Kandidatenausrutscher bei "Wer wird Millionär?" Kandidatenausrutscher bei "Wer wird Millionär?": Bitterfeld ist nicht Tschernobyl

Bitterfeld/Dessau - Die Zeiten, in denen Bitterfeld als schmutzigste Stadt Europas galt, liegen weit zurück. Dicke Luft und chemiebelastete Böden, das war einmal. Oder doch nicht? So sicher war sich da ein Kandidat der Quiz-Sendung "Wer wird Millionär?" nicht. Der Kölner Mohamed Mahjoubi stieg nach erfolgreichem Auftakt vor fünf Wochen am vergangenen Montag zum zweiten Mal auf den heißen Stuhl: Mit allen vier Jokern und 8.000 Euro in der Tasche galt er laut Moderator Günther Jauch sogar als "gefährlicher Kandidat".
Gefährlich wurde es dann auch - bei der 64.000-Euro Frage: "Wofür braucht man als deutscher Individualtourist eine Genehmigung des Umweltbundesamtes?" Nach dem 50/50-Joker blieben schließlich eine Reise zur Antarktis oder ein Ausflug nach Bitterfeld übrig.
Bitterfeld als deutsches Tschernobyl?
Das half dem Juristen jedoch offensichtlich nicht weiter. Schon bei der geografischen Verortung von Bitterfeld haperte es: "Wo liegt denn Bitterfeld, Herr Jauch?" Der wiederum gab eine kurze Geschichtslektion über das einstige Chemiezentrum der DDR mit verseuchten Böden und kranken Menschen. Das erinnerte den Kandidaten spontan an Tschernobyl, wo man bestimmt auch nicht so einfach hinreisen könne.
Bitterfeld als deutsches Tschernobyl? Dieses Bild wollte Günther Jauch nicht so einfach stehen lassen. "Tschernobyl: Ja. Bitterfeld als das deutsche Tschernobyl zu bezeichnen, da mahne ich und warne ich. Das wird der Landschaft, der Stadt und den Menschen nicht gerecht", gab Jauch zu Bedenken.
"Sie sagen also, in Bitterfeld kann man sich frei bewegen", schloss Mahjoubi. Und loggte schließlich die korrekte Antwort Antarktis ein.
Was hat das Umweltbundesamt mit der Antarktis zu tun?
Bleibt noch die Frage: Was hat eine deutsche Bundesbehörde mit der Antarktis zu tun, darüber klärt das Umweltbundesamt in Dessau auf seiner Webseite auf. Dahinter steckt der Antarktis-Vertrag, der den Schutz des Südpols vorsieht. Deutschland ist als Vertragspartner verpflichtet, ebenjenen Schutz zu gewährleisten. "Das heißt", schreibt das Umweltamt, "dass jede beabsichtigte Tätigkeit in der Antarktis, die in Deutschland organisiert wird oder von deutschem Hoheitsgebiet ausgeht beim UBA zu beantragen ist."
Ob der "Wer wird Millionär"-Kandidat Mohamed Mahjoubi mit diesem Wissen nun einen Ausflug nach Bitterfeld unternimmt, bleibt abzuwarten. Mit den 125.000 Euro, die er am Montagabend schließlich mit nach Hause nehmen konnte, kann er sich das auf jeden Fall leisten – auch ohne Genehmigung aus Dessau. (mz)