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Kritik an alten Sanierungsarbeiten Kritik an alten Sanierungsarbeiten: «Pilzzucht» im Kellergewölbe

06.11.2001, 16:14

Gräfenhainichen/MZ. - Treffpunkt Schlosskeller: Ein ungewöhnliches Ambiente erwartete die Stadträte am Montagabend vor ihrer Sitzung. Nasse Wände, an denen stellenweise das Wasser lief, ein muffiger Geruch und jede Menge Pilze am Boden, die so manchen, der diese Früchte im Keller züchtet, vor Neid hätten erblassen lassen.

Doch Freude löste das Sprießen der Früchte weder bei den beiden Pächtern des Kellers, Ronny Lessmann und Torsten Severin, noch bei dem von ihnen beauftragten Planer Friedhelm Renner aus. Denn seit knapp zwei Jahren sind die beiden jungen Männer dabei, das historische Gewölbe mit enormem eigenen Aufwand zu sanieren, um sich hier ihren Traum von einer eigenen Gaststätte sowie einem Tattoo- und Piercingstudio zu erfüllen (die MZ berichtete mehrfach). Und so war Renners Hilferuf bei der Stadt Anlass für den Vor-Ort-Termin, erklärte Bürgermeister Harry Rußbült. Dass die Sanierung des seit 1992 leer stehenden Objektes weder leicht noch billig sein würde, sei allen klar gewesen. Denn nicht umsonst hätten sich alle bisherigen Interessenten angesichts der immensen Kosten wieder zurück gezogen. Doch Lessmann und Severin, die vor allem mit enormen Eigenleistungen die "Kosten drücken", hätten schon zahlreiche Probleme gemeistert. Doch die nun aufgetretene massive Feuchtigkeit, liege an den unsachgemäßen Arbeiten an der Außenmauer beim Bau der Freilichtbühne und des Mehrzweckgebäudes 1992/93, erklärte Renner. Und bevor die Pächter, die derzeit in den Räumen überm Keller ein Bistro und ihr Tattoo-Studio betreiben, noch mehr Geld in das Gewölbe stecken, müsse das erst einmal trockengelegt werden, erklärte der Planer und nannte auf die Frage von Bernhard Twardy (CDU) Kosten von über 200 000 Mark. Auch die damals beteiligen Firmen, die Lothar Prautzsch (SPD) zur Rechenschaft ziehen wollte, seien nicht greifbar, da es sie einerseits nicht mehr gebe und andererseits die Gewährleistungspflicht nach zwei Jahren abgelaufen war.

Nachdem das Gremium später im Rathaus nur den einen Beschluss zur Kostenspaltung beim Erschließungsbeitrag im Gewerbegebiet West gefasst hatte, plädierte der Rat für den Erhalt des Schlosskellers. "In der Prioritätenliste steht die Trockenlegung des Objektes nun auf dem dritten Patz", informierte Rußbült und erklärte, dass versucht werde, über Fördermittel den Betrag günstiger zu gestalten.