Nach der Bundestagswahl Nach der Bundestagswahl: De Vries holt 70 Wahlbezirke

bitterfeld/MZ - Selten hat eine Bundestagswahl im Wahlkreis Anhalt einen so eindeutigen Sieger gefunden wie in diesem Jahr. Und selten kam diese Eindeutigkeit auch so überraschend. Immerhin hatten Kees de Vries (Sieger 2013) und Jan Korte (Sieger 2009) vor vier Jahren nur einen Wimpernschlag in der Wählergunst auseinandergelegen. Insofern hätte man erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwarten dürfen, zumal beide - der CDU-Mann de Vries und der Linke Korte - sich im Wahlkampf unübersehbar angestrengt hatten, ohne freilich in dem großen Wahlkreis überall gleichermaßen persönlich präsent sein zu können.
Die Zahlen hingegen sagen anderes aus: De Vries hat so eindeutig dominiert, wie er vermutlich nicht einmal selbst in den kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hatte. Von den insgesamt 76 Wahlbezirken im Altkreis Bitterfeld (ohne Briefwahl) hat der Amtsinhaber Korte gerade mal sechs für sich entscheiden können. In den anderen 70 Wahlbezirken entfielen die meisten Stimmen auf den Landwirt de Vries, was umso höher zu bewerten ist, als dass der gebürtige Holländer nicht im Altkreis Bitterfeld wohnt. Er hatte dort also nicht unbedingt ein Heimspiel, während der Bundestagsabgeordnete Jan Korte sich lobenswerterweise regelmäßig in seinem Wahlkreis blicken ließ und dort auch gut vernetzt ist.
De Vries übersprang in zwei Wahllokalen sogar die magische 50-Prozent-Marke. Sein bestes Ergebnis erzielte er in Schwemsal mit 56, 4 Prozent. In Krina brachte er es auf 55,7 Prozent. Wenn man nach den Schwachpunkten sucht, dann findet man sie nur im Wolfener Wahlbezirk 19. Nur dort dominierte Korte und nur dort blieb de Vries mit 28,1 Prozent unter der 30-Prozent-Marke. Die Dominanz des CDU-Mannes zeigte sich auch daran, dass selbst dieses, sein schlechtestes Wahlkeis-Ergebnis, immernoch deutlich besser war als das beste der SPD-Kandidatin Petra Börst-Harder, die es in einem Wolfener Stimmbezirk auf 21,8 Prozent brachte.
Jan Korte verlor zwar in manchem Wahlbezirk heftig, war aber bis auf eine Ausnahme unangefochten die Nummer Zwei in der Wählergunst. Einmal lag die ansonsten so böse gebeutelte SPD-Frau vor dem Linken. In Spören konnte sie mit 19,9 Prozent der Stimmen hauchdünn Platz zwei für sich verbuchen, in Quetzdölsdorf gab es einen Gleichstand mit Korte (19,5 Prozent). Korte hatte - im Umkehrschluss zu de Vries - sein bestes Ergebnis in Cösitz, wo er auf 38,6 Prozent kam.
Wer nach Klaas Hübners Niederlage 2009 vom Tiefpunkt für die SPD gesprochen hatte, muss sich neue Maßstäbe auferlegen. Petra Börst-Harder hat in der Erststimme noch einmal um sechs Prozentpunkte schlechter abgeschnitten als Hübner, während die Partei selbst sogar 0,2 Prozent zulegen konnte. Dreimal blieb Börst-Harder unter der 10-Prozent-Marke, Tiefpunkte für die Kandidatin sind die Ergebnisse in Schierau (8,2 Prozent) und in Plodda (9,0), wo die Ergebnisse einstellig waren.
In Schierau fiel sie sogar noch hinter Daniel Roi von der Alternative für Deutschland auf Platz vier zurück. Der Newcomer war auch in Thalheim besser als die SPD-Frau platziert. Dort holte er bemerkenswerte 20,7 Prozent, sein bestes Ergebnis im Altkreis. In Reuden lag er bei 13 und in Jeßnitz bei 11,8 Prozent.
Zum Desaster für die Kandidaten von FDP und Grünen bleibt nicht mehr viel zu sagen. Nur das: Es gab zwölf Wahlbezirke, in denen sie nur eine oder zwei Stimmen bekamen. Der Tiefpunkt für Veit Wolpert: An drei Orten schenkten ihm nur jeweils zwei Einwohner das Vertrauen. Ingo Götze hatte sogar eine Nullnummer in Schrenz.
