1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. IG BCE: IG BCE: Gewerkschaft legt zu

IG BCE IG BCE: Gewerkschaft legt zu

Von Ulf Rostalsky 20.03.2013, 18:46

wolfen/MZ - Ohne Gewerkschaft geht. Mit ist aber besser - meint Erhard Koppitz. „Wir haben einfach bewiesen, was Gewerkschaftsarbeit erreichen kann“, betont der Bezirksleiter Halle-Magdeburg der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Dabei gehe es nicht nur um vernünftige Entlohnung. Koppitz bringt die ganze Bandbreite „guter Arbeit“ ins Spiel: Kinderbetreuung, Gesundheitsmanagement, Mitgestaltung.

Der Ansatz überzeugt offensichtlich wieder mehr. Am Rand der erstmals in Wolfen ausgerichteten Bezirksdelegiertenkonferenz bestätigte Petra Reinbold-Knape einen Mitgliederzuwachs. In Summe hätte es 4 230 Neuaufnahmen gegeben, erklärt die Leiterin des Landesbezirks Nordost, zu dem bis auf Thüringen alle ostdeutschen Bundesländer und Berlin gehören. Neue Mitglieder hatte es immer schon gegeben. Zumal die IG BCE im Bereich Halle-Magdeburg vor allen Dingen unter Auszubildenden kräftig punkten kann. Zwei von drei Azubis werden in allen 17 zur Gewerkschaft gehörenden Branchen für eine Mitgliedschaft überzeugt. Was die Funktionäre freut, ist vielmehr das Saldo. Es treten nicht mehr Mitglieder aus, als neue dazukommen.

Das bringt die Gewerkschaft wieder ins Plus. Bei insgesamt 25 690 Mitgliedern im Halle-Magdeburger Bezirk fällt der Zuwachs um 250 Gewerkschafter im Jahr 2011 und 50 im letzten Jahr bescheiden aus. „Aber das ist eine Entwicklung gegen den langjährigen Trend“, betont Erhard Koppitz, der die IG BCE keinesfalls als starres Gebilde verstanden haben möchte. Gewerkschaft ändere sich wie die ganze Gesellschaft.

100 Delegierte in Wolfen sind 100 Gesichter aus Bergbau, Chemie, Industrie. Die Gewerkschaft ist breit aufgestellt und möchte das auch bleiben. Deshalb sollen möglichst alle Branchen in den Vorständen vertreten sein. „Wir lassen hier niemanden allein“, so Reinbold-Knape. Die Gewerkschaft möchte vor Ort den Finger in die Wunde legen und ist froh darüber, dass es heute im Bezirk in 165 Unternehmen Betriebsräte gibt. Dass deren Existenz wie im Falle des einstigen Solarriesen Q-Cells sogar gerichtlich durchgesetzt werden musste, bleibt nicht mehr als eine Randnotiz. Man habe mit der Zeit zusammengefunden, ist Erhard Koppitz sicher und bringt die Entsendung des Hanwha Q-Cells-Betriebsratsvorsitzenden Uwe Schmorl in den Bezirksvorstand der Gewerkschaft ins Spiel.

Lebendige Gewerkschaftsarbeit beruht auf detaillierter Kenntnis der Situation vor Ort. In Wolfen wurde in diversen Workshops unter anderem darüber diskutiert, wie Arbeitnehmer über ihre Interessenvertreter in die Gestaltung betrieblicher Abläufe eingreifen können. Der Dialog mit den Unternehmensspitzen bekommt Gewicht. „Das sind keine Kuschelrunden“, stellt Bezirksleiter Koppitz klar. Gewerkschaft möchte ein gutes Stück auch Moderator sein, wenn ganze Sparten wie die Solarbranche ins Trudeln kommen. Sie wird aber auch in Zukunft Klartext reden: Man müsse ganz einfach weg von den prekären Beschäftigungsverhältnissen. Von Leiharbeit und zeitlich befristeten Arbeitsplätzen