Neue Siedlung ohne Häuser Neue Siedlung ohne Häuser: Ehemaliges Kasernengelände in Wolfen liegt weiter brach
Wolfen - Es war ein ziemlicher Paukenschlag: Vor knapp zwei Jahren ist die ISM Group an die Öffentlichkeit getreten und hat verkündet, das frühere NVA-Kasernengelände in Wolfen-Krondorf zu kaufen, alle alten Gebäude abzureißen und eine komplett neue Siedlung für bis zu 600 Menschen aus dem Boden zu stampfen.
Nach damaligen Aussagen sollten die Arbeiten bereits 2017 beginnen. In relativ kurzer Zeit wollte man auf dem 60.000 Quadratmeter großen Gelände mehrere zwei- bis viergeschossige Blöcke mit knapp 200 Wohnungen, 30 Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften sowie 20 Gewerbeeinheiten für 17 Millionen Euro errichten.
„Das Projekt ist nicht tot. Wir halten an dem Standort und dem Vorhaben fest“
Doch was ist aus dem Mammut-Projekt geworden? Sieht man sich derzeit das Areal an, ist zwar festzustellen, dass Stabsgebäude, Kasino oder Kinosaal tatsächlich verschwunden sind. Von neuen Häusern, geschweige denn einer ganzen Siedlung fehlt allerdings jegliche Spur. „Das hat mehrere Gründe“, sagt ISM-Geschäftsführer Tobias Schmidt auf MZ-Nachfrage. Einerseits habe man zunächst erst einmal alle rechtlichen und planerischen Dinge klären müssen. Andererseits seien die eigenen Mitarbeiter anderswo gebunden gewesen. Aber was heißt das nun ganz konkret, wird nun gebaut oder nicht?
„Das Projekt ist nicht tot. Wir halten an dem Standort und dem Vorhaben fest“, sagt Schmidt. Im kommenden Frühjahr, also knapp eineinhalb Jahre später als ursprünglich geplant, wolle man mit der Erschließung des Geländes beginnen. „Es werden Straßen gebaut und alle Medien, also die Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen, verlegt.“ Geschätzte sechs bis acht Monate werden diese Arbeiten in Anspruch nehmen. „Wenn sie beendet sind, dann erfolgt die Vermarktung.“ Derzeit geht die ISM-Geschäftsführung davon aus, dass das Gesamtvorhaben voraussichtlich 2021/2022 abgeschlossen wird.
Im Rathaus von Bitterfeld-Wolfen ist man weiter zuversichtlich
Trotz der Verzögerung nimmt man diese Aussagen auch im Rathaus positiv zur Kenntnis. „Denn jede planungsrechtlich gesicherte Baufläche trägt zur positiven Entwicklung der Stadt bei“, heißt es aus der Verwaltung. Aufgrund der guten wirtschaftlichen Bedingungen der Unternehmen vor Ort sei davon auszugehen, dass der Fachkräftebedarf auch in Zukunft anhält beziehungsweise zunimmt. „Die Aufgabe der Kommune ist es, Rahmenbedingungen für die mögliche Nachfrage nach Wohnraum zu schaffen. Hierzu trägt das geplante Wohngebiet ,Krondorfer Wiesen‘ bei.“
So sieht es auch Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen). „Ich halte das Projekt für äußerst wichtig, um neuen Wohnraum unter anderem für junge Familien in Wolfen zu schaffen. Damit entsteht ein modernes Angebot, durch das hoffentlich Zuzug generiert wird.“
Krondorf verzeichnete laut Stadtverwaltung von Mitte 2017 bis Mitte 2018 einen Zuwachs von 136 Einwohnern. (mz)
