Immer neugierig auf Neues
Raguhn/MZ. - Die Urkunde, die am Ende dieses dreijährigen Zusatzstudiums im Bereich der Zahnmedizin steht, ist sozusagen noch druckfrisch.
Seit 1991 ist er als niedergelassener Facharzt für allgemeine Stomatologie in der Muldestadt tätig ist. Und weil Stillstand für ihn Rückschritt bedeute, habe er sich für diesen Masterstudiengang beworben, der zum ersten Mal überhaupt an der österreichischem Donau-Universität in Krems durchgeführt wurde.
Damit gehört der 50-Jährige, der bis zum heutigen Tag niemals seine Neugier verloren hat, nun zu jenen 36 Zahnärzten aus Deutschland, die seit Juli den "Master"-Abschluss auf diesem Gebiet der Oralchirurgie in der Tasche haben. Nur zwei Bewerber kamen aus den neuen Bundesländern - Wadbolskij und ein Kollege aus Sachsen. "Diese Art des Studiums hat aber nichts mit Nachsitzen zu tun", lacht Dr. Wadbolskij über das ganze Gesicht und lässt wissen, dass er schon seit vielen Jahren als Zahnarzt und Spezialist für Implantologie arbeite.
Die Kremser Hochschule habe als erste staatlich anerkannte europäische Universität den postgradualen Abschluss (also ein auf ein abgeschlossenes Studium folgendes Zusatzstudium) in Oraler Zahnchirurgie ermöglicht. "Diesen konnten Interessenten bisher nur in den USA, und zwar an der Harvard Universität in Boston, erlangen", erklärt Dr. Wadbolskij.
Dass ein solcher Abschluss nun auch in Europa möglich ist, hänge mit der Konferenz von Bologna zusammen, die 1999 stattfand und vorsieht, dass Weiterbildungen wie jene in Krems auch hierzulande anerkannt werden und Medizinern ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Was ihn als gestandenen Fachmann dazu bewogen hat, noch einmal die "Schulbank" zu drücken, sei die Möglichkeit gewesen, praktisches Können und theoretisches Wissen noch zu verfeinern und auf wissenschaftliche Weise zu präzisieren. Das sei die Triebfeder dafür gewesen, dass er diesen enormen zeitlichen, finanziellen und arbeitsreichen Aufwand neben der täglichen Arbeit auf sich genommen habe.
Zu Familie und Praxis kam 2003 also das Studium, das sich über fünf Semester und 1 000 Unterrichtsstunden erstreckte. "Jeden Monat bin ich einmal von Donnerstag bis Sonntag zu den Instituten nach Freiburg im Schwarzwald, Bonn oder Krems zum Unterricht gefahren", blickt Dr. Wadbolskij zurück. Zudem galt es, noch einmal je Semester, einen Wochenblock zu absolvieren. Was er weiterhin sehr schätzte, war der Austausch mit seinen europäischen Kollegen. Diese Gespräch, meinte er, werteten das Studium noch zusätzlich auf.
Neben theoretischen und praktischen Komplexen des gesamten oralchirurgischen Gebietes, also chirurgischen Eingriffen im Mundbereich, mussten auch Fälle aus den Praxen dokumentiert werden und parallel dazu eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben werden. Wadbolskij bezeichnet diese als "kleine Doktorarbeit". Seine hatte übrigens einen Umfang von 60 Seiten. "Dafür gab es in diesem Jahr keinen Urlaub", schmunzelt der Wahl-Raguhner. Denn diesen habe er für die Prüfungsvorbereitung gebraucht.
Die Familie, zu der noch ein 26-jähriger Sohn gehört, der sich ebenfalls dem zahnmedizinischem Studium verschrieben hat - ohne Zutun des Vaters, wie dieser erklärt - habe dafür volles Verständnis gezeigt. Der Urlaub werde eben im kommenden Jahr nachgeholt.
Weiterbildung hält er angesichts der rasanten Entwicklung auf dem zahnärztlichen Sektor für überaus notwendig. Deshalb habe er in seiner fast 20-jährigen Tätigkeit schon mehrere Kurse und Weiterbildungen in den USA und Schweden besucht - und jetzt in Österreich.
Wadbolskij ist außerdem Leiter des Implantologischen Arbeitskreises im Raum Dessau, referiert und hält Vorträge beziehungsweise lädt Kollegen zu Vorträgen in seine Praxis ein. "Meist an Samstagen", setzt der Zahnmediziner hinzu und: "Den Nutzen dieser Fortbildungen haben letztendlich die Patienten. Denn sie begeben sich in fachmännische Hände." Das sei nicht zuletzt auf die kollegiale Zusammenarbeit zurück zuführen. Denn der Trend gehe schon seit längerem weg vom Generalisten, sagt Dr. Waldbolskij.