rahmen des Produktiven Lernens sind sie an drei Tagen in der Woche in den Praktikumsbetrieben. Zwei werden pro Schulhalbjahr durchlaufen.

Mittwochs und donnerstags drücken sie die Schulbank, haben Unterricht in den selben Fächern wie es andere Neuntklässler auch haben. Doch ist hier der Ablauf anders. Fächer übergreifend und daher über mehrere Stunden wird an bestimmten Themengebieten gearbeitet, wobei auch hier die Praxiserfahrungen einfließen. Wie wirken physikalische Kräfte bei bestimmten Acts auf das Fahrrad? Wie müssen demnach Rahmen und Lenker beschaffen sein? So die Aufgabenstellung für Hannes. Sandra, die Nachholbedarf in Chemie hatte, beschäftigt sich mit der chemischen Zusammensetzung und Wirkung von Desinfektionsmitteln. Und der Motorradfreak Florian erarbeitet für Geschichte einen Vortrag über die Historie der Harley.

Die Schulklingel gilt für diesen extra für das Produktive Lernen eingerichteten Bereich nicht. "Wenn die Schüler so richtig vertieft sind, arbeiten sie ohne Pause durch", berichtet Franka Seidel, die zweite Lehrerin in diesem Projekt, von erstaunlichem Lerneifer. Und die Schüler bestätigen, dass das Lernen so Spaß macht.

Ziel ist ein solider Hauptschulabschluss. Der ergänzt wird durch Leistungseinschätzungen der Projektlehrer und der Leiter der Praktikumsbetriebe. Das soll die Chancen für diese Jugendlichen auf eine Lehrstelle erhöhen. "In Berlin", so haben die Projektlehrerinnen bei ihrer Weiterbildung dort erfahren, "gibt es diesbezüglich Erfolge".