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Jägerschaft in Bitterfeld  Jägerschaft in Bitterfeld : Keine Wildschweine mehr in der Stadt

Von Michael Maul 21.03.2016, 10:40
Wildschweine im Wald.
Wildschweine im Wald. dpa

Bitterfeld - Die Mitglieder der Jägerschaft Bitterfeld können zufrieden auf das abgelaufene Jahr blicken. Die Wildschweinproblematik habe sich vorerst gebessert, die Rückkehr des Wolfes in unsere Wälder spiele noch keine große Rolle, aber vor allem gebe die Entwicklung der Mitgliederzahlen Hoffnung auf einen weiteren Bestand der Jägerschaft.

Während ihrer Jahresversammlung am Sonnabend im Bitterfelder Wasserzentrum zogen die Jäger eine Bilanz der Arbeit und blickten in die Zukunft.

Das Problem Wildschweine, das vor allem die Bitterfelder aber auch die Thalheimer Einwohner immer wieder interessiert, stand auch bei dieser Zusammenkunft auf der Tagesordnung. „Wir können die Ergebnisse der Drückjagden, die im vorigen Jahr stattgefunden haben, als positiv bewerten“, sagte Bitterfeld-Wolfens Stadtjäger Harald Eisenmann. Die Tiere würden sich so etwas merken und den nahen Goitzschewald aufsuchen. Somit habe man das Problem erst einmal aus der Stadt geschafft.

Böden mit Chemie belastet

Problematisch sei allerdings der Umstand, so Ulrich Mette von der Oberen Jagdbehörde, dass die Böden und Pflanzen einiger Flächen um Bitterfeld, Wolfen, Sandersdorf und Thalheim herum mit Resten aus der Produktion des Schädlingsbekämpfungsmittels Lindan belastet seien. Das träfe vor allem auf das Gebiet der sogenannten Fasanenkippe zwischen Sandersdorf und Greppin zu, aber auch auf Flächen der Überschwemmungsgebiete im Jeßnitzer Busch bis hin nach Schierau, Priorau und Möst. In diesen Regionen dürfe geschossenes Wild nicht verwertet, also zum Verzehr freigegeben werden. Eine Untersuchung des Fleisches vorher sei Pflicht, erklärte dazu der Mann von der Oberen Jagdbehörde.

Messungen über eine längeren Zeitraum hätten ergeben, dass bei Schwarzwild die Überschreitung der vorgegebenen Grenzwerte deutlich höher sei als beim Rehwild. Warum das so sei, könne man nicht genau sagen, so Mette. Das wiederum könne ein Grund dafür sein, das sich die Jäger beim Abschuss in diesem Gebiet zurückhalten. Die Tiere würden in diese Gebiete zurückwandern und seien dort auch verstärkt anzutreffen. Dazu würden die Randgebiete von Thalheim und Sandersdorf zählen, wie die Jäger wissen.

Aufwärtstrend bei den Mitgliederzahlen

Positiv bewertet wurde die Mitgliederentwicklung. „Wir haben zurzeit in der Jägerschaft Bitterfeld 232 Frauen und Männer“, sagte Vorstandsmitglied Matthias Krause. Trotz einzelner Austritte könne man aber einen guten Trend erkennen. Als Grund dafür sieht er den sehr guten Zuspruch zu den Jungjägerlehrgängen, die in regelmäßigen Abständen stattfinden würden. Auch für den Lehrgang, der im September dieses Jahres beginnen wird, hätten sich schon 16 Anwärter gemeldet. Als einen weiteren positiven Aspekt sieht Krause das Durchschnittsalter bei den Waidfrauen und -männern in der Bitterfelder Jägerschaft. Mit rund 50 Jahren sei man auf einem sehr positiven Trend.

Als negativ für die Jägerschaft bezeichnet deren Vorsitzender Götz Wolff die zunehmende Ausbildung von Jungjägern in privaten Schulen. Dort werde zwar eine gute Arbeit geleistet, aber nach bestandener Prüfung würden die neuen Waidgenossen alleingelassen. So etwas könne nicht im Sinne einer vernünftigen Hege- und Jagdarbeit sein, wie der Vorsitzende meint. Gerade in der Gemeinschaft von mehreren erfahrenen Jägern könnten die Neuen viele Erfahrungen sammeln, ist er sich sicher.

Kritische Stimmen zur Jagd

Der Vorsitzende nannte aber auch Probleme, die den Interessen der Jäger entgegenstehen. Eine Ablehnung der Jagd bis hin zur Forderung, diese gänzlich abzuschaffen, resultiere daraus, dass die Stadtmenschen die Beziehung zur Natur verlieren würden. „Dem können wir nur mit einer geschlossenen Meinung der Jägerschaft allgemein entgegentreten und immer wieder die Wichtigkeit der Hege sowie der Jagd eindrücklich aufzeigen“, betonte Wolff.

Ein weiterer positiver Aspekt sei die neue Kleidung der Jagdhornbläsergruppe der Jägerschaft. Sponsoren hätten es ermöglicht, die 16 Frauen und Männer neu und vor allem einheitlich einzukleiden, freut sich der Vorsitzende der Jägerschaft. Auch der Umstand, dass auf dem Gelände der Bitterfelder Firma Planen und Bauen jetzt Räumlichkeiten für die Jägerschaft zur Verfügung stehen, bilde einen positiven Aspekt für die Vereinsarbeit. (mz)

Jagdtrophäen gehören bei den Waidmännern immer dazu.
Jagdtrophäen gehören bei den Waidmännern immer dazu.
André Kehrer