Ganz nah bei Silbermann

Von Ulf Rostalsky 12.09.2008, 16:27

Gossa/MZ. - Dabei hat er nicht unbedingt das Alter und die Herkunft des Instruments im Blick. Es ist dessen Gesamtzustand, der der Gemeinde, Pfarrer Albrecht Henning und nicht zuletzt dem Orgelbauer Kopfzerbrechen bereitet hat. "Bedingt spielbereit", beschreibt Henning die Situation. "Da haben sie noch einen ordentlichen Ton herausbekommen", wundert sich hingegen Wolter.

Der Zahn der Zeit hat gehörig genagt an der ältesten Orgel im Pfarrbezirk Krina. 1781 ist sie vom Dessauer Meister Andreas Ludewig Zuberbier gebaut worden. Ein kleines Schild im Inneren des Instruments sowie eine Nachricht im Blasebalg brachte das noch einmal in Erinnerung. 1779, steht dort geschrieben, ist der Auftrag an den Dessauer gegangen.

Welche Botschaft Rainer Wolter im Blasebalg hinterlassen hat, ist offen. Der ist mit frischem Schafsleder verklebt. Orgelmotor und 24 Holzpfeifen bis 2,40 Meter Länge sind erneuert, alle elektrischen Anbauteile ausgetauscht, Schnitzereien ergänzt, die Orgel gesäubert. Der Klang mache das Instrument besonders. "Typisch für Spätbarock, ganz in der Tradition der Silbermann-Orgeln", erzählt Rainer Wolter.

Was bisher nur noch in Ansätzen funktionierte, wird nach der grundlegenden Sanierung wieder möglich sein. Die Orgel soll mit ihrer Klangfarbe überzeugen. "Wir liegen sehr gut im Plan", bestätigt der Meister. Dem Festgottesdienst und der feierlichen Weihe am 27. September um 14 Uhr stehe nichts entgegen.

Dabei sei die Fülle der Arbeiten am Instrument beachtlich gewesen. "Vieles musste ausgetauscht und erneuert werden. Das alles aber so, dass keine neue Orgel entsteht", sagt Wolter. Tatsächlich sei das Instrument auch nach der Frischzellenkur ein historisches. Und wohl näher am Original als in den Jahrzehnten zuvor. Beispiel Prospektpfeifen. Die sind komplett ausgetauscht worden, haben heute wieder einen sehr hohen Zinnanteil. In der Vergangenheit waren in Gossa Pfeifen aus Zink eingebaut.

Die können zum Fest in zwei Wochen auch ersteigert werden. "Eine gute Idee. Ein ,f' für Friedrich, das ,a' für Anton", freuen sich Orgelbauer und Pfarrer über die Auktion, deren Erlös ganz sicher nicht den Aufwand der Sanierung decken werde. "Aber ein kleiner Beitrag wird es sein", so Albrecht Henning. 31 000 Euro kostet der Orgelbau. Ein Betrag, den die Gemeinde allein nicht schultern konnte. Zumal die Sanierung des Instruments nur eine Maßnahme von vielen in der Gossaer Kirche ist. Erst im letzten Jahr wurden Glockenstuhl und Glocke instand gesetzt. "Ohne Unterstützung von außen wäre nichts gegangen", bestätigt der Pfarrer.

10 000 Euro stellte die Landeskirche aus dem Orgelfonds zur Verfügung, 12 000 Euro steuerte der Kirchenkreis bei. Würden aber immer noch 9 000 Euro für die Gemeinde bleiben. "Da ist jeder zusätzliche Euro willkommen", sagt Pfarrer Albrecht Henning.