Jobcenter-Affäre Anhalt-Bitterfeld Jobcenter-Affäre Anhalt-Bitterfeld: Große Irritation im Verwaltungsrat

Bitterfeld - Bei der Aufklärung der Jobcenter-Affäre gibt es unter den Verwaltungsratsmitgliedern einige Irritationen. Nachdem Andreas Dittmann (SPD) - Angehöriger dieses Gremiums - in einem MZ-Interview äußerte, dass sich der Verwaltungsrat die unterschiedliche Verquickungen zwischen Jobcenter und der Tochtergesellschaft genauer hätte ansehen müssen, herrscht Unverständnis.
Irritationen nach Interview
„Das hat er sich schön zurechtgelegt“, sagt ein Mitglied, das namentlich nicht genannt werden möchte. „Mit dieser Aussage wird doch absichtlich der Eindruck erweckt, wir hätten nicht aufgepasst.“ Gegen diese Lesart verwehre man sich. Bereits bei der Sitzung des Verwaltungsrates unter Vorsitz des Landrates Uwe Schulze (CDU) am vergangenen Donnerstag muss es nach MZ-Informationen unterschiedliche Auffassungen zur Bewertung und Aufklärung der Vorkommnisse rund um das Jobcenter Anhalt-Bitterfeld und die B&A Strukturförderungsgesellschaft Zerbst gegeben haben.
Mitglieder wollen anonyme Briefe
„Wir wollen wissen: Was ist wie gelaufen“, sagt beispielsweise Kathrin Hinze (Die Linke). Das müsse nun alles sachlich aufgearbeitet werden, um es bewerten zu können. „Daher ist die Sache für uns noch nicht abgehakt.“ Andy Grabner (CDU) indes meint: „Ich habe im Verwaltungsrat auch Fragen gestellt, möchte mich aber über personelle und strukturelle Angelegenheiten nicht äußern.“ Aus seiner Sicht sei während der Sitzung inhaltlich alles beantwortet worden. Hundertprozentige Gewissheit könne man zwar nie haben, „allerdings habe ich keinen Grund für Zweifel“. Für Klaus Gatter (Freie Wähler) ist das so abschließend noch nicht zu bewerten. „Wir haben eindringlich darum gebeten, dass die Mitglieder des Verwaltungsrates alle anonymen Briefe bekommen, die derzeit im Raum kursieren.“ Denn der „Wille zur Aufklärung“ sei da. „Dafür müssen wir die Vorwürfe kennen.“
AfD reicht Fragenkatalog ein
Das unterstreicht auch Sarah Sauermann (AfD). „Ich sehe es als meine Pflicht an, genauer nachzufragen, da ein Verwaltungsratsmitglied eben diese Aufgabe hat.“ Daher hat sie nach eigenem Bekunden einen „Fragenkatalog“ dem Landrat übergeben. So wolle man beispielsweise in Erfahrung bringen, über welche Qualifikationen einzelne Mitarbeiter in führenden Positionen im Jobcenter und der B&A verfügen. Auch zu einzelnen Beschäftigungsverhältnissen von einigen Schulsozialarbeitern gebe es offene Fragen. Diese sollen nun „zeitnah“ beantwortet werden.
Nach der Abberufung der Jobcenter-Vorstände Bärbel Wohmann und Ingolf Eichelberg durch den Verwaltungsrat Anfang Januar waren unterschiedliche Vorwürfe gegen die leitenden Mitarbeiter öffentlich geworden (die MZ berichtete). Der Verwaltungsrat ist ein Gremium mit Kontroll- und Lenkungsfunktionen. Ihm steht Uwe Schulze (CDU) vor. Mitglieder sind Monika Reinbothe (CDU), Andy Grabner (CDU), Bernhard Northoff (CDU), Burkhard Bresch (Die Linke), Kathrin Hinze (Die Linke), Andreas Dittmann (SPD), Holger Hövelmann (SPD), Klaus Gatter (FW ABI), Sarah Sauermann (AfD) und Jan Krezeminski (Beschäftigtenvertreter).