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Heimatverein bittet um Fotos Heimatverein bittet um Fotos: Wie sah die alte Ziegelei Bobbau aus?

Von Christine Färber 22.11.2020, 13:00
Otto Berger mit den Ziegeln der Bobbauer Ziegelei.
Otto Berger mit den Ziegeln der Bobbauer Ziegelei. André Kehrer

Bobbau - Eine Frage beschäftigt Dieter Ullmann sehr - und mit ihm noch einige Bobbauer: Wie mag sie ausgesehen haben, die große Ziegelei, die am 18. August 1859 von höchster Stelle die Erlaubnis zum Probebrennen erhielt? Überall hier in Bobbau stehen Zeugen ihrer Produktivität - aus den roten Backsteinen sind zig Wohnhäuser des Ortes gebaut worden, die einstige Schule, die große Kirche und mehr.

Aber - Dieter Ullmann, Ortsbürgermeister (CDU) und Mitglied des Heimatvereins, schüttelt den Kopf - nirgends existiert eine Ansicht der Fabrik, die mit über 60 Mitarbeitern dazumal ja durchaus eine große, für die rund 800 Einwohner des Dorfes wichtige Firma gewesen sein muss. „Wir suchen Fotos von der Ziegelei“, sagt er.

Der Heimatverein hat eine Mappe mit sämtlichen Ansichten von Bobbau - nur die Ziegelei fehlt

„Wir bitten alle, auf dem Dachboden zu kramen und uns zu helfen.“ Der Heimatverein hat eine Mappe mit sämtlichen Ansichten von Bobbau. „Nichts, nicht ein Bild von der Fabrik.“ Für ihn, der aus dem Erzgebirge stammt, sei das unvorstellbar, dass die Unternehmer sich so zurückgehalten haben sollen. „Bei uns hatte jeder Ort seine Ansichtskarte“, sagt er. „Da war die Kirche drauf, die Kneipe und eine Firma oder Werkstatt.“

In den Mittelpunkt des Interesses ist die Ziegelei gerückt, nachdem Walter Kohlschmidt gekennzeichnete Steine beim Abriss seines Stalles vor noch gar nicht so langer Zeit fand. Umfangreiche Recherchen im Landeshauptarchiv ergaben: Anspänner Wilhelm Koch aus Bobbau hatte im März 1859 den Antrag zum Bau der Fabrik „an die Herzoglich Hochlöbliche Regierung - Abteilung des Innern in Dessau“ gestellt.

Der Ziegelei hatte der Heimatverein vor drei Jahren in seinen Heimatblättern - in der Ausgabe 17 - ein ganzes Kapitel gewidmet. Einzig mit Bildern von zwei Ziegelsteinen, die die Aufschriften „Dampfziegelei Bobbau bei Jeßnitz i. Anh., Carl Zöge & Comp.“ sowie „Bobbau“ tragen, konnte der Beitrag illustriert werden.

Handfeste Zeugnisse von der Existenz der Ziegelei allerdings gibt es heute noch

Beigefügt ist auch eine Karte, die die Lage der Firma skizziert und mit der ungefähren Jahreszahl „um 1895“ versehen ist. Die Karte übrigens hat nach vielen Vergleichen und Recherchen der Bobbauer Otto Berger datiert. Berger, erklärt Ullmann mit Freude, ist quasi unersetzlich. „Er beherrscht die alte deutsche Steilschrift und hilft dem Verein unglaublich, wenn er alte Dokumente für uns transkribiert - zum Beispiel aus dem Landeshauptarchiv in Dessau“, sagt er.

„Erst dadurch konnten wir überhaupt die ganze Geschichte von Bobbau aufarbeiten.“ Die Häuserbücher sind ein tolles Beispiel.
Handfeste Zeugnisse von der Existenz der Ziegelei allerdings gibt es heute noch. An ihrer Stelle an der Grenzstraße befindet sich heute ein kleiner Park.

Jetzt hoffen die Mitglieder des Heimatvereins, dass ihr Aufruf fruchtet

Darunter liegen die Fundamente des Ringofens, in dem die Ziegel gebrannt wurden. Bei der Grundsanierung der Blumen- und Grenzstraße stieß man auf sie. Zu sehen ist oberflächlich jedoch nichts mehr. Übrig geblieben allerdings ist das einstige Bürohäuschen. Das ist heute ein Wohnhaus.

In die Gebäude der Ziegelei, fanden die Heimatfreunde raus, zog später die Sternburg-Brauerei ein. „Die haben einen Eiskeller fürs Bier hingebaut, der steht noch“, sagt Ullmann. „Das Eis holte man im Winter aus den Teichen hier, vermengte es mit Stroh. Das war ’ne gute Kühlung.“ Er selbst hat sich den Eiskeller von innen angeguckt. Ullmann war beeindruckt, sagt er.

Jetzt hoffen die Mitglieder des Heimatvereins, dass ihr Aufruf fruchtet und Ziegelei-Fotos gefunden werden. Wer welche hat, kann sie zu ihnen bringen. Der Heimatverein hat seinen Sitz in der ehemaligen Schule, die heute Domizil der Vereine ist. (mz)