Nach plötzlichem Tod Nach plötzlichem Tod: Söhne führen Kinderarzt-Praxis ihrer Mutter weiter

Bitterfeld - Die Kinderarztpraxis Meinl in Bitterfeld wird es auch in Zukunft geben. „Das ist uns wichtig. Es ist das Lebenswerk unserer Mutter“, sagt Torvid Meinl. Mit seinem Bruder Philipp Gärtner hat er dafür berufliches Neuland betreten.
Beide agieren im Hintergrund, übernehmen Verantwortung für den kaufmännischen Bereich der Praxis ihrer Mutter. Es ist ein Fakt, der in Ausnahmefällen möglich ist. „Wir sind ja keine Mediziner“, stellen die jungen Männer fest.
Claudia Meinl machte sich als Kinderärztin einen Namen in Bitterfeld
Dass sie überhaupt in Sachen Praxis aktiv werden, ist einem Schicksalsschlag geschuldet. Ihre Mutter Claudia Meinl war am 11. November plötzlich verstorben. Sie hatte bis dahin mitten im Leben gestanden, hatte sich als Kinderärztin in Bitterfeld einen Namen gemacht.
24 Jahre lang war sie in der eigenen Praxis in der Schillerstraße aktiv. Patienten blieben nie aus. „Es gibt sogar Leute, die kommen heute mit den eigenen Kindern wieder, einige sogar mit ihren Enkelkindern.“
Söhne sind froh, dass die Praxis weiter existiert
Torvid Meinl ist sich sicher: „Sie werden froh darüber sein, dass die Praxis auch in Zukunft existiert.“ Wie seinem Bruder geht es ihm zunächst um die Erinnerung an die Mutter.
In allen Überlegungen schwingt aber auch Verantwortung mit – für das Personal, für die Patienten. „Ein Glück, dass es schon eine Bewerbung einer Ärztin gab“, sagen die Brüder.
Maria Folleher ist die neue Kinderärztin
Mit Maria Folleher starten sie durch. Die 35-Jährige aus Schwemsal hatte nach der Elternzeit eine berufliche Neuausrichtung auf dem Schirm und eine angestellte ärztliche Tätigkeit in einer Praxis im Blick. Bitterfeld lag auf der Hand. Dass sie jetzt allein Verantwortung übernimmt, ist eine andere Sache.
„Natürlich muss ich mich einarbeiten. Das betrifft zum Beispiel die ganze Dokumentation. Das war im Krankenhaus etwas anders.“ Maria Folleher hatte nach dem Medizinstudium in Leipzig mehrere Jahre in der Kinderklinik des Wittenberger Paul-Gerhardt-Stifts gearbeitet.
Praxis bietet medizinische Grundversorgung von Kindern und Jugendlichen an
„Kinder bleiben Kinder. Das spielt sich alles ein“, meint die Ärztin nach dem ersten Tag im Dienst in der Schillerstraße.
Zu tun gibt es reichlich. Allerweltssachen. Nichts Spektakuläres. „Wir bieten die ganz normale Grundversorgung im Bereich Kinder- und Jugendmedizin an“, sagt Maria Folleher, die selbst Mutter von drei Kindern ist.
Einige Parallelen zwischen Claudia Meinl und ihrer Nachfolgerin
„Da sind schon Parallelen zu unserer Mutter“, meint Torvid Meinl. Als Claudia Meinl 1993 in der Schillerstraße an den Start ging, war sie ebenfalls kaum älter als 30 Jahre und hatte zwei Kinder.
„Sie hat den Beruf geliebt. Das sieht man hier an jeder Ecke.“ Auch Philipp Gärtner kommt nicht umhin, die Zeit zurückzudrehen. Wartebereich, Behandlungszimmer. Alles ist wie immer. „Nur die Mutti fehlt. Das ist schon so.“
Söhne von Claudia Meinl wohnten über der Kinderarztpraxis
Die Söhne von Claudia Meinl haben kein Problem, Gefühle zu zeigen. Die Praxis hat auch ihr Leben bestimmt. „Wir haben ja in der Etage über der Praxis gewohnt.“ Als Bauingenieur und IT-Projektmanager haben sie mittlerweile ihren Weg gemacht.
Bitterfeld war trotzdem ein zentraler Ort. Das soll so bleiben. Philipp Gärtner hat vorgearbeitet. Die Internetseite der Kinderarztpraxis Meinl geht bald an den Start. „Der Timer läuft schon. Es sind aber noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln.“
In der Praxis deutet indes wenig auf den Neustart hin. Alles ist wie immer. Patienten kommen und gehen. „Gut so. Das hätte unsere Mutter auch so gewollt.“ (mz)
Die Kinderarztpraxis Meinl ist neben der Praxis für Kinder- und Jugendmedizin des Medizinischen Versorgungszentrums in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 2 die einzige Einrichtung im Ortsteil Bitterfeld, die sich der ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen verschrieben hat.
Die Praxis befindet sich in der Schillerstraße 12 des Dichterviertels. Fachärztin Maria Folleher und Team sind werktags von 8 bis 12 Uhr sowie Donnerstag zusätzlich von 14 bis 18 Uhr im Einsatz.