Karate Karate: Solidität als Lebensmaxime
Wittenberg/MZ. - Kurzum: Aus einem introvertierten Teenager ist ein junger Mann geworden, der den Spruch "Über die äußere Form soll die Perfektion des Geistes erreicht werden" zum zentralen Motto seines Daseins gemacht hat.
Palatini ist kein meditierender Mönch, der im Duft der Räucherstäbchen nach Erleuchtung sucht, konsequent die chinesische Küche bevorzugt oder sich ein Bruce-Lee-Poster über das Bett hängt. Studium und Sport bestimmen den Tagesablauf, Oper-, Konzert- sowie Theaterbesuche machen aus Stress und Entspannung einen harmonischen Mix. Ein bisschen Introversion hat er sich dennoch erhalten. Zurück ziehen mit einem guten Buch ist immer ein Stückchen Nonplusultra. Seine Liebe zur Literatur ist innig, der Hang zum Anspruchsvollen wächst. Hermann Hesses "Glasperlenspiel" ist in der persönlichen Rangliste sein Bestseller, die "Buddenbrooks" von Thomas Mann zieren zurzeit den Nachtschrank des Studenten.
Obwohl er es als Sportler schon zum Grand-German-Champion gebracht hat und seine Gegner seit Jahren mit Schlägen und Tritten traktiert, die Philosophie hat von seiner Seele längst Besitz ergriffen. "Wahres Glück liegt nur im Augenblick. Wer sein Leben maßvoll gestaltet, wird es auch richtig genießen." Karate als Freizeit-Beschäftigung hat der 22-Jährige ganz bewusst gewählt. Ausdauer, Achtung, Höflichkeit, Fleiß bilden das zentrale Motto jedes Trainings, der Weg zur Gewalt-Abstinenz (Grundidee dieser Sportart) ist vorprogrammiert. Palatini geht nicht mit Tricks und Kniffen auf Diskotheken hausieren. Um Streitereien macht er einen Bogen, der Gedanke, als "Show-Man" Applaus zu haschen, passt nicht in die Kategorie: Erstrebenswertes.
Seine Bestimmung hat der vierfache Gewinner der Offenen Deutschen Meisterschaften und Mitglied der Wittenberger Kampfkunstschule "Shu-Ha-Ri" trotzdem gefunden. Als Träger des braunen Obi (Gürtel) trainiert er zweimal wöchentlich junge Karatekas und weist sie mit pädagogischem Geschick in das Einmaleins der chinesischen Kampfkunst ein. Der Job als Lehrer ist ein weiteres Mosaik-Steinchen im Anspruchsdenken seiner Lebens-Philosophie. Verantwortung übernehmen, Kinder erziehen - nur keine halben Sachen. Neuen Trends will er sich nicht verschließen. Show-Programme oder das für Zuschauer attraktivere Vollkontakt-Karate rücken immer mehr in den Blickpunkt des Sportlers.
In welcher Sprache wird eigentlich ein Gast verabschiedet, der eine Schule verlässt, in der asiatische Kampfkunst gelehrt wird? Zum ersten Mal verliert Palatinis Gesicht seine Ernsthaftigkeit. "Ganz einfach: Tschüß."