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Für mehr Sicherheit am Gleis Firma aus Brehna sorgt für mehr Sicherheit am Gleis

Von Christine Färber 06.03.2021, 11:00
Andreas Ziemke kontrolliert Andreaskreuze. Diese Verkehrszeichen warnen vor einem Bahnübergang.
Andreas Ziemke kontrolliert Andreaskreuze. Diese Verkehrszeichen warnen vor einem Bahnübergang. André Kehrer

Brehna - Die besten Ideen, sagt Peter Zeranski, die kommen ihm nachts. Zwischen zwölf und eins. Zettel und Stift liegen also immer bereit zum Einsatz.

Im Laufe der Jahre muss er eine ganze Menge Nachtstunden gehabt haben, in denen er Ideen notierte. Daraus ist schließlich ein Unternehmen geworden. Und was für eins!

Aus einem Ingenieurbüro mit zunächst zwei Mitarbeitern, das der gelernte Eisenbahner und studierte Eisenbahntechniker 1994 gegründet hat, ist eine Gruppe mit über 250 Beschäftigten geworden. Ansässig ist die im Gewerbegebiet Brehna. Das Kerngeschäft: Entwicklung, Produktion und Montage von Eisenbahnsicherungstechnik sowie Eisenbahndienstleistungen.

Elf Prozent des Umsatzes, den die Firmengruppe macht, geht in Forschung und Entwicklung

Der Bogen in der Produktion spannt sich von festen und mobilen Schutzsystemen für Baustellen an Gleisen über die Instandhaltung von Signalanlagen bis hin zu Sicherungstechnik für Bahnübergänge, Schallschutzwände oder gar Entwicklungen, die so noch nie da waren - für Zeranski und seine Mannschaft gibt es noch immer eine Lösung.

Kein Wunder. Elf Prozent des Umsatzes, den die Firmengruppe macht, geht in Forschung und Entwicklung. Elf Leute sind dort beschäftigt. Andreas Ziemke ist einer von ihnen. Der Chef. Ein Zufall hat den Maschinenbau-Ingenieur vor sechs Jahren von Airbus zur UPZ-Gruppe geführt. „Ich hab hier ein eigenes Interesse dran: Man wächst mit seinen Aufgaben“, sagt er. Das ist ihm so viel wert, dass er zwischen seinem Wohnort Berlin und seinem Arbeitsort Brehna pendelt. „Wir haben viel Freiheit in der Arbeit.“

In der Halle nebenan sind Patrick Kaufmann und Andreas Lehmann damit befasst, die äußerst sensible Elektronik eines Schrankenantriebs zu warten. Da muss man Ahnung haben, meint Zeranski. „Sobald die Schranke denkt, sie geht kaputt, muss sie runtergehen“, bringt’s Kaufmann auf den Punkt.

Seit 20 Jahren sei die Sicherheit im Gleisbereich systematisch gestiegen

Und in einer weiteren Halle wird produziert, womit Baustellen gesichert, Bauarbeiter vor Gefahr gewarnt werden. Produktionsleiterin Petra Winterling hat hier das Sagen über 16 Fachleute und einige Azubis. Sie alle wissen um den Wert ihrer Arbeit. Sicherheit für die Leute am Gleis ist A und O. „Ich habe Respekt vorm Zug“, erklärt Zeranski, „der hat 1.000 Meter Bremsweg.“

Seit 20 Jahren sei die Sicherheit im Gleisbereich systematisch gestiegen. Damals, als er seine Firma für dieses Gebiet spezialisierte, sei das noch eine Nische gewesen. Heute trägt Zeranski mit seinem Team maßgeblich dazu bei, dass das anders ist. Nicht nur in Deutschland übrigens. „Das System Eisenbahn in sich funktioniert perfekt“, sagt er. „Greift der Mensch ein, ist das immer ein Risiko.“ Die feste Absperrung zur Gefahr, die er entwickelt hat, ist europäische Norm.

Referenzen hat UPZ zuhauf. Es sicherte mit seiner Technik unter anderem komplett den gerade abgeschlossenen Umbau des Hauptbahnhofs Halle und des Güterbahnhofs, die Gleisbauarbeiten auf der Merseburger Straße in Halle, den Umbau des Eisenbahnknotens Bitterfeld mit der in den 90er Jahren größten Betonschwellenweiche Europas und vieles, vieles mehr.

„Ich lebe das und freue mich jeden Tag, auf Arbeit zu gehen“

Einmal Eisenbahner - immer Eisenbahner, heißt es. „So ist’s“, sagt Zeranski und lacht. „Ich lebe das und freue mich jeden Tag, auf Arbeit zu gehen.“ Das war schon immer so. Deshalb konnte er auch nicht loslassen, als er während der Umstrukturierung des Unternehmens Deutsche Bahn Anfang der 90er Jahre vor einer Lebensentscheidung stand.

Der Hauptgruppenleiter Betrieb des Güterbahnhofs Halle, einst einer der bedeutendsten Güterbahnhöfe im Netz der Deutschen Reichsbahn, hätte entweder als Angestellter in Mainz arbeiten oder als Selbstständiger in seiner Heimat Bitterfeld bleiben können. „Ich bin heimatverbunden“, sagt er. „Und die Familie auch.“

Peter Zeranski ist Eisenbahner mit Leib und Seele

Tochter Stephanie Mainzer, ebenfalls studierte Eisenbahnerin übrigens, tritt irgendwann in seine Fußstapfen im Unternehmen. Das ist schon klar. Jetzt aber hat der stämmige, kraftvolle Mann die Geschäfte fest in der Hand. Und im Blick. Denn die laufen längst europaweit. „Getrieben“, sagt er, „haben mich immer neue Anforderungen. Mein Chef heißt Kunde.“ Damit sei er gut gefahren und so sei eins zum anderen gekommen. Zum Beispiel auch die Erwachsenenausbildung von Lokführern.

Peter Zeranski ist Eisenbahner mit Leib und Seele. Und doch ein eigenwilliger: Mit dem Zug nämlich fährt er überhaupt nicht gern. Und Modellbahnen, die mag er schon gar nicht. „Wenn man die große Eisenbahn verstanden hat, braucht man keine Modellbahn“, meint er und lacht herzlich. Das wissen offenbar die wenigsten. Sein Arbeitszimmer jedenfalls beherbergt so einige Modelle. (mz)

Simone Lorenz an der Klebemaschine. Hier werden Signalpfeiler gefertigt.
Simone Lorenz an der Klebemaschine. Hier werden Signalpfeiler gefertigt.
André Kehrer
Präsentationsstrecke
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André Kehrer
Sicherungstechnik wird an jeder Bahnbaustelle gebraucht.
Sicherungstechnik wird an jeder Bahnbaustelle gebraucht.
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