1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. OB-Wahlen in Bitterfeld-Wolfen: OB-Wahlen in Bitterfeld-Wolfen: Alle fünf Bürgermeister-Kandidaten einzeln vorgestellt

OB-Wahlen in Bitterfeld-Wolfen OB-Wahlen in Bitterfeld-Wolfen: Alle fünf Bürgermeister-Kandidaten einzeln vorgestellt

07.10.2016, 11:49
Stimmzettel und Wahlurne
Stimmzettel und Wahlurne dpa

Bitterfeld-Wolfen - Fünf Kandidaten wollen Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen werden. Am 23. Oktober sind insgesamt rund 35.570 Frauen und Männer aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

Dies können sie in 26 Wahllokalen tun, die von 8 bis 18 Uhr geöffnet sind. Die Wahlsieger löst Petra Wust (parteilos) ab, die nicht mehr antritt. Die MZ stellt die Bewerber und ihre Pläne vor.

Eckbert Flämig (Einzelbewerber) will die Bevölkerungszahl steigern

Eckbert Flämig war bis 2007 Bau- und Wirtschaftsdezernent in Bitterfeld. Nach der Städtefusion machte er sich selbstständig und schiebt seitdem zusammen mit Privatunternehmen Bauprojekte an.

Der 57-jährige Friedersdorfer hat zum Beispiel nach eigenem Bekunden bei der Seniorenresidenz Sara in Wolfen-Nord im Hintergrund mitgewirkt, bei der Seensucht und bei der Bitterfelder Brauerei. Der Projektentwickler ist aber auch außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen aktiv.

Abriss in Wolfen-Nord stoppen

Nun bewirbt er sich als parteiloser Einzelbewerber auf den höchsten Posten in Bitterfeld-Wolfen. Dabei möchte er als Fachmann, wie er sich selbst auf Wahlplakaten bezeichnet, die Stadtentwicklung voranbringen.

Er will zum einen den Abriss in Wolfen-Nord stoppen: „Wenn man mich wählt, wird das aufhören.“ Er will auch mehr Investitionen in der Kommune ermöglichen und zwar mit Hilfe der Stadtentwicklungsgesellschaft. „Sie muss Projekte umsetzen, mit denen sie Geld verdient; Grundstücke verwerten.“

Auf diesem Weg möchte der Diplom-Chemiker dann attraktiven Wohnraum entstehen lassen, der mehr Einpendler dazu veranlasst, nach Bitterfeld-Wolfen zu ziehen. Wolfen-Nord zum Beispiel. Dort gebe es mittlerweile viel Freiraum für neue Wohnprojekte. „Da muss ich mehr Wettbewerb schaffen und Konkurrenz mit ins Boot holen, denn das belebt das Geschäft“, findet Flämig.

Städtische Ausgaben senken

Gleichzeitig möchte er die städtischen Ausgaben senken. Wernigerode gebe beispielsweise jährlich rund 15 Millionen Euro weniger aus als Bitterfeld-Wolfen. „Da muss ich mir die Gründe anschauen.“

Auch als Einzelbewerber hat der Ex-SPD-Mann Unterstützung aus der Politik: Ex-Bürgermeister und Linken-Stadtrat Werner Rauball setzt sich zum Beispiel für den Kandidaten ein. Beide waren Kollegen in der Bitterfelder Verwaltung.

Flämig promovierte 1991 im Bereich der organischen Chemie. Sein Weg führte ihn danach in die Verwaltung. Von 1997 bis 1999 machte er zusätzlich einen Abschluss als Verwaltungsfachwirt. „Ich hatte schon immer den Anspruch, dass ich mich mit meinen Mitarbeitern fachlich mindestens auf Augenhöhe unterhalten kann.“

Flämig hat zwei Kinder und ist in zweiter Ehe verheiratet. (mz/stsc)

Jan Kiese (SPD) setzt auf Bürgernähe und sozialen Wohnungsbau

(J)ung, (a)ttraktiv, (n)eu - kurz Jan. Doch Jan Kiese will nicht überheblich wirken - die drei Worte beschreiben nicht ihn, sondern stehen für Bitterfeld-Wolfen. So soll sich die Industriestadt künftig präsentieren.

