Kranich aus Pool gerettet Kranich aus Pool gerettet: Friedersdorfer findet Jungvogel in Schnur verheddert

Friedersdorf - Vor 20 Jahren hat Jürgen Schneider den Pool auf seinem Grundstück in Friedersdorf gebaut. Doch so was hat er dort noch nie erlebt: ln einer aufregenden Rettungsaktion wurde ein junger Kranich aus dem Wasser gefischt. Dabei bedeutete die unfreiwillige Landung im Pool eigentlich dessen Todesurteil. Dass der Vogel überlebte, verdankt er einem bizarren Umstand: seiner Fesselung.
Schon am Donnerstag vor gut einer Woche war Schneider aufgefallen, dass ein Kranichpaar suchend über dem Ort kreiste. Später entdeckte er auf seinem Grundstück einen jungen Kranich, den er verscheuchte. Doch am Freitag klingelte plötzlich sein Telefon: „Mein Nachbar rief an und meinte, der Vogel müsse bei mir sein.“ Und tatsächlich - Schneider und sein Vater fanden den Kranich im Pool. „Unser Schreck war groß“, so Schneider. Denn dass Tier hatte sich in der Kordelschnur eines Schwimmkörpers hoffnungslos verfangen.
„Der Kranich im Pool war durch eine Schnur quasi gefesselt“
Vergeblich suchte Schneider daraufhin am Freitagnachmittag Hilfe bei Naturschutz-Vereinen. Erst die MZ konnte den Kontakt zu Herbert Mahler vom Nabu vermitteln. Der 82-jährige Wolfener ist einer der ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten des Landkreises. „Seit Jahrzehnten wenden sich viele Leute bis hin zur Feuerwehr an mich mit allen Dingen, die in der Natur vorkommen“, sagt er.
Auch beim Kranichschutz arbeite er mit, sei aber beileibe kein Experte. Trotzdem fuhr er - bewaffnet mit Kescher, Netz und anderen Utensilien - nach Friedersdorf. „Der Kranich im Pool war durch eine Schnur quasi gefesselt.“ Was wie ein Drama klingt, war aber des Vogels Rettung. „Denn dadurch konnte er nicht untergehen.“
Wenn Vögel in einen Pool oder eine Regentonne fallen, kommen sie allein nicht raus. Schwimmvögel halten zwar länger durch. „Doch sogar Enten können ertrinken“, weiß Mahler. Für ihn steht fest: „Der Kranich wäre längst ertrunken, wenn er nicht mit der Kordel gefesselt gewesen wäre.“ Mahler konnte den Vogel, der noch nicht fliegen kann, befreien und mit einem Kescher aus dem Wasser holen. „Der hatte eine Tortur hinter sich. Er muss lange im Wasser gewesen sein, war durchnässt und geschwächt.“ Doch wohin nun mit ihm?
Der junge Kranich wurde mit seinen Eltern wiedervereint am Muldestausee
Mahler rief den Kranichexperten Wolfgang Wecke an, der mehrere Brutpaare am Muldestausee betreut. Der war nicht überrascht. „Ich hatte die Rufe eines Kranichpaars, das seit Jahren am Geerenteich zwischen Friedersdorf und Mühlbeck brütet, schon Donnerstag gehört und wusste, dass was nicht stimmt.“ Also brachten sie das gerettete Jungtier dort hin. „Doch wo sonst hohes Schilf steht, war alles gemäht.
Wahrscheinlich hat das die Vögel aufgeschreckt und das Junge verirrte sich.“ Als Mahler und Wecke den Kranich auf die Wiese stellten, fiel er vor Erschöpfung um. Erneut wurde er aufgerichtet, stieß ein paar Laute aus - und schon kamen vom Stausee her die Eltern angeflogen, warteten rund 250 Meter entfernt. „Der Jungkranich machte sich taumelnd auf den Weg, brauchte rund zehn Minuten“, so Mahler.
„Dann verschwanden alle im Schilf.“ Wecke hat das Trio inzwischen wiedergesehen. „Der Jungvogel machte einen guten Eindruck.“ Pool-Besitzer Schneider freut sich über das Happy End. „Gut, dass es Helfer wie diese beiden gibt.“ Doch wie der Vogel im Pool landen konnte, bleibt dessen Geheimnis. (mz)

