Folgen der Flut Folgen der Flut: Friedhöfe schwer betroffen
Bitterfeld/MZ. - Damit haben Angehörige mitunter schwere Entscheidungen zu treffen. Laut Bestattungsgesetz des Landes muss der Tote innerhalb von zehn Tagen unter die Erde gebracht oder eingeäschert werden. So sieht Falko Wagner vom Bestattungshaus Winter derzeit nur zwei Möglichkeiten: Die Urnenbeisetzung oder die Erdbestattung auf einem anderen Friedhof. "Doch wer jetzt zum Beispiel nach Holzweißig geht, hat den Weg 20 Jahre", gibt er zu bedenken.
Umbettungen seien große Sonderfälle. Das bestätigt Claudia Raeche. Sie hat nach zwölf Jahren im Amt nur eine einzige Exhumierung erlebt. Und die hatte der Staatsanwalt angeordnet.
Auf den ersten Blick hat der Bitterfelder Friedhof das Hochwasser nahezu unbeschadet überstanden. Frisches Grün zeugt davon, dass sich die Natur bereits wieder erholt. Doch schon nach wenigen Schritten fallen braune Linien an den Büschen auf, eingefallene Gräber, verschmutzte Steine, ausgespülte Wege. Trostlos sieht es im hinteren Teil aus, wo sich in den Senken das Wasser besonders lange gehalten hat: Ganze Reihen erstickter Pflanzen, schlammbedeckte Flächen und kleine Tümpel.
"Der Boden ist weich wie ein Schwamm", weiß Claudia Raeche. Die Gefahr sei nicht zu unterschätzen, sagt sie und verweist auf rot-weiße Absperrbänder. Die unzugänglichen Bereiche sind aber nicht das einzige Problem. Verwaltungsgebäude, Trauerhalle, Technik und Fahrzeuge standen ebenfalls im Wasser. Seitdem können unter anderem die Abfallbehälter nicht mehr abtransportiert werden, als Ersatz wurden fünf große rote Container aufgestellt. Ansonsten ist Handarbeit angesagt.
Seit gestern können die Bitterfelder das bislang gesperrte Terrain aufsuchen. Endlich konnten Schäden begutachtet, Grabstellen gereinigt, mit Erde aufgefüllt und neu bepflanzt werden. Claudia Raeche konnte darüber hinaus beruhigen: Die Flut habe kein Grab geöffnet.
In Raguhn zeigen sich auf dem vom Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogenen Friedhof bereits junge Efeublätter. Wie Christa Römmling sind viele Raguhner dabei, Grabsteine zu säubern, Schäden auszubessern und die Bepflanzung zu erneuern. "Wir wohnen hier seit 1937, aber dass die Grabsteine bis obenhin mit Wasser bedeckt sind - so was haben wir noch nicht erlebt", sagt die 71-Jährige. Weil das Wasser aber nur einen Tag gestanden hat und es kein Grundwasser gibt, sind hier nach den Worten von Dorit Weidner Urnenbeisetzungen möglich.
Für Erdbestattungen müssten vorerst, so die in der Verwaltungsgemeinschaft für Friedhöfe zuständige Sachbearbeiterin, Kleckewitz, Möst oder Schierau genutzt werden. Zumindest diese Sorgen hat ihre Kollegin Petra Herzog in der Verwaltungsgemeinschaft Jeßnitz-Bobbau nicht. Der Jeßnitzer Friedhof, der heute Mittag wieder öffnet, befindet sich in einem solchen Zustand, dass Angehörige auch am Sarg Abschied nehmen können.