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Hochwasserschutz Hochwasserschutz: Streit ums Leine-Siel in Bitterfeld

Von Detmar Oppenkowski 02.02.2015, 13:51
Flussbereichsleiter Frank Beisitzer sieht keine Probleme mit der derzeitigen Regelung für die Bitterfelder Hochwasserschutzanlage.
Flussbereichsleiter Frank Beisitzer sieht keine Probleme mit der derzeitigen Regelung für die Bitterfelder Hochwasserschutzanlage. André Kehrer Lizenz

Bitterfeld - Obwohl sich die Bürgerinitiative Grund- und Hochwasserschutz (BI) und der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) darüber einig sind, dass das neu errichtete Leine-Siel bei Bitterfeld eine wichtige Schutzanlage ist, gibt es zwischen beiden Parteien Streit. Er entzündet sich an der Frage: Bei welchem Wasserstand werden die Schotten dicht gemacht?

Um das Problem zu verstehen, muss man wissen: Sowohl 2002 als auch 2013 drückte das Hochwasser bereits in die Stadt Bitterfeld. Zwar wird der Strengbach auf Höhe des Goitzsche-Auslaufes zur Leine und fließt dann in Richtung Mulde, aber sobald dort die Pegel steigen, verkehrt sich die Fließrichtung und in Teilen der Stadt heißt es dann: „Land unter!“

Eindringen des Wassers kann durch Siel verhindert werden

Um das zu verhindern, hat man sich bereits nach der 2002er Flut darauf verständigt, der zurückdrückenden Mulde einen Riegel vorzuschieben. Nach langer Planungsphase ist das zwei Millionen Euro teure Schutzprojekt vor den Toren der Stadt - auf den Leine-Wiesen in der Nähe der Bahntrasse - im Jahr 2013 dann endlich realisiert worden. Bei zukünftigen Hochwasserereignissen kann jetzt der Schieber einfach geschlossen und das Eindringen der Wassermassen in die Stadt verhindert werden.

Damit wäre nun ein Vorhaben so umgesetzt, wie es sich die Bitterfelder erhofften. Aber beim Grund- und Hochwasserforum der BI wurde deutlich, dass noch längst nicht alles in trockenen Tüchern ist. Gleich zehn Punkte sind gegenüber Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) angesprochen worden.

Einer davon zielt auf das Siel ab. Denn der Schieber schließt sich erst, wenn die in die Leine drückende Mulde auf ein Niveau von 75,5 Meter Normalhöhennull (NHN) – regulär sind es 73,5 Meter - ansteigt. „Das ist viel zu hoch“, meint Wolfgang Baronius von der BI. Aus seiner Sicht würde bei diesem Wasserstand bereits Muldewasser in Richtung Bitterfeld fließen, so dass der Grundwasserstand unter anderem in Bitterfeld-Süd beeinflusst werde. „Auch deshalb standen beim Hochwasser 2013 dort geschätzte 200 Keller unter Wasser.“ Daher seine Frage: „Was spricht dagegen, dass wir das Siel früher - also bereits bei etwa 74,5 Metern - schließen?“ Das wäre ein Meter weniger als momentan.

Rückstau könnte Grundwasserniveau ansteigen lassen

Dieses Vorgehen lehnt für LHW-Flussbereichsleiter Frank Beisitzer ab. „Das Siel bei geringeren als den vorgesehenen Wasserstandshöhen der Mulde zu schließen, ist kontraproduktiv.“ Denn es sei wichtig, dass der Strengbach so lange wie möglich in Richtung Mulde abfließt. Wenn die Schotten vorzeitig dicht gemacht würden, sei das nicht mehr der Fall und es komme zu einem Rückstau, der unter anderem das Grundwasserniveau steigen lassen könnte.

Dazu hat Baronius eine andere Meinung: „Den Schieber eher zu schließen, bringt aus unserer Sicht aber eine Entlastung.“ Zwar würde der Strengbach durch den anhaltenden Zufluss auch steigen und sich auf die Grundwasserstände auswirken, aber der Anstieg wäre - ohne das entgegendrückende Muldewasser - langsamer. „Damit bekommen wir also eine zeitliche und auch mengenmäßige Entspannung.“ In diesem Zusammenhang verweist Beisitzer auf die umfangreichen hydrologischen Berechnungen und Modellierungen, die im Vorhinein durchgeführt wurden. „Die Kriterien sind also nicht willkürlich gewählt, sondern ergeben sich aus langjährigen Untersuchungen.“ Dass man von den Ergebnissen nun noch einmal abweiche, erwarte er daher nicht.

Für Baronius und die BI ist das nicht zufriedenstellend. Sie haben angekündigt, weiter für ihr Anliegen einzusetzen. (mz)