Am liebsten natürlich mit ihm als Oberbürgermeister. Der SPD-Mann gibt sich sachlich, ruhig. „Ich glaube, ich tue der Stadt ganz gut“, meint er. Frisch präsentiert sich der 31-Jährige. „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt“, zitiert Kiese gern mal Joachim Ringelnatz.

Mit der Region verbunden

Der Bitterfelder ist in Schkeuditz geboren, in Burgkemnitz aufgewachsen, hat am Bitterfelder Europagymnasium sein Abitur absolviert, in Köthen Informatik studiert. Kiese war nie wirklich weg, will es auch nicht.

Der verheiratete Familienvater ist angekommen. Er ist IT-Abteilungsleiter bei der Managementgesellschaft des deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte und arbeitet in Köthen.

In der Kommunalpolitik ist er längst kein unbeschriebenes Blatt. Bei den Jusos begann alles vor 13 Jahren. Vier Jahre war er in deren Reihen stellvertretender Landesvorsitzender von Sachsen-Anhalt. Er ist Präsidiumsmitglied im Landesverband der Arbeiterwohlfahrt.

Politik der Nähe

Kiese hat sich seine Entscheidung - Oberbürgermeisterkandidat zu werden - nicht leicht gemacht. Ein Vierteljahr habe er das Für und Wider abgewogen. Es gebe viel zu tun, Kiese habe davor keine Angst. Seine Politik soll die Politik der Nähe sein. Durch ein mobiles Bürgerbüro zum Beispiel, das alle Ortsteile erreiche.

Des weiteren will er sich für neue Verwaltungssprechzeiten einsetzen. Das bedeutet: Alle zwei Wochen soll die Behörde für Berufstätige auch am Sonnabend geöffnet sein. Auf seiner Liste steht aber auch sozialer Wohnungsbau. Da sehe er Handlungsbedarf, aber auch beim öffentlichen Nahverkehr.

Die Verantwortung und Planung sollte nicht allein dem Landkreis überlassen werden, die Stadt müsse sich künftig einbringen. Die Fahrgäste wohnen ja schließlich auch in Bitterfeld-Wolfen. Dann noch ein Wort zur Jugend. „Ich glaube, Jugendclubs sind nicht mehr zeitgemäß.“ Streetworker würden die jungen Leute heute mehr erreichen. Jugendarbeit auf der Straße, das ist seine Vision. (mz/cz)

Marko Roye (Die Linke) will die Stadt nicht kaputtsparen

Der Mann ist bekannt. Nicht nur, weil er sich als DJ, Sänger und Veranstalter einen Namen gemacht hat. Marko Roye, verheiratet, ist auch auf kommunalpolitischem Parkett in Bitterfeld-Wolfen schon lange kein No-Name.

Roye will Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen werden. Seine Partei, Die Linke, hat den 37-Jährigen ins Rennen geschickt.

Und der Weg beginnt gleich steinig: Sein parteiloser stellvertretender Stadtrat-Fraktionschef unterstützt nicht ihn, sondern einen anderen Kandidaten. Roye hebt die Schultern. „Die Partei-Basis hat fast einstimmig für mich entschieden“, sagt er nur. Und sollte er die Wahl gewinnen, weiß der Wolfener, wo es langgehen soll - und das möglichst schnell.

Eine bürgerfreundliche Verwaltung

Ihm geht es zum Beispiel um eine bürgerfreundliche Verwaltung, die auch bürgerfreundlich ist. „Es muss möglich sein“, sagt er, „dass in jedem Ortsteil an einem Tag jeder Bürger seine Angelegenheiten erledigen kann.“ Freundlich soll es nach seinen Vorstellungen auch zwischen Stadtrat und Verwaltung zugehen. Freundlich, meint er, sei nicht das passende Wort.

