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Flaschenpost verschickt Flaschenpost verschickt: Frau aus Bitterfeld bekommt tatsächlich eine Antwort

Von Tina Schwarz 04.11.2016, 12:30
Diese Antwort bekam die Bitterfelderin auf ihre erste Flaschenpost.
Diese Antwort bekam die Bitterfelderin auf ihre erste Flaschenpost. André Kehrer

Bitterfeld - Jedes Jahr fahren die Bitterfelderin Sylvia Böttner und ihr Lebensgefährte im Frühling und im Herbst auf den Darß an die Ostsee.

„Bekannte von uns haben dort ein Ferienhaus. Am liebsten würde ich ans Meer ziehen“, schwärmt die Bitterfelderin. Nun hat sie das Wasser als Postboten genutzt - und sogar Antwort bekommen.

Schuld daran war das Fernsehen. Als Böttner und ihr Freund im Oktober mehrere Wochen an der See waren, schauten sie eines Abends zufällig eine Reportage über die Flaschenpost - und waren fasziniert.

Denn obwohl Böttner schon in der Kindheit häufig die Großeltern in Lübeck besucht und so die Menschen und die Natur an der Küste lieben gelernt hat, war ihr nie in den Sinn gekommen, eine Flaschenpost mit den Wellen auf die Reise zu schicken.

Doch nun war die Neugier geweckt. „Die Sendung hat mich inspiriert, das selbst mal auszuprobieren“, erzählt sie. Alles, was ihr fehlte, war eine Flasche. Doch wieder half der Zufall - oder richtiger: eine Naturgewalt.

Sturm lieferte die passende Flaschen

Denn ein paar Tage später wütete an der Küste ein Sturm. Als er endlich nachließ, ging das Bitterfelder Paar zu einem Spaziergang an den Strand - und fand verschlungen im Seetang zwei alte Kornflaschen, die das Unwetter herangespült hatte.

Übrigens nicht das einzige Fundstück an jenem Tag. Auch D-Mark-Münzen und ein Klappmesser hatte der Sturm ans Tageslicht gebracht. „Die Flaschen waren perfekt“, meint Böttner.

In der Fernsehsendung sei zwar gesagt worden, dass Champagnerflaschen am besten schwimmen. „Aber ich dachte mir, dass auch so eine alte Kornflasche, die vielleicht ein Seemann über Bord geworfen hat, sehr gut als Flaschenpost geeignet ist.“

Also schrieb die Bitterfelderin einen kurzen Brief, steckte ihn in die gefundene Flasche - und fragte sich: Wie bekomme ich die wasserdicht verschlossen? Ihr Lebensgefährte half. Er schnitzte ihr einen Korken, der genau in den Flaschenhals passte.

Zusätzlich wurde die Post-Buddel mit Kerzenwachs versiegelt. Nun fehlte bloß noch ein passender Ort, um sie auf die Reise zu schicken. „Ich wollte die Flaschenpost unbedingt von einer Seebrücke aus in das Meer werfen.“ Also ging es kurzerhand nach Graal-Müritz.

Flaschenpost hat ihren Empfänger schnell gefunden

Die Ostsee hatte an jenem Tag starken Wellengang. „Das war am 13. Oktober“, weiß Böttner noch. In hohem Bogen warf sie die Flaschenpost in die Fluten - voller Hoffnung, dass jemand sie findet.

Das ging schneller als gedacht. Die Bitterfelderin war kaum zurück aus dem Urlaub, da erreichte sie eine Postkarte aus Essen. „Eine Frau hat die Flaschenpost nur zwei Tage später am Wulfener Hals auf Fehmarn gefunden.“ Die Absenderin schrieb, dass sie an jenem Tag eigentlich surfen wollte, doch Halsschmerzen sie daran hinderten.

„Deshalb sei meine Flaschenpost ein gelungener Trost gewesen.“ Inzwischen hat Böttner mal nachgerechnet. Etwa 70 Kilometer habe ihre Flasche zurückgelegt. „Ich finde, das ist ganz schön viel für eine so kurze Zeit.“

Einladung an die Goitzsche?

Dass die Finderin nun Post aus Bitterfeld bekommt, ist keine Frage. Und vielleicht entwickelt sich ja sogar ein richtiger Briefwechsel daraus.

Sylvia Böttner überlegt jedenfalls, ob sie die Finderin mal nach Bitterfeld einlädt. „Schließlich kann man an der Goitzsche ja auch wunderbar surfen.“

Den alten Brauch der Flaschenpost will Sylvia Böttner jedenfalls weiter pflegen. Das Flaschenpostfieber hat sie gepackt. „Im nächsten Urlaub werde ich wieder eine Flaschenpost versenden. Mal schauen, wo die dann angespült wird.“ (mz)

Sylvia Böttner schickt nun noch eine Postkarte, die ihre Heimatstadt Bitterfeld zeigt, an die Flaschenpost-Finderin.
Sylvia Böttner schickt nun noch eine Postkarte, die ihre Heimatstadt Bitterfeld zeigt, an die Flaschenpost-Finderin.
André Kehrer