Marken, die die Welt bedeuten Marken, die die Welt bedeuten: Briefmarkenausstellung in Bitterfeld

Zörbig/MZ - Das Wort klingt fremd, kompliziert und irgendwie wissenschaftlich: Philatelisten. Nein, das sind nicht die Leute, die in der Philharmonie spielen. Sie kommen auch nicht aus Philadelphia in den USA. Philatelisten beschäftigen sich mit Briefmarken und Post-Belegen. Sie sammeln die Stücke, ordnen und untersuchen sie.
Am Wochenende trafen sich Briefmarkenkenner aus der Region auf Gut Mößlitz zur ersten Anhalt-Bitterfelder Briefmarkenausstellung, kurz Abibria. Es war ein Gemeinschaftsprojekt der Briefmarkenvereine aus Bitterfeld, Dessau-Roßlau, Köthen, Wolfen, Zerbst und Zörbig.
„Briefmarkensammeln ist ein absolutes Wohlstandhobby“, erzählte Volkmar Holtz. Der 65-Jährige hatte seinen Stand gleich vorn in der Ausstellungshalle aufgebaut. Er präsentierte Freimarken der Reichpost aus den Jahren 1880 bis 1889. „Es ist ein Mythos, dass man durch geschicktes Tauschen eine tolle Sammlung bekommen kann. In Wahrheit kosten gute Stücke auch gutes Geld“, sagte der Wolfener und präsentierte dabei einen seiner Schätze: Eine Postkarte, für die kurioserweise Briefporto berechnet wurde. „Der Absender hatte die Karte beklebt, darum wurde wohl gleich mehr Porto fällig.“ Solche Einzelstücke seien etwas Besonderes und daher wertvoll, erzählte Holtz.
Zusätzlich zur ersten Abibria gab es auf Gut Mößlitz noch die zwölfte Wophila zu sehen - die Ausstellung des Briefmarkensammlervereins Wolfen. Diese lief als offene Klasse. „Das bedeutet, dass auch andere Sachen gezeigt werden können, zum Beispiel Münzen“, erklärte der Wolfener Holtz.
Insgesamt waren 51 Exponate zu sehen, davon gehörten 31 zur Abibria und 18 zur Wophila. Wobei mit „Exponat“ nicht die einzelne Marke gemeint ist, sondern die ganze Sammlung. Diese bezogenen sich auf verschiedenen Themen: Es gab Ländersammlungen, zum Beispiel zur DDR und zu Liechtenstein, aber auch postgeschichtliche Sammlungen und solche zu Spezialthemen wie Giuseppe Verdi. Überhaupt können die kleinen Marken fast die ganze Welt abbilden, so viele Motive gibt es.
„Wir konnten etwa 45 Aussteller für die Schau gewinnen“, erzählte Veranstaltungsleiter Benny Berger vom Zörbiger Verein. (siehe Artikel unten) Er schätzte, dass ungefähr 500 Schaulustige zur Ausstellung kame. Ein neue Schau ist auch schon in Sicht: Die Stadt Köthen wird 2015 nämlich 900 Jahre alt. Zu diesem Anlass wird es wohl die zweite Abibria geben. Mit der ersten Ausstellung verbindet Berger eine Hoffnung: „Vielleicht konnten wir ja auch neue Briefmarkensammler gewinnen.“
Volkmar Holtz machte sich ebenfalls Gedanken um die Zukunft der Philatelie. „Es ist ein Hobby für ältere Leute. Man muss Zeit für Vereinstreffen haben und über das nötige Kleingeld verfügen“, überlegte er. „Junge Leute geben ihr Geld eher für andere Dinge aus.“ Dennoch: Nach 50 Jahren Sammelleidenschaft könne er sich ein Leben ohne seine Schätze nicht vorstellen.