Gesundheit Neue Hausärztin in Wolfen: Ljudmila Theiß setzt auf vier Sprachen
Mit der Praxis in der Robert-Koch-Straße reagiert das MVZ auf den riesigen Bedarf. Trotzdem bleiben 17 Arztstellen im Altkreis unbesetzt.

Wolfen/MZ - Hier ein gutes Wort, dort ein Blumenstrauß, überall große Erwartung. Ljudmila Theiß steht mittendrin. Die 35-Jährige hat Neuland betreten. Mit Beginn des neuen Jahres trat sie ihren Dienst im Medizinischen Versorgungszentrum Bitterfeld/Wolfen an. Sie leitet ab sofort die neue Hausarztpraxis des MVZ in der Robert-Koch-Straße in Wolfen.
Praxis auf altem Krankenhausgelände
Die Adresse ist keine unbekannte. Die Praxis befindet sich auf dem ehemaligen Krankenhausgelände der Fuhnestadt. In der Nachbarschaft sind weitere medizinische Einrichtungen zu finden.
Auch Sunhild Springer, früher selbst als Oberschwester tätig, nutzt das neue Angebot. Als eine der ersten Patientinnen bekommt sie einen Blumenstrauß. Die kleine Geste kommt nicht von ungefähr. „Ich freue mich auf meine Arbeit“, sagt Ljudmila Theiß, die im ukrainischen Uschgorod Medizin studierte. Internistin wurde sie und absolvierte in Deutschland die Facharztausbildung zur Allgemeinmedizinerin. „Das Beste, was einem Arzt passieren kann“, sagt sie über die Fachrichtung. Es gehe um Vielfalt und das ganz breite Altersspektrum der Patienten. Vom junge Erwachsenen bis zum hochbetagten Senioren: Alle sind in der MVZ-Praxis willkommen.
So wenige Hausärzte wie nirgendwo anders im Land
Das hat sich offenbar schnell herumgesprochen. In diesen Tagen reißt der Strom an Patienten nicht ab. „Der Bedarf ist riesig. Deshalb haben wir uns ganz bewusst für die Öffnung einer Hausarztpraxis in Wolfen entschieden“, erklärt Sebastian Enkerts, Verwaltungsleiter des Medizinischen Versorgungszentrums, das vor nicht einmal einem Jahr auch in Bitterfeld eine Hausarztpraxis eröffnet hat.
Es ist ein Beitrag zur Versorgungssicherheit. Die Region ist auch und gerade in Sachen Hausärzte extrem unterversorgt. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt sind im Planungsbereich Bitterfeld-Wolfen, der weitgehend dem Altkreis Bitterfeld entspricht, aktuell 17,5 Hausarztstellen nicht besetzt. Es ist der Spitzenwert im Land. In Salzwedel sind 16 Stellen frei, in Naumburg 14, in Halle-Umland und Dessau jeweils 13. In Schönebeck hingen sind bis auf eine alle Hausarztstellen besetzt.
Neue Patienten werden angenommen
„Wir nehmen Patienten an“, sagt deshalb auch Verwaltungsleiter Enkerts, während Ärztin Ljudmila Theiß auf die Angebote ihre Praxis aufmerksam macht. Zunächst geht es um das ganz klassische Spektrum der Allgemeinmedizin. „Aber ich habe schon jetzt sehr viele geriatrische Patienten“, fügt die Medizinerin hinzu. Sie macht Hausbesuche und bietet mit ihrem Team gleich zweimal in der Woche Sprechstunden bis in den Abend hinein an. Sie will da sein für die Patienten und scheut auch keine Sprachbarrieren.
Gesprochen wird Deutsch, Russisch, Ukrainisch und Ungarisch
Die Ärztin spricht Ukrainisch, Russisch, Ungarisch und Deutsch. „Das hat mit meiner Herkunft zu tun.“ Uschgorod liegt im Länderdreieck Ukraine, Ungarn und Slowakei. Mehrere Sprachen zu sprechen ist dort Normalität. Es ist eine Trumpfkarte, die die Medizinerin gern ausspielen möchte. Sie könne zuhören. Und das eben nicht nur auf Deutsch, sagt Ljudmila Theiß.
Dann geht die normale Arbeit weiter. Gespräche mit Patienten gehören dazu, auch die Hausbesuche. Und momentan außerdem jede Menge Organisatorisches. Die Praxis nimmt Fahrt auf. Kleinigkeiten werden nebenbei erledigt.