Paffen gegen Langeweile

Von Susann Huster 30.11.2005, 17:32

Bitterfeld/Zörbig/MZ. - Urig scheint es zugegangen zu sein, damals im Zörbiger Pfeifenclub Ende des 19. Jahrhunderts. Nicht ohne Grund trug die illustre Herrenriege den Beinamen "Gemüthlichkeit".

Sieht man das Schwarz-Weiß-Foto der ausschließlich männlichen Clubmitglieder aus dem Jahr 1898, kann man sehen, dass die Tabakfreunde - wie damals üblich - nahezu alle einen Bart hatten, eine überdimensional lange Pfeife und ein Glas Bier in der Hand hielten. Ein Clubmitglied auf dem Foto scherte aus: Er rauchte damals Zigarre.

Ob Pfeife oder Zigarre - mit dem Rauchen schien sich zu jener Zeit Männlichkeit zu definieren, zumindest in gehobeneren Kreisen. Je länger die Pfeife, könnte man denken, desto wohlhabender der Raucher. Aber damals wurde jeglichen gesundheitlichen Bedenken zum Trotz in allen Gesellschaftsschichten geraucht. Der Genuss des Tabaks war für die meisten im Pfeifenclub eine schöne Gelegenheit, die Langeweile zu besiegen.

Einige dieser Riesen-Exemplare, die von ihren Besitzern gehegt, gepflegt und sogar mit deren Namen versehen wurden, sind im Zörbiger Heimatmuseum ausgestellt. Die Sonderschau zeigt die mehr als einen Meter lange Porzellanpfeife eines Zörbiger Tabakfreundes und Clubmitgliedes, der gern den Duft seiner Pfeife in der Luft roch.

Sie ist braun und im Mittelteil mit einem Seil umwickelt, an dessen Ende eine Quaste hängt. Neben dem Mundstück aus Horn gehören ein Pfeifenrohr, ein Schwungstück, ein Pfeifenkopf mit Pfeifenschnur und -deckel sowie ein so genannter Abguss - auch als "Saftsack" bekannt - zum damals äußerst beliebten männlichen Utensil. Auch der Besitzer dieser Porzellanpfeife hat sein Schmuckstück offenbar sehr gut gepflegt. Es zeigen sich zumindest auf den ersten Blick keine dunklen Stellen vom glühenden Tabak. Wegen ihrer reichen Verzierungen gelten übrigens die Pfeifenköpfe als wichtige Zeugen der Volkskunst von damals.