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Klarheit bis Jahresende Klarheit bis Jahresende: Hat das Wolfener Kino noch eine Chance?

Von Frank Czerwonn 07.09.2019, 07:00
Vor einem Jahrzehnt erloschen die Lichter der Filmprojektoren im Kino Wolfen. Bislang sind alle Wiederbelebungsversuche gescheitert.
Vor einem Jahrzehnt erloschen die Lichter der Filmprojektoren im Kino Wolfen. Bislang sind alle Wiederbelebungsversuche gescheitert. André Kehrer

Wolfen - Das frühere Wolfener Kino bröckelt vor ich hin. Vor zehn Jahren flimmerte der letzte Film über die Leinwand. Seitdem steht das Kulturdenkmal leer. Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen) nannte nach seiner Wiederwahl deshalb „die Wiederbelebung des Kinos“ als eine der Hauptaufgaben der nächsten Zeit.

Doch Eigentümer Ronny Kügler spielt in diesem Plan offensichtlich keine Rolle mehr. „All seine Ideen sind gescheitert“, bilanziert Krillwitz. Allerdings sieht der Eigentümer das ganz anders. Er lässt über die Gothaer Firma „Visionar Entertainment“ die Möglichkeiten ausloten. Bis Jahresende soll Klarheit herrschen, was aus dem Kino in Zukunft wird.

Vor fünf Jahren hatte der Wahlschweizer Kügler die Immobilie gekauft - und stellte hochfliegende Plänen vor. Wirklichkeit wurde bislang keiner. Lediglich zu den Aktionstagen namens „Projektionsfläche“ wurde das einst beliebte Domizil 2013, 2014 und 2016 durch Enthusiasten kurzzeitig noch mal belebt. Kann Ziegler jetzt doch noch einen Rettungsplan aus dem Hut zaubern?

„Wir wollen nicht nur das Gebäude erhalten, sondern es auch wieder kulturell nutzen“

„Wir wollen nicht nur das Gebäude erhalten, sondern es auch wieder kulturell nutzen“, versichert Sebastian Vetter, Inhaber der Firma „Visionar Entertainment“. Kügler habe das Haus ja nicht gekauft, um zu spekulieren oder es verkommen zu lassen. „Wir sind mit dem Oberbürgermeister und dem Landkreis im Gespräch, haben außerdem eine Bauvoranfrage gestellt.“ Letzteres bestätigt auch die Stadt Bitterfeld-Wolfen.

Ziel sei zu klären, was im ehemaligen Kino wirklich machbar ist. Vetter verweist auf Aspekte wie Stadtplanung, Bauplanung oder Denkmalschutz. Auch die Verantwortlichen müssten sich erst mal wieder vorstellen, wie es wäre, in Wolfen erneut ein Kino zu haben. Natürlich gebe es Pläne, doch Details wolle man nicht öffentlich nennen, bevor klar ist, ob die so überhaupt machbar sind. Dazu gehören auch die Fragen, ob das Ex-Kino vereinsmäßig oder gewerblich betrieben wird und ob es einen dauerhaften Spielbetrieb geben kann. „Auf jeden Fall sollen dort definitiv auch wieder Filme laufen. Das ist elementar“, betont Vetter.

Bis Jahresende soll Klarheit über die Rahmenbedingungen herrschen. „Damit wir zum konkreten Planen kommen.“ Vom Konzept hänge ab, was letztlich aus dem Haus wird und wie sich die Finanzierung zusammensetzt. „An die Öffentlichkeit können wir aber erst gehen, wenn die Finanzierung steht und der Bauantrag genehmigt ist“, sagt Vetter.

Woher soll das Geld für eine Sanierung kommen?

Für Krillwitz, der seit drei Jahren mit dem Eigentümer in Kontakt steht, ist das nicht mehr überzeugend. Da der Stadtrat im Juni für das Kino ein Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot beschloss, werde er nun auf der rechtlichen Schiene versuchen, eine Lösung für das Haus zu finden.

Krillwitz verweist auf Küglers bekannten Plan eines Multiplexkinos. Dafür sollen offenbar zwei Säle angebaut werden. Ganz abgesehen davon, ob dies besuchermäßig funktionieren kann, müssten dafür laut Krillwitz vier Millionen Euro investiert werden. Die Kügler selbst bekanntlich nicht hat. Stellt sich die Frage: Wer soll das bezahlen?

„Die Zeit drängt, wenn wir das Haus retten wollen“

Unterdessen wird der Zustand des Gebäudes nicht besser. Krillwitz verweist auf abfallende Steinvertäfelungsplatten, Wasserflecken an der Fassade, zerschlagene Scheiben und Dachschäden. „Die Zeit drängt, wenn wir das Haus retten wollen.“

Dass sich der Zustand des Kinos verschlechtert hat, räumt auch Vetter ein. So habe es Einbrüche gegeben, bei denen die Täter gewütet hätten. „Die einst intakte Leinwand hängt jetzt in Streifen herunter, Feuerlöscher wurden versprüht, Wände beschmiert.“ Zudem werde gestohlen. „Da werden noch die letzten Meter Kupferkabel aus den Wänden gerissen, auch Verteiler und Heizungsrohre sind vor den Dieben nicht sicher“, macht Vetter seinem Ärger über die Vandalen Luft. Trotzdem sei die Grundsubstanz noch gut. „Das Kino-Gebäude ist wichtig und schön. Wir wollen es erhalten“, betont er. (mz)

Zu Aktionen der „Projektionsfläche 2014“ kamen viele Besucher in das Kino.
Zu Aktionen der „Projektionsfläche 2014“ kamen viele Besucher in das Kino.
Abdré Kehrer
Graffiti und bröckelnder Putz - wo bleiben die realistischen Ideen für das Haus?
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