1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Gräfenhainichen oder Kemberg?: Gräfenhainichen oder Kemberg?: Partnerwechsel ohne Glanz und Gloria?

Gräfenhainichen oder Kemberg? Gräfenhainichen oder Kemberg?: Partnerwechsel ohne Glanz und Gloria?

Von Andreas Behling 06.12.2001, 13:00

Schleesen/MZ. - Zu unsicher jedenfalls erschien nicht wenigen Kommunalpolitikern, ob ein Wechsel nach Gräfenhainichen mit Glanz und Gloria verbunden ist. "Du wirst erleben, sie drängen uns an den Rand", wandte sich Eckhard Ruhmer (CDU) an Bürgermeister Siegfried Heinrich. Auch Friedrich Petzold (FDP) fand, Schleesen sollte sich "nicht in eine bestimmte Ecke schmeißen", bevor nicht alle Möglichkeiten abgewogen seien. Er persönlich befürchte einen "unbeweglichen Rahmen, wo ich mich nicht aufgehoben fühle".

Gleichzeitig stellte Petzold nicht die traditionellen Verbindungen zur früheren Kreisstadt - "Grube und Zentralwerkstatt wirken noch nach", meinte Karl-Heinz Weiske (Einzelbewerber) - in Abrede. Emotional tendiere er ja ebenfalls nach Gräfenhainichen, rational und finanziell aber rate er zur Vorsicht. "Traditionen allein sind nicht der Maßstab", erklärte der Freidemokrat. So wäre es schon interessant, vom großen Nachbarn unter anderem zu hören, wie seine Pro-Kopf-Verschuldung ist. Von Weiske kam daraufhin die Empfehlung, Gräfenhainichener zu einer außerordentlichen Sitzung einzuladen, um ausführlich nicht nur über dieses Thema zu sprechen.

Einen Termin für die Zusammenkunft gibt es bislang jedoch nicht. Zumal sich die Schleesener gestatteten, ein Hintertürchen offen zu lassen. Gemeindeoberhaupt Heinrich erhielt nämlich die Vollmacht, parallel zu den Kembergern weiteren Kontakt halten, um vielleicht doch mit ihnen eine Einheitsgemeinde zu bilden. Dem ersten Mann Schleesens schmeckte das freilich nicht so richtig. "Ich bin knieterisch auf die Kemberger, weil die uns haben sitzen lassen", gab er zu. Eine Bemerkung, für die es prompt Widerspruch von Evelin Erdmann, Chefin des Verwaltungsamts der Verwaltungsgemeinschaft "Bergwitzsee", gab.

Die Verantwortlichen in Kemberg, die dem Verbandsgemeinde-Modell mithin eine strikte Absage erteilten, seien wie wohl alle im Land von den Gesetzen überrollt worden, welche die ursprünglichen Ideen aushebelten, erinnerte Frau Erdmann. Sie selbst fände es aus Gründen einer deutlichen Kostenersparnis "irgendwo schon interessant", wenn beide Verwaltungsgemeinschaften eine Einheitsgemeinde unter Kembergs Namen bilden würden. Dann hätte man es mit "relativ gleichstarken Partnern" zu tun. Allerdings wolle ja Radis "sicher nach Gräfenhainichen".

Inzwischen sei es auch so, fuhr die Amtsleiterin fort, dass die Zeitschiene "riesengroße Probleme" bereite. Während Kemberg auf eine Entscheidung bis zum 1. Januar 2003 dränge - per Gesetz wären sogar noch sechs Monate mehr Zeit -, beginne das Umland "viel zu spät" mit den Diskussionen. Unbenommen sei aber, bemerkte nach ihrer Stellungnahme Friedhelm Bellin, dass es zum Schluss um das Wohl der Bürger gehe. "Die verlassen sich auf unsere Empfehlung", so der CDU-Mann.

Deshalb darf man in Schleesen gespannt sein, wann es zur Einberufung einer Einwohnerversammlung kommt. Alle Punkte, die mit einer Beteiligung der Bürger zusammenhingen, nahmen die Räte am Mittwochabend vorerst wieder von der Tagesordnung.