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Ende eines Gotteshauses In Wolfen wird eine Kirche entwidmet

Von Dörthe Hein, dpa Aktualisiert: 21.06.2021, 11:50
Die Friedenskirche in Wolfen-Nord war ein DDR-Neubau.
Die Friedenskirche in Wolfen-Nord war ein DDR-Neubau. (Foto: dpa)

Bitterfeld-Wolfen - Nur sehr selten werden Kirchen entwidmet und nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck genutzt. An diesem Sonntag war das in Greiz in Thüringen der Fall. Dort wurde eine sanierungsbedürftige Kirche entwidmet, wie die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mitteilte. Schätzungsweise rund 20 ähnliche Fälle habe es auf dem Gebiet der EKM seit 1990 gegeben, erklärte eine Sprecherin. „Im Verhältnis zur Gesamtzahl von über 3.000 Kirchen kann das als positive Entwicklung gesehen werden, zumal nach 1990 viele schon aufgegeben Kirchen wieder zu neuem Leben erweckt wurden.“

Johannes Killyen von der Evangelischen Landeskirche Anhalts betonte: „Es ist ein schmerzhafter Akt, wenn eine Kirche entwidmet wird.“ Die Menschen verbänden persönliche Erinnerungen mit ihrem Kirchengebäude. Jahrelang dauerten solche Überlegungen deshalb. Es werde immer auch nach anderen Lösungen gesucht, betont Johannes Killyen. Kirche sei auf dem Dorf eben auch ein Zentrum. Die Menschen engagierten sich dafür. „Da stehen viele Emotionen dahinter.“ 212 Kirchen gebe es in der Anhaltischen Landeskirche.

Entweihung einer Kirche: ein schmerzhafter Akt

Eine Entweihung steht in rund einem Monat in Wolfen-Nord an. Dort sagt Pfarrerin Ina Killyen: „Es gibt viele Orte, an denen wir uns treffen können.“ Das sei schön und doch auch eine Bürde, weil die finanziellen Mittel begrenzt seien. Die Friedenskirche Steinfurth wurde zu DDR-Zeiten gebaut.

Sie hat ein typisches Schwimmhallen-Wellendach. Nun seien die Gemeinden in Bobbau und Wolfen-Nord zusammengewachsen, man ziehe gemeinsam in die Christuskirche nach Bobbau. Die Friedenskirche werde schon seit eineinhalb, zwei Jahren nicht mehr genutzt. „Es gibt schon eine gewisse Distanz“, sagt die Pfarrerin.

Aufgabe von Nachkriegsbauten selten - aber nicht ungewöhnlich

Für den 18. Juli sei nun die Entwidmung geplant. Nach einem Rundgang solle es einen letzten Gottesdienst vor Ort geben. Eingeladen seien Gemeinden aus der Region. Danach will Ina Killyen mit den Menschen an den neuen Ort nach Bobbau ziehen - ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto.

Die Sprecherin des katholischen Bistums Magdeburg, Susanne Sperling, sagt, hin und wieder kämen Entwidmungen vor. Meist handele es sich um Kirchen oder Kapellen, die etwa nach dem Krieg schnell errichtet worden seien. Als Beispiele nannte sie umgebaute Ställe oder Garagen. Aktuell weiß sie von keiner geplanten Entwidmung.