Grundwasser in Bitterfeld Grundwasser in Bitterfeld: 120 Brunnen bringen Entlastung
Bitterfeld/MZ. - Strengbach, Leine, Lober und Gelbes Wasser sollen die Hochwassermengen aufnehmen, die derzeit noch in vielen Bitterfelder Kellern stehen. Am Montag stellte der Katastrophenschutzstab in einer Pressekonferenz das Projekt dafür vor. Nach den Worten von Jochen Großmann, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Gicon aus Dresden, sind zwei Etappen vorgesehen. Einmal soll das Gelbe Wasser, ein Bach im Osten von Bitterfeld, reaktiviert werden, zum anderen ist der Bau von 120 Brunnen im Stadtgebiet geplant. Beide Maßnahmen sollen noch in diesem Jahr erfolgen. Kostenpunkt, einschließlich des Betriebs der Pumpen für ein Jahr: fünf Millionen Euro.
Bezahlt werden soll das aus den Mitteln, die Bund und Land für die Beseitigung der Hochwasserfolgen zur Verfügung stellen, sagte Martin Keil, Geschäftsführer der Landesanstalt für Altlastenfreistellung. Wie Peter Tropp, Länderbereichsleiter der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV), erklärte, seien diese Maßnahmen ohnehin geplant gewesen, würden aber wegen des Hochwassers im August nun vorgezogen.
Bei der Reaktivierung des Gelben Wassers handelt es sich um einen Ausbau, damit Grundwasser, das jetzt vor allem östlich der Leine noch in insgesamt 350 Häusern steht, abfließen kann. Laut Großmann kann man auf diese Weise 250 Häuser davon trocken bekommen.
Für den Rest trifft zu, was auch für weitere Stadtgebiet geplant ist - der Bau von 120 Brunnen, mit deren Hilfe Grundwasser gehoben werden soll. Über oberirdisch verlegte, isolierte und beheizbare Leitungen soll das Wasser in den Strengbach, den Lober, die Leine und in das Gelbe Wasser geleitet werden.
Ziel ist es laut Landrat Uwe Schulze (CDU), einen Grundwasserstand zu erreichen, der einen halben Meter unter den Kellern der Bitterfelder Häuser endet. Bei den vorgestellten Plänen handele es sich um so genannte Sofortmaßnahmen. An die müssten sich langfristige Konzepte anschließen. So erfordere zum Beispiel der endgültige Ausbau des Gelben Wassers ein Planfeststellungsverfahren.
Die Sofortmaßnahmen an dem Bach sollen aber nach den Erklärungen von Großmann bis Ende September abgeschlossen sein, so dass dann auch die Entwässerung wirksam werden könne. Die umfangreiche Brunnenanlage werde bis Ende November errichtet.
Wie Großmann außerdem erklärte, sei der hohe Grundwasserstand nicht auf das Anschwellen der Goitzsche zurückzuführen. "Die starken Niederschläge im August haben dazu geführt", so der promovierte Ingenieur. Das Überschwemmungswasser von der Goitzsche sei gar nicht bis zum Grundwasser durchgedrungen. Es sei an der Oberfläche abgeflossen.
Dennoch werde man weiter daran arbeiten, den Goitzschepegel abzusenken, erklärte Tropp. Nach den Plänen der LMBV soll das etwa Ende Oktober auf einen Wasserstand von 75 Meter über NN erfolgen. Unklar ist derzeit, in welcher Form letztlich der endgültige Wasserstand in der Goitzsche festgelegt wird. Der jetzt angestrebte Wasserspiegel wäre der, den die LMBV immer im Auge hatte. Dagegen gibt es bekanntlich Proteste von Bitterfeldern, die die Wiederherstellung des Wasserstandes von 71,5 Meter wie vor dem Hochwasser fordern.