Landwirtschaft Landwirtschaft: Im "Stechschritt" übers Spargelfeld

Löberitz/MZ - Das Zwei-Finger-Suchsystem bringt voran. Wenn sich Zeige- und Mittelfinger ins Erdreich graben, dann ist Ravel zum Greifen nah. Oder besser: zum Stechen. Ravel, der im Hügel steckt, hat jedoch nichts mit Maurice Ravel gemein, dessen „Boléro“ Weltruf einheimste. Doch Weltruf hat auch jenes Gemüse der Sorte Ravel, das sich in diesem Jahr reichlich Zeit zur Reife ließ, um den Kopf zu erheben.
Während im vergangenen Jahr bereits am 12. April mit der Spargelernte begonnen werden konnte, ging es 2013 erst Anfang Mai aufs Feld. Gesehen werden, so heißt es nun inmitten der Spargelreihen zwischen Rödgen und Löberitz - im Altkreis Bitterfeld wohl die Adresse Nummer eins für Selbststecher. Und damit all jene, die sich kniend vor dem Asparagus verneigen, auch etwas im Korb haben, hat Gerhard Schumann Vorarbeit geleistet. Jahrelange Vorarbeit, denn dem Edelgemüse muss man viel Zeit lassen, bevor es geerntet werden kann. Drei Jahre vorher müssen die Spargelpflanzen in den Boden. Erst dann können die Stangen - wie der Fachmann sagt - gestochen werden, um auf den Tellern der Feinschmecker zu landen. „Davon gibt es in der Region reichlich“, weiß Schumann. Die ersten kommen schon morgens 6 Uhr, um mit dem Spargelstecher und der Plättkelle zu hantieren. Wie Dirk Friemel. Der reiste von Riesdorf bei Köthen an. „Ich komme eigentlich jedes Jahr.“ Zwei Kisten wird er heute ernten. „Endlich gibt es wieder Spargel satt.“ Gegen 17 Uhr kommt erneut Bewegung aufs Feld. Dieses Mal sind Ronaldo, Lea und Andrea Windisch auf der Suche nach den weißen Spitzen. Auch sie werden fündig.
30 000 Pflanzen der Sorte Ravel und etwa 2 500 á la Prima-verde, das ist grüner Spargel, nehmen ihre Plätze unter und über den Erdhügeln ein. „Denn die Geschmäcker sind nun mal verschieden“, weiß auch der Landwirt. Deshalb hat er auf seiner zwei Hektar großen Fläche für beide Gaumenfreuden Spargel angebaut. Der grüne ist aromatischer, der weiße. Doch was heißt das genau? „Na, Sie wissen schon“, sagt Schumann bloß. Denn wie soll man schon Geschmack in Worte fassen? „Ach, kosten Sie einfach. Sie werden merken, Spargel schmeckt nach mehr. Viel mehr.“ Etwa 300 Meter lang ist eine Reihe, erzählt Schumann. Mit der Ernte wird von oben begonnen - so spart man sich den Rückweg mit dem schweren Korb. Wie viele Kilo er am Ende der Saison - am Johannestag (24. Juni) - aus Löberitz zum Mittagsschmaus der Spargelliebhaber aufgetafelt haben wird? Der Bauer zuckt mit den Schultern. Das könne er nicht schätzen.
Die edlen Stangen sind fast das einzige Gemüse, das er anbaut. Im vergangenen Jahr hat er es mal mit Kartoffeln versucht. „Die haben jedoch vor mir andere geerntet.“
Mehr über die Spargelernte und wo das edle Gemüse selbst gestochen werden kann, erfährt man bei Spargelbauer Gerhard Schumann unter Tel.: 0160/1 18 41 72.