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Kinder- und Jugenddorf Schloss Wartenburg Kinder- und Jugenddorf Schloss Wartenburg: Über sich hinaus gewachsen

Von Ute Otto 14.05.2004, 14:28

Wartenburg/MZ. - "Zum Glück", so sieht es der Bürgermeister heute, habe sich die Auffassung durchgesetzt: "Wir bleiben bei dem, was wir können - immerhin hängen 20 Arbeitsplätze dran". In mehreren Einrichtungen im Westen haben sie sich umgesehen - der entscheidende Tipp, doch mal beim Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk Berlin anzuklopfen, kam vom damaligen Landrat Wulf Littke. "Es waren Sympathien auf den ersten Blick", schrieb der stellvertretende Bürgermeister Fritz Sickert in der Festbroschüre zum 50. Heimjubiläum. "Wer hundert Jahre so erfolgreich arbeitet, dem können wir unser Vertrauen schenken."

Und sie wurden nicht enttäuscht. Unter der neuen Trägerschaft wuchs das Kinder- und Jugenddorf über die historischen Mauern des "Schlosses" hinaus. Zunächst wurde in unmittelbarer Nachbarschaft das "Haus an den Eichen" für eine heilpädagogisch integrative Gruppe mit neun Plätzen umgebaut, eine zweite derartige Gruppe fand 2002 Domizil im "Haus am Wald", einer ehemaligen Kinderkrippe. In Wittenberg gibt es Außenstellen des betreuten Wohnens für Jugendliche, die schrittweise aus der Heimfürsorge ins Leben entlassen werden, die Tagesgruppe der ambulanten Familienhilfe. Und am 1. Juli zieht in der Lutherstraße die Wohngruppe junger Mädchen und Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, ein.

Viele Wandlungen gab es auch im Schloss: Aus Schlafräumen wurden Ein- und Zweibettzimmer, Gemeinschafts- und Verwaltungsräume wurden saniert, schließlich auch das alte Gemäuer trocken gelegt und das Dach erneuert. Hierfür gab es Kooperationen zwischen Träger, Landkreis und Arbeitsamt zur Ausschöpfung von Fördermitteln.

Zehn originäre Heimplätze gibt es jetzt im Schloss, und nochmals so viele für die Fünf-Tage-Gruppe. Der pädagogische Alltag mit Verantwortung für etwa 60 Kinder und Jugendliche, die operative Verwaltung und die Anleitung von mittlerweile 52 Mitarbeitern - "eine Riesen-Leistung, die diese Frau vollbringt" - zollt der Bürgermeister der Heimleiterin Ramona Kula Hochachtung.

Die 42-Jährige wurde nach 16-jähriger Arbeit als Erzieherin im Kinderheim Pretzsch im Jahr 2000 Chefin des Kinder- und Jugenddorfes Schloss Wartenburg. Sicher sei es anstrengend, gebe es manchmal auch schlaflose Nächte - aber allein gelassen mit der Last der Verantwortung fühle sie sich keineswegs. "Das Wichtigste wird schon von der EJF-Geschäftsstelle in Berlin geregelt. Und wenn ich Probleme habe, kann ich jederzeit dorthin kommen", sagt sie. Keinesfalls missen möchte sie die familiäre Arbeitsatmosphäre vor Ort.

Am Sonnabend ist Schlossfest in Wartenburg. Von 11 bis 16 Uhr wird insbesondere für Kinder allerhand geboten. Ab 13 Uhr sind alle drei Wartenburger Häuser des EJF zu besichtigen.