Postkarten aus Bitterfeld Postkarten aus Bitterfeld: Grüße à la carte

Bitterfeld-Wolfen - Soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram scheinen derzeit nur noch aus Urlaubsfotos von Freunden und Verwandten zu bestehen. Hier ein Schnappschuss vom azurblauen Meer, da eine Aufnahme der mediterranen Spezialitäten-Platte am Abend. Damit aber nicht genug: Auch per WhatsApp und SMS ereilen den Nicht-Urlauber „Uns geht’s super, Wetter ist bombe, Essen schmeckt 1a“-Grüße.
Was bei der Masse schnell versandter Mitteilung auffällt: Nur wenige Reisende scheinen sich noch für den Postweg zu entscheiden. Und so landen immer seltener Exemplare von sorgfältig ausgesuchten und mit Liebe verfassten Urlaubskarten im Briefkasten. Obwohl für die Daheimgebliebenen gerade der Überraschungsmoment beim Öffnen des Briefkastens ein kleiner Trostbringer ist. Außerdem hat die an die Wand gepinnte Grußkarte weitaus mehr Bestand hat als eine flink abgesetzte SMS. Wie wäre es, das Ganze einmal umzudrehen und den Verreisten - als Wink und Willkommensgruß - einen postalischen Gruß aus der Heimat zu schicken? Die MZ hat das 145-jährige Bestehen der Postkarte zum Anlass genommen, um in Bitterfeld-Wolfen auf Suche nach selbiger zu gehen.
Leichter gesagt als getan! Denn einfach wird es dem Suchenden hier nicht gemacht. Geduld aber lohnt sich: Die Tourist-Info Goitzsche im Wasserzentrum, der Zeitungsshop am Bahnhof und Foto Kleie führen einige Karten in ihrem Sortiment. Viele sind es allerdings nicht. Denn: „Ab und an kaufen Kunden schon Postkarten. Aber das hält sich bisher in Grenzen“, meint Andrea Kleie vom Fotostudio in der Burgstraße. Eine größere Auswahl bietet die Buchhandlung Krommer. Und siehe da: Ob Rathaus, Pegelturm oder Bitterfelder Bogen - genügend Motive gibt die Stadt allemal her. Der Star unter den Karten ist aber eindeutig die Goitzsche. Auf der lasten schließlich auch die Hoffnungen als Touristenmagnet.
Nach der Auswahl einer Karte bleibt die Frage: Was soll auf die Rückseite? Allzu intim sollte der Inhalt in jedem Fall nicht sein. Denn es besteht das Risiko, dass das Handgeschriebene nicht nur den Adressierten erreicht, sondern den Postboten gleich noch mit. Es empfiehlt sich da, intime Botschaften doch lieber direkt zu überbringen. (mz)