„Kultiviert“, verbessert er. Die Kluft, die sich im Laufe der vergangenen Jahre zwischen Stadtrat und Verwaltung aufgetan hat, muss verschwinden. „Damit man endlich wieder miteinander arbeiten kann.“ Gründlich ändern will er auch den Umgang der Verwaltung mit den Ortschaftsräten.

Nicht sparen auf Teufel komm raus

Ein weites, aber nicht unüberschaubares Feld ist für Roye der kommunale Haushalt. Ein heißes Eisen? Nicht, wenn man das Problem mal von einer anderen Seite her betrachtet.

Da heißt es für ihn: Nicht sparen auf Teufel komm raus, sondern genau gucken nach passenden Förderprogrammen vom Bund, vom Land. „Wir haben uns schon fast totgespart“, meint er. „Wir müssen von den Schulden weg, klar. Vielleicht muss man da auch den Mut haben, für eine gewisse Zeit ein Stück Macht abzugeben.“

Apropos abgeben - kann er auch loslassen von seinem Hobby, der Musik? Immerhin: Fanfarenorchester, Bigband, Chef des Vereins „Künstlerische Talentförderung“ - das frisst Zeit. Roye, Fan von Jazz und Swing, lächelt. „Für die Bigband würde ich mir Zeit nehmen. Das war schon immer meins. Aber natürlich weiß ich, der Bürgermeister-Job ist ein 24-Stunden-Job.“ (mz/chf)

Armin Schenk (CDU) setzt auf das Zusammenwachsen der Stadt

Armin Schenk (55) trägt sein Herz auf der Zunge. Fragt man den Geschäftsführer der Entwicklung- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, warum er als Spitzenkandidat der CDU ins Rathaus einziehen möchte, sagt er: „Weil das meine Stadt ist.“

Damit unterstreicht der gebürtige Wolfener mit Wohnsitz in Thalheim nach eigener Auffassung nicht nur seine Herkunft, sondern auch die Leidenschaft, den Willen und die Fähigkeit etwas zu bewegen.

„Ich setze auf Einheit in Vielfalt“

Ob als hauptberuflicher Wirtschaftsförderer oder ehrenamtliches Ortschafts- und Stadtratsmitglied - Armin Schenk kennt Bitterfeld-Wolfen aus dem Effeff und hat den Wandel der Region bislang in vielen Bereichen gestaltet und begleitet.

„Dabei habe ich mir nie die Frage gestellt, ob das Glas halb leer oder halb voll ist, sondern ich hinterfrage, ob wir denn eigentlich das richtige Glas haben“, sagt der Christdemokrat, der sich selbst als Optimisten bezeichnet.

Auch daher begreift er die große Stadt als besondere Herausforderung. „Ich setze auf Einheit in Vielfalt“, sagt Armin Schenk und meint, dass jede Ortschaft ihre eigene Geschichte und Tradition habe, die es zu bewahren gilt. Gleichzeitig biete der Zusammenschluss aller Orte in seiner Gesamtheit etwas Neues, das er mit Leben ausfüllen will.

Die Stadt nicht kaputtsparen

„Ich bin ein Moderations- und ein Motivationstyp, kann also zwischen unterschiedlichen Meinungen sowie Interessen vermitteln und will die Menschen, Verwaltung und Stadträte bei allen Entscheidungen mitnehmen.“ Dabei sei das erste Ziel, dass die Stadt sich nicht weiter „kaputt spart“, sondern dass der finanzielle Gestaltungsrahmen wieder hergestellt und verbessert werde.

„Ich denke, dass es nicht alleine die große Lösung gibt, sondern viele einzelne, kleine Schritte dafür notwendig sind.“ Gleichzeitig müsse die Verwaltung so ausgerichtet werden, dass sie „bestmöglicher Dienstleister für die Bürger und die Wirtschaft ist.“

Dass der Diplomingenieur nicht nur im Beruf, sondern auch als verheirateter Familienvater im Privatleben mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, zeigt sich an Armin Schenks Hobbys. Neben dem Motorrad und der Musik gehören zu Schenks Leidenschaften auch der Karneval und sein Garten. (mz/dop)

Kay-Uwe Ziegler (AfD) fordert mehr Mittel und Engagement für die Stadt

Den Umgang mit großen und kleinen Tieren hat Kay-Uwe Ziegler (52) gelernt. Immerhin absolvierte der AfD-Kandidat ein Fachschulstudium zum Veterinäringenieur und ging bis 1990 als Mitarbeiter des Landkreises Bitterfeld dem Tierarzt zur Hand.

