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Goitzsche-Damm  Goitzsche-Damm : Verteidiger an Sandsackfront

Von detmar oppenkowski und Michael Maul 05.06.2013, 19:56
Freiwillige am Bitterfelder Bogen helfen beim Befüllen der Sandsäcke.
Freiwillige am Bitterfelder Bogen helfen beim Befüllen der Sandsäcke. André Kehrer Lizenz

BITTERFELD/pouch/MZ - Der Weg zwischen dem Bitterfelder Fritz-Heinrich-Stadion und der Blauen Bank wird ab dem Mittwochmorgen zum Nadelöhr. Ungezählte Autos fahren hier hintereinander in Richtung Goitzsche-Rundweg, um Sandsäcke abzuladen. Bereits am Dienstag wurde damit begonnen, den Sandsackwall vom Stadthafen bis zum Bitterfelder Bogen Stück für Stück mit einer durchschnittlichen Höhe von 1,50 Meter zu errichten.

Bundeswehr an der Goitzsche-Front

Dabei erhalten die Kameraden der Bitterfelder Feuer- und Wasserwehr sowie die zahlreichen freiwilligen Helfer an der Goitzsche-Front tatkräftige Unterstützung von einem Logistikbataillon der Bundeswehr aus Burg. „Wir sind hier mit knapp 170 Soldaten im Einsatz“, sagt Hauptmann Christoph Fengler. Das verstärkte Engagement direkt am Stadtstrand erkläre sich damit, weil das die „niedrigste Stelle“ sei. Daher werden die Sandsäcke direkt auf dem Rundweg übereinander gestapelt. Gegen Mittag sind zwischen der improvisierten Schutzanlage und dem Wasser noch knapp 20 Meter Luft. Nur die aufgestellten Holzstöcke am Ufer markieren, wie die Goitzsche langsam steigt.

Das beobachtet auch Jens Kozlowski aufmerksam. „Wir sind seit 9 Uhr vor Ort, um Sandsäcke zu stapeln und schauen gespannt auf den Wasserspiegel“, sagt der Bitterfelder. Zusammen mit Bekannten und Freunden ist er seit Montag auf den Beinen und überall dort zu finden, wo Helfer gebraucht werden könnten. „Doch man wird häufig weggeschickt, weil es entweder zu riskant ist oder weil schon genügend Hilfskräfte da sind.“ Kaum hat er das gesagt, kommt schon ein Mitglied des Technischen Hilfswerks auf ihn zu und sagt: „Sie können hier nicht bleiben. Bitte haben Sie Verständnis.“

Begründet wird dieses Vorgehen durch die Stadt Bitterfeld-Wolfen wie folgt: „Wegen der bestehenden Sicherheitsrisiken kann nicht in allen Bereichen der Einsatz von freiwilligen Helfern zugelassen werden.“ Also ziehen Kozlowski und sein Trupp weiter - in Richtung Bitterfelder Bogen. Auf dem Parkplatz haben die Rettungskräfte - nachdem der Sammelplatz für Helfer am Stadion aufgelöst wurde - eine neue Sammelstelle errichtet. So wie auf dem Greppiner Sportplatz werden die Freiwilligen hier eingewiesen, befüllen einen Sandsack nach dem anderen und verladen die Fracht auf die Transporter, die im Sekundentakt vom Stadtstrand zurückkommen.

Tonnenschweres Aufgebot in Pouch

Während in Bitterfeld alles in Bewegung ist, herrscht in Pouch zunächst Stillstand. Entlang der Landesstraße 139 in Richtung Löbnitz - dort, wo die Mulde den Deich und die Straße durchbrochen hat - stehen die mit tonnenschweren Schottersteinen beladenen Lastkraftwagen wie an einer Perlenkette aufgereiht. „Wir sind seit 7.30 Uhr hier“, sagt ein Fahrer kurz vor Mittag. Normalerweise brauche man für die Strecke von Schwerz bei Halle bis nach Pouch nur einen Bruchteil der Zeit, die er und seine Kollegen nun schon warten. „Neun Stunden sind es, die wird hier auf Abruf stehen“, sagt ein anderer Kollege. Und die Schlange ist lang. Bis in den Ort Pouch hinein stehen sie noch am Abend.

Etwa 50 Laster sind es bis Mittwoch um 18 Uhr, die voll beladen zur Straßenbruchstelle bei Löbnitz fahren, abkippen und sich wieder ihren Weg zurück bahnen. Vor Ort werde der abgeladene Steinbruch gleich von einer Planierraupe in das riesige Loch in der Straße geschoben, erzählt ein Lkw-Fahrer, der gerade von dem Einsatzort zurück kommt. „Mal sehen wie oft wir die Strecke noch absolvieren müssen.“

170 Bundeswehrsoldaten errichten am Stadtstrand von Bitterfeld einen Sandsackdeich.
170 Bundeswehrsoldaten errichten am Stadtstrand von Bitterfeld einen Sandsackdeich.
André Kehrer Lizenz
Im hinteren Bereich des Pflegeheims in der Parkstraße steht das Wasser.
Im hinteren Bereich des Pflegeheims in der Parkstraße steht das Wasser.
André Kehrer Lizenz
Reudnitz und Vineta vereint.
Reudnitz und Vineta vereint.
André Kehrer Lizenz