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Narren vergeht das Lachen Narren im Altkreis Bitterfeld vergeht das Lachen: Viele Vereine befürchten die Komplettabsage der Session

01.09.2020, 08:20
Narren vieler Vereine holten sich am 11.11.2019 in Sandersdorf die Rathaus-Schlüssel. In dieser Form wird es das 2020 nicht geben.
Narren vieler Vereine holten sich am 11.11.2019 in Sandersdorf die Rathaus-Schlüssel. In dieser Form wird es das 2020 nicht geben. André Kehrer

Sandersdorf/Salzfurt - Großveranstaltungen und dichter Trubel in geschlossenen Räumen sind wegen Corona nicht möglich. Damit geraten nicht nur Weihnachtsmärkte, sondern auch der Karneval in Gefahr. Die MZ hat in einigen Karnevalsvereinen nachgefragt: Die meisten sonst so optimistischen Narren sehen schwarz. Doch bei manchen gilt auch: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Salzfurtkapelle

„Karnevalisten sind Optimisten“, sagt Frank Vogel. Der Ortsbürgermeister ist Vereinsvorsitzender des Salzfurther Faschingsclubs. Deswegen haben die ersten Tanzgruppen bereits mit dem Üben begonnnen, die jüngeren Kindertanzgruppen starten jetzt nach den Ferien. Es gibt für das Training ein Hygienekonzept und die Bestätigung der Stadt.

„Wir hoffen, dass die Veranstaltungen stattfinden und freuen uns auch darauf“, so Vogel. Schließlich ist es die 55. Saison für die Karnevalisten aus Salzfurtkapelle - den Spaß wollen sie sich nicht verderben lassen. Erst, wenn weniger als 100 Personen bei den Prunksitzungen zugelassen sind, kämen sie um eine Absage nicht herum. „Mit den Kosten für DJ, Gema, das wäre zu viel“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Etwa 150 bis 180 Faschingsgäste passen in Salzfurtkapelle in die Mehrzweckhalle.

Thurländer Faschings-Club

Der Thurländer Faschings-Club sieht wenig Chancen für die kommende Karnevalszeit. Final werde das Vorgehen am 17. September besprochen, wenn die neue Corona-Verordnung des Landes ansteht, sagt Präsident Stephan Mayer. Aber: „Das Thema ist eigentlich schon durch“.

Mit den Abstandsregeln könne man den Saal nur zur Hälfte füllen. So ließen sich die Kosten nicht über Eintrittskarten einspielen. Außerdem müsste unter Corona-Bedingungen ein professioneller Caterer engagiert werden, was ebenfalls teuer sei. Und bei Verstößen könnten empfindliche Strafen drohen. „Das fällt auf uns als Verein zurück“, sagt Mayer.

Karnevalsverein Sandersdorf

„Ich habe hundert Fragezeichen über meinem Kopf“, sagt Hubert Otte. Ein Schelm hat seinen Humor verloren. Der Präsident der Sandersdorfer Karnevalisten ist selten sprachlos. Jetzt komme es öfter vor. Vor allem, wenn er auf die fünfte Jahreszeit blickt. Die in ein paar Wochen die Narren wieder auf die Straße locken sollte. „Wir haben unsere Entscheidung erstmal bis Ende September verschoben“, teilt Otte mit.

Auch die Stadtverwaltung von Sandersdorf-Brehna ist in der Warteschleife, was die traditionelle Schlüsselübergabe am 11. 11. betrifft. „Mehr Klarheit erhoffen wir uns am Montag“, sagt Stadtsprecherin Stefanie Rückauf Dann werden neue Corona-Bestimmungen vom Land erwartet. Hubert Otte nennt es „einen Albtraum“. Keiner könne planen. Ein Hygienekonzept könne er sich nicht vorstellen. „Wie soll das funktionieren?“

Karnevalsclub Zscherndorf

Da ist auch Stephan Dumke ratlos. Für ihn wäre die kommende Session seine erste als Präsident des Zscherndorfer Karnevalsclubs. Es wäre wohl die Krönung seiner Narrenlaufbahn geworden. Doch so ganz hat er noch nicht mit allem abgeschlossen.

Fest steht: „Der November ist abgehakt“. Diese Entscheidung sei im Elferrat gefallen. Das bedeute aber noch lange nicht, „dass die komplette Session ausfällt“, so Dumke. „Wir hoffen, dass wir Anfang des Jahres loslegen können. Ich bin eben ein Optimist.“

Faschingsklub Thalheim

Für Präsident Olaf Kracke ist die Lage klar: „Wir haben unsere Novemberveranstaltungen abgesagt.“ Und Thalheims oberster Karnevalist geht noch weiter. „Wahrscheinlich fällt die gesamte Session aus.“ Darüber entscheide die Mitgliederversammlung im September. Aber die Zeichen stünden schlecht. „Wir können keine Veranstaltungen wie sonst machen.“

Da Karneval mit Mund-Nasen-Schutz nicht denkbar sei, brauche man pro Person zehn Quadratmeter. Das bedeute, dass man in die Turnhalle, wo die Thalheimer Narren-Spektakel stattfinden, ganze 40 Leute bekomme. „Das sind ja schon allein die Mitwirkenden.“

Die Absage der beiden Prunksitzungen sowie des Senioren- und Kinderkarnevals wäre ein Novum. „Der Karneval ist noch nie abgesagt worden, solange es uns gibt.“ Und was ist mit der Schlüsselübergabe am Rathaus am 11.11.? „Ohne Session brauchen wir auch keine Schlüsselübergabe“, meint Kracke. Einziger Trost: Der Verein gerät durch die Absage nicht in Gefahr, da man mit den Hauptveranstaltungen normalerweise kaum Gewinn mache. Eine Aktion soll es aber möglichst trotzdem geben: die Baumpflanzung durch das bisherige Kinder-Prinzenpaar Ende Oktober.

Burgkemnitzer Karnevalsverein

Die Narren um Präsident Andreas Boy sind laut und redselig. „Mir dicke da“, ist der Schlachtruf der Jecken. Dass er in diesem Jahr noch einmal erklingen wird, ist unwahrscheinlich. „Wir selbst machen unsere Veranstaltung ja erst im Januar/Februar. Aber um den 11.11. haben wir regelmäßig andere Vereine besucht.

Da läuft doch nirgends viel“, meint Boy und blickt betrübt ins Jahr 2021. Es sei schwer vorstellbar, dass die Burgkemnitzer Jecken feiern. An der Laune liege es nicht einmal allein. „Aber wenn wir bei den Feiern Abstand halten müssen, passen doch nur ein paar Leute in den Saal.“ Das sei nicht gut für die Stimmung. Das rechne sich auch nicht. Außerdem habe der Burgkemnitzer Gasthof nach der Corona-Zwangspause bis heute nicht wieder geöffnet. (mz)

Salzfurts Tanzgruppen proben trotz der schlechten Aussichten - auch das Männerballett, das noch im Februar als Minions Begeisterung auslöste.
Salzfurts Tanzgruppen proben trotz der schlechten Aussichten - auch das Männerballett, das noch im Februar als Minions Begeisterung auslöste.
Maul