Doch längst hat er umgesattelt, nennt inzwischen drei Bekleidungsgeschäfte in Bitterfeld sein eigen und ist zudem Chef des Innenstadtvereins. Nun will er Oberbürgermeister werden. Warum?

Ein neues Denken etablieren

„Weil ich die Entwicklung der Stadt deprimierend finde. Und etwas dagegen tun will“, sagt der Einzelhändler. Seine fehlende Erfahrung sowohl in der Verwaltung als auch in politischen Gremien verkauft er als Vorteil.

Denn ein anderer Blickwinkel könne helfen. Er wolle eine „neue Art des Denkens“ ins Rathaus bringen. Strikt nach Vorschrift zu arbeiten, sei nicht sein Ding. „Ich suche lieber nach Wegen, wie etwas funktioniert - und zwar langfristig.“

Natürlich gebe es da auch mal Irrtümer. „Aber wenn ich etwas sehe, was nicht funktioniert, rattert es in meinem Kopf los. Meine Kreativität ist mein Antrieb“, sagt Ziegler. Allerdings müsse er lernen, den Plan in seinem Kopf auch anderen zu erklären, damit sie mitziehen.

Für mehr Sauberkeit und Sicherheit

In der Stadt gebe es viel zu tun. Problem Nummer eins ist für Ziegler der Haushalt. „Die Lage ist verzwickt. Mit den derzeitigen Lösungen kommen wir da nie raus.“ Vielmer müsse man Land und Bund zu Verbesserungen für die Kommunen zwingen. Und zugleich dort sparen, wo Dinge dem Bürger nichts bringen.

Für mehr Sauberkeit und Sicherheit in der Stadt will der AfD-Kandidat ebenso sorgen wie dafür, das Einzelhandelskonzept verbindlich zu machen. Neue Märkte in Randlagen lehnt er ab. „Wir müssen die Zentren stärken und Unternehmen anlocken, die auch mal Gewerbesteuern zahlen.“ Vor allem aber sei seine Aufgabe, „alle Verantwortlichen an ihre Loyalität zur Stadt zu erinnern“.

Klar seien das Herausforderungen. Doch solche müsse er als Geschäftsführer auch lösen. Powern - das liebt Ziegler in der Freizeit. Dann fährt er mit dem Rennrad zig Kilometer oder schwimmt. Als Ausgleich greift er zu Krimis von Jo Nesbø oder Sachbüchern. Am liebsten aber verbringe er viel Zeit mit seiner 15-jährigen Tochter. (mz/cze)

Die wichtigsten Infos zur Wahl

Wo sich das jeweilige Wahllokal befindet, steht auf den Benachrichtigungskarten, die jeder Einwohner ab 16 Jahre bekommen hat. Ist dies nicht der Fall, kann man sich unter Tel: 03494/6 66 01 40 melden.

Seit Donnerstag hat zudem das Briefwahllokal im Rathaus Wolfen geöffnet. Dort kann man die Unterlagen abholen und abgeben - zu den Öffnungszeiten der Verwaltung sowie mittwochs von 9 bis 12 Uhr und am Freitag vor dem Wahltag bis 18 Uhr. Der barrierefreie Zugang ist gesichert.

„Doch muss man für die Briefwahl nicht nach Wolfen kommen“, erklärt Stadtwahlleiter Joachim Teichmann. Man könne die Unterlagen anfordern, bekomme sie zugeschickt und kann sie ausgefüllt per Post zurücksenden.

Zum OB gewählt ist der Kandidat, der 50 plus X Prozent der Stimmen erhält. Schafft dies keiner, folgt am 6. November eine Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen. Der Gewinner tritt das Amt am 6. März 2017 an. (mz)