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Hauptrolle für Nadel und Garn

Von Brigitte Mittelsdorf 11.11.2004, 18:03

Wolfen/MZ. - Andere Welt, andere Zeit auf der Foyerbühne unterm Dach des Wolfener Kulturhauses. Kostümprobe nämlich für das neue Märchen des Amateurtheaters Wolfen: Am 20. November erlebt "Der gestiefelte Kater" in der bewährten Regie von Jutta Spychalski seine Premiere. Und alle 24 Mitglieder des Vereins wirken mit, von denen übrigens die Hälfte zwischen 12 und 18 Jahren alt ist. "Nachwuchsprobleme haben wir nicht", sagt Vereinsvorsitzender Jürgen Brinsa. Im Gegenteil: Einstellungsstopp. "Wir wollen ja, dass jeder auf der Bühne etwas zu tun hat."

Intensive Geschäftigkeit zwischen Kaffee, Tee und Mineralwasser. Schneiderin Friederike Smetak wird zum guten Geist mit Nadel und Heftgarn, die an diesem Abend die Hauptrolle an vielen Garderoben spielen. Der tiefblaue Königsmantel passt. Doch: Irgendwie ist er plötzlich hinten zu lang und an den Seiten zu kurz. Leichte Panik bei Werner Pelz. Geschickte Schneiderhände schaffen Abhilfe. Und dann muss sich der künftige König drehen und drehen. "Ach, doch", sagt Friederike Smetak, "das wird ein schöner König" und heftet die goldene Schärpe an. Werner Pelz ist zufrieden.

Der Zauberer in Glitzergrün und Schwarz hat das Ganze verfolgt. Jürgen Brinsa, der zum ersten Mal nicht den König mimen wird, fühlt sich sichtlich wohl in seinem geheimnisvollen Umhang. Nein, an diesem muss nichts geändert werden. Der sitzt perfekt. Dafür hat Wachsoldat Markus Viehweger noch immer Probleme mit seinen Stiefeln. Die sehen zur Uniform unmöglich aus. Der Zauberer muss seine hergeben. Denn der kann auch andere Schuhe tragen. Und Jana Respondek sucht im Fundus nach einem schönen großen Hut, mit dem sie sich als Kater dann so wohlanständig verbeugen wird.

Alle nehmen Anteil, beraten gemeinsam. Vorschläge werden diskutiert, verworfen. Einer berührt die Flügel der schönen Windmühle, die sich auch wirklich drehen. Gebaut hat sie Thomas Mehnert vom Dessauer Theater. Und sogar die Tür lässt sich öffnen. Die Kulissen sind gelungen, da sind sich alle einig. Und wie immer hat auch Ute Opitz daran ihren Anteil, die gern auf den Bühnenbrettern steht, aber ebenso gern auch für das mit sorgt, was diese attraktiv machen.

Die Zeit verfliegt rasch. Noch so viel gibt es zu bedenken bis zum 20. November. Und Jürgen Brinsa ist wirklich neugierig, ob auch diesmal Landrat Uwe Schulze die Einladung zur Premiere absagen wird. Denn ihn, sagt der Vereinsvorsitzende, habe man leider noch nie gesehen hier im Zuschauerraum der Foyerbühne. Mag der Landrat keine alten Märchen?