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Ausflug in die Normalität „Hafen & Herz“-Festival mit Goitzsche Front sorgt für Stimmung am Bitterfelder Hafen

Von Juliane Nentwig 09.08.2021, 14:36
Goitsche Front heizte die Stimmung ordentlich an.
Goitsche Front heizte die Stimmung ordentlich an. (Foto: Michael Maul)

Bitterfeld/MZ - „Die beiden Konzerte waren ein kleiner Ausflug ins normale Leben“, fasst Goitzsche-Front-Manager Steven Dornbusch zusammen. So oder so ähnlich würden sicherlich viele Fans das kleine Festivalwochenende „Hafen und Herz“ beschreiben. Die Stimmung war super und das Publikum konnte einfach mal wieder ein Stück weit Normalität genießen.

Dass diese Errungenschaft überhaupt nicht selbstverständlich ist, dessen sind sich die Jungs von Goitzsche Front sowie deren Management bewusst. „Wir sind sehr dankbar, dass wir spielen dürfen und dass uns die Fans weiterhin unterstützen“, so Frontsänger Pascal „Bocki“ Bock. Denn trotz der Lockerungen angesichts niedriger Inzidenzen und steigender Impfquote seien viele Menschen weiterhin ängstlich oder hätten nicht mehr das Vertrauen, dass Veranstaltungen tatsächlich stattfinden können. „Wir sind mit einem lachenden und einem weinenden Auge hier“, fügt Bock hinzu. Schließlich wüssten die Band selbst nicht, wie viele Konzerte sie in diesem Jahr noch vor sich haben. Die Herbsttour sei bereits abgesagt, so Dornbusch.

Im Publikum war von einem weinenden Auge jedoch keine Spur zu sehen. Obwohl beide Konzertabende mit möglichen 1.000 Leuten nicht ganz ausverkauft waren, merkte man, wie sehr sich die Fans nach der Deutsch-Rock-Band gesehnt hatten und ihre Musik leidenschaftlich genossen. Dafür waren die Fans nicht nur aus der Region angereist, sondern auch aus Österreich oder Baden-Württemberg am Start: Dennis Mai aus Heilbronn lernte Goitzsche Front bereits vor einigen Jahren kennen, als sie auf einem anderen Festival noch als Vorband auftraten. Nun reist er der Musik und der Gemeinschaft auch mal auf weiteren Strecken hinterher. Christin Haus aus Leipzig war dahingegen das erste Mal dabei. Sie kaufte sich ganz spontan ein Ticket und wollte einfach die Gelegenheit nutzen, Musik zu erleben. „Es ist mir egal, ob es genau meinen Geschmack trifft oder nicht. Ich will das Leben genießen“, so Haus.

Das Feiern wie vor Corona war durch die 3-G-Regel möglich: Geimpft, getestet oder genesen musste man sein, um sich auf dem Konzertgelände ohne Abstandsregeln oder Maske aufzuhalten. So hatte die eigens eingerichtete Teststation am Eingang des Geländes circa 200 Tests pro Tag durchführt. „Das Angebot wurde gut angenommen“, bestätigt Sven Papendick-Bunge von Medi-Drive. Das Testergebnis galt dann für 24 Stunden.

Eine Danksagung mit Mikro von der Bühne aus. Am 19. Juni wurde der Mann von Mitgliedern der Goitzsche Front Chaos Crew gerettet.
Eine Danksagung mit Mikro von der Bühne aus. Am 19. Juni wurde der Mann von Mitgliedern der Goitzsche Front Chaos Crew gerettet.
(Foto: Michael Maul)

Auch aktuelle Themen waren auf dem Konzert präsent. Obwohl sich Goitzsche Front mit politischen Kommentaren zurückhält, erinnerte Frontmann „Bocki“ immer wieder an den Zusammenhalt, und zwar nicht nur als Fangemeinde oder einzelne Region. Ganz konkret ging es um eine spontane Aktion, die der Fanclub der Band auf die Beine gestellt hatte.

Für ein verlängertes Wochenende fuhren circa 30 Freiwillige der Goitzsche Front Chaos Crew nach Schleiden bei Gmünd, um Opfern der aktuellen Flutkatastrophe beizustehen. Obwohl die Koordination vor Ort nicht so einfach war wie gedacht, konnte die Gruppe einiges bewirken. Neben ordentlich Manpower hatten sie auch einen Baggerfahrer dabei, der eine Kneipe, die nicht mehr zu retten war, abreißen konnte.

Die Reudnitz sorgt für ein stimmungsvolles Hintergrundbild.
Die Reudnitz sorgt für ein stimmungsvolles Hintergrundbild.
(Foto: Juliane Nentwig)

Für die Truppe war ihr Hilfsangebot selbstverständlich, da einige von ihnen selbst 2002 von der Flut betroffen waren. Auch sonst ist die Chaos Crew offenbar umsichtig unterwegs: Im letzten Monat fanden Freiwillige an der Goitzsche einen jungen Mann, der während des Schwimmens einen epileptischen Anfall erlitten hatte und nur noch im letzten Moment reanimiert werden konnte. Er bedankte sich bei den Helfern von der Bühne aus.

Neben Goitzsche Front waren am Freitag und Samstag auch einige befreundete Bands wie „VIVA“ oder „Thekenathleten“ dabei. „Wir versuchen immer, auch Abwechslung reinzubringen“, erklärt Dornbusch. Zur Zeit sei das Budget natürlich etwas begrenzt, aber eine Neuheit war trotzdem mit von der Partie, und zwar „Battle Scream“ aus Dresden. Neuheiten gab es jedoch nicht nur auf der Bühne.

Auch ein aktuelles T-Shirt hatte es in sich. „Wir haben hier ein Modell, das im Dunkeln das Motiv ändern kann“, erklärt Alexander Kreis. Dann verwandelt sich nämlich das Gesicht des Frontsängers „Bocki“ in einen Totenkopf. Passend dazu begleitete die MS Reudnitz – auch Piratenschiff genannt – die Veranstaltung und feuerte einiges buntes wie lautes Knallwerk ab. Ganz normal, oder?

Nicht nur Goitzsche Front selbst hatten am Wochenende ihre großen Auftritte: Auch die Band Viva hat beim Konzert mitgewirkt.
Nicht nur Goitzsche Front selbst hatten am Wochenende ihre großen Auftritte: Auch die Band Viva hat beim Konzert mitgewirkt.
(Foto: Michael Maul)