Online-Auktion Online-Auktion: Alles muss raus bei Sovello-Schließung
thalheim/MZ. - Um seine Gebote für eine oder mehrere der 660 Positionen abzugeben, braucht man sich nur auf der Internetseite des Hamburger Auktionshauses Wilhelm Dechow anzumelden - und durch 67 Seiten der Inventarliste klicken. Zu jedem Posten gibt es ein kleines Bild und eine Beschreibung plus Auktionsdauer, Startpreis und aktuellem Gebot.
So findet man beispielsweise viele Computer mit allem, was dazu gehört. Einstiegspreis: 30 Euro. Schnell gewinnt man daher den Eindruck, dass das ehemalige Solarunternehmen im Internet verramscht wird.
"Doch das ist nicht der Fall", sagt der Geschäftsführer des virtuellen Auktionshauses, Jan Bröker. "Wir sind zwar jetzt schon mit der Beteiligung zufrieden, aber erst mit Ende der Versteigerung gibt es erfahrungsgemäß ein Kopf-an-Kopf-Rennen, so dass die Preise nach oben getrieben werden."
Wie hoch die Gesamtsumme der ersten Bieterrunde dann sein wird, könne auch er nicht sagen. Aber das Gesamtgebot für alle Tische, Schränke und Computer liegt laut Übersichtsliste bei mindestens 90 000 Euro.
Ob dieses Einspielergebnis Lucas Flöther freuen würde, ist zu bezweifeln, denn der Insolvenzverwalter der Sovello GmbH muss einen Schuldenberg von 227 Millionen Euro abtragen. So hoch sind zumindest die angemeldeten Forderungen von Banken, Lieferanten und Krankenkassen. "Auch daher gibt es zur Verwertung der Vermögensgegenstände des Unternehmens keine Alternativen", sagt der Rechtsanwalt.
Ursprünglich habe auch er daran geglaubt, dass ein Investor das Gesamtpaket übernehmen und die Produktion am Standort weiterführen könnte. Doch diese Hoffnung hat sich nach mehreren Monaten und vielen Gesprächen zerschlagen. "Uns läuft die Zeit davon", sagt Flöther. Daher sei nicht nur das Kernteam auf weniger als 50 Mitarbeiter reduziert worden, sondern auch die Maschinen - das Herz der Produktion - werden derzeit für die zweite Auktionsrunde demontiert.
Ist damit das Ende des Photovoltaikunternehmens, das einst 1 250 Mitarbeiter beschäftigte und mehr als 200 Millionen Euro Umsatz im Jahr machte, endgültig besiegelt? "Die Gesellschaft gibt es ja noch. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass Jemand in letzter Minute auf das Ganze bietet. Doch die Hoffnung schwindet." Und die Zeit. Nachdem die erst Auktion nun fast beendet ist, beginnt am 15. Februar die Insolvenzversteigerung der Produktions- und Messtechnik mit mehr als 2 600 Posten.