Landkreis Anhalt-Bitterfeld Landkreis Anhalt-Bitterfeld: Katastrophenwarnung nach Postleitzahl

Köthen/MZ - Über Gefahren wie Hochwasser und Großbrände warnt Anhalt-Bitterfeld ab sofort als erster Landkreis in Sachsen-Anhalt via SMS, E-Mail und eine Smartphone-App. Mit dem neuen Warnsystem können sich Bürger kostenlos und zielgenau informieren lassen. Sie bekommen zudem Hinweise für das richtige Verhalten. Ziel des vom Berliner Fraunhofer-Institut Fokus entwickelten Warn- und Informationssystems Katwarn ist es, die Bevölkerung schneller und flächendeckender zu informieren. „Bei Katastrophenfällen ist es schwierig, Bürger ausreichend mit Informationen zu versorgen. Das haben wir auch während der Flut in diesem Jahr gesehen“, sagte gestern der amtierende Landrat Bernhard Böddeker. „Über Sirenen oder Lautsprecher erreicht man zu wenig Menschen. Das neue System bedeutet für sie mehr Sicherheit.“
In welchen Fällen wird gewarnt?
Einwohner, die bei Katwarn angemeldet sind, können sich über Großbrände, Stürme, Industrieunfälle und Bombenfunde informieren lassen. Gewarnt wird ebenso bei Industrieunfällen, Pandemien, Gesundheitsrisiken wie Trinkwasservergiftung sowie bei extremem Unwetter, Hochwasser und Dammbrüchen. Welche Warnungen heraus gegeben werden, entscheidet der Landrat bzw. die Leitung des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst.
Wie wird über Gefahren informiert?
Derzeit gibt es drei Wege: per SMS, E-Mail und Smartphone-App (siehe „Wie melde ich mich an?“). Eine E-Mail-Warnung steht nur in Verbindung mit dem SMS-Kanal zur Verfügung. Der Text im Gefahrenfall kann beispielsweise lauten: „Großbrand - Warnung der Feuerwehr, gültig ab sofort, für PLZ 06749, öffentliche Plätze verlassen, Fenster und Türen geschlossen halten.“ Bei einer SMS ertönt der Signalton, bei der App ein schriller Sirenenton.
Bisher haben Katwarn eingeführt:
Bad Homburg, Berlin, Emden, Hamburg, Kreis Herford, Kreis Lippe, Kreis Paderborn, Landkreis Altötting, Landkreis Aurich, Landkreis Dahme-Spreewald, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Landkreis Leer, Landkreis Wittmund, Nürnberg, Oldenburg, Schwalm-Eder-Kreis.
Das Pilotprojekt startete 2009 im Norden Deutschlands.
Was ist der Unterschied zwischen Warnungen per SMS, E-Mail oder App?
Um Informationen per SMS und E-Mail zu bekommen, müssen sich Bürger mit ihrer Postleitzahl für den Service anmelden. Dabei kann man nur eine Postleitzahl angeben. Bei der App hingegen bestehen weitere Funktionen. Man kann sich mit zwei Postleitzahlen innerhalb der „Katwarn-Gebiete“ (also diejenigen, in denen das System eingeführt ist) registrieren lassen. Außerdem gibt es eine „Schutzengel-Funktion“: Darüber bekommen Bürger Warnungen am aktuellen Aufenthaltsort - unabhängig von den eingegebenen Postleitzahlen. Dafür muss die Ortungsfunktion im Handy aktiviert werden.
Wo bekommt man Warnungen?
In den Landkreisen und kreisfreien Städten, die bereits Katwarn einsetzen. Deutschlandweit warnt der Deutsche Wetterdienst bei extremem Unwetter. Diese Funktion kann nutzen, wer die Katwarn-App herunter geladen hat.
Können Gehörlose oder Blinde Katwarn nutzen?
Da alle Nachrichten als Text und Grafik übermittelt werden, können auch Gehörlose das System nutzen. Für Blinde und Sehbehinderte verfügt das iPhone über eine Funktion, bei der Texte vorgelesen werden. Zudem ist bei Smartphones eine Vergrößerung mdöglich.
Was kostet das System den Bürger?
Nur für die An- bzw. Abmeldung per SMS fallen übliche Kosten an. Die System-Einführung in Höhe von 15 000 Euro und den Betrieb sowie das Versenden der Kurznachrichten trägt der Landkreis, ebenso die jährlichen Ausgaben. Die technische Plattform stellen die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA).
Welche Erfahrungen bestehen mit Katwarn?
Seit 2009 ist es in 15 Landkreisen und Städten erprobt worden. Darunter sind Berlin und Hamburg. Derzeit sind nach ÖSA-Angaben zehn Millionen Menschen angemeldet. Ob das System eingeführt wird, entscheiden die zuständigen Behörden. Das Fraunhofer Institut rechnet damit, dass es in den kommenden Jahren flächendeckend in Deutschland eingesetzt wird.
Wie sicher sind die Nutzerdaten?
Registrierte Postleitzahlen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen werden laut Fraunhofer-Institut an getrennten Orten gespeichert und können aufgrund der anonymen Anmeldung keiner Person zugeordnet werden. Ortungsinformationen würden anonymisiert verarbeitet.
Ist das System verlässlich?
Das System wird regelmäßig in Testwarnungen überprüft. Dennoch kann Katwarn technisch keine 100-prozentige Sicherheit gewährleisten: Besonders bei Störungen des Mobilfunknetzes, des Internets oder der Stromversorgung ist mit Ausfällen zu rechnen.
Wie können in Katastrophenlagen Bürger informiert werden, die das Sytem nicht nutzen?Dann bleiben beispielsweise dem Landkreis die bisherigen Möglichkeiten: Über Sirenen, über Lautsprecher, via Internet und soziale Netzwerke oder über ein Bürgertelefon.
