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Filmrollen aus Wolfen Filmrollen aus Wolfen: Bundesarchiv erteilt Großauftrag an Filmotec - doch es gibt auch Grund zur Sorge

Von Stefan Schröter 17.04.2018, 09:59
Frank Böhme hält sie mit Stolz hoch: Die weiterhin vor allem in Filmarchiven gefragte Filmrolle des Orwo-Nachfolgers.
Frank Böhme hält sie mit Stolz hoch: Die weiterhin vor allem in Filmarchiven gefragte Filmrolle des Orwo-Nachfolgers. Thomas Ruttke

Wolfen/Berlin - Die Filmarchive der Welt kommen weiterhin am Orwo-Nachfolger Filmotec nicht vorbei. Nun hat das Bundesarchiv den Wolfenern einen weiteren Großauftrag beschert und bestellt dort rund 150 rohe 35 Millimeter Filmrollen. Am Standort Hoppegarten bei Berlin sollen nämlich wieder Schwarz-Weiß-Filme umkopiert werden, erläutert Archiv-Sprecher Karsten Christian.

Bundesarchiv bestellt bei Filmotec Wolfen Spezialfilme im Wert von insgesamt 200.000 Euro

Die Freude in der Wolfener Röntgenstraße ist groß. Der Auftrag für die Spezialfilme beläuft sich auf rund 200 000 Euro. „Es macht uns stolz, dass aufgrund der Qualität der produzierten Orwo-Filme und auch der Lieferzuverlässigkeit ein weltweit hohes Vertrauen zu Filmotec aufgebaut wurde“, resümiert Frank Böhme, Marketing-Manager des Unternehmens.

All das führe auch zu den Erfolgen bei den weltweiten Ausschreibungen. „Damit ist der Markenname Orwo auch mehr als 20 Jahre nach der Liquidation der ehemaligen Filmfabrik weltweit noch immer präsent.“

Mit bestellten Rohfilmen soll Filmmaterial konservatorisch gesichert werden

Im jüngsten Fall kam die Bestellung über das Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums. Mit den Rohfilmen soll laut Archiv-Sprecher Christian in erster Linie Filmmaterial konservatorisch gesichert werden. Die neuen Filmrollen benötigt das Bundesarchiv, um sogenannte Sicherungspakete zu erstellen. Welche Filme nun konkret für die nächsten Jahrzehnte gesichert werden, teilte das Archiv nicht mit.

Es nannte lediglich eine kleine Auswahl an Filmen, die bereits im vergangenen Jahr umkopiert wurden: „Wählt den Weg zum Frieden“ (DDR 1950); „Posen - Stadt im Aufbau“ (Reichsprotektorat Böhmen und Mähren 1942); „Verfolgte wieder verfolgt“ (DDR 1963) „Warschau im September 1939“ (D 1939) „Protokoll Westberlin“ (DDR 1959); „Luther - Ein Film der deutschen Reformation“ (D 1927).

Bundesarchiv realisiert Umkopierungen auch für Veranstaltungen wie die Berlinale

Umkopierungen fänden aber nicht nur für die Archivkeller statt. Gelegentlich geschehe das in Hoppegarten auch für Veranstaltungen und aktuelle Anlässe, wie zum Beispiel die Berlinale. So oder so. Seit Jahren setzt das Bundesarchiv dafür auch auf das Wolfener Unternehmen Filmotec.

Digitale Archivierungsmethoden sind klassischem Filmmaterial nicht ebenbürtig

Zumal sich die früher gebräuchlichen Filmunterlagen entweder zersetzen würden oder feuergefährlich seien. „Nach einem zwischenzeitlichen digitalen Hype hat sich nun mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass digitale Archivierungsmethoden zur Zeit dem klassischen Filmmaterial nicht ebenbürtig sind, insbesondere hinsichtlich der Langzeitlagerung und auch aus Kostengründen“, meint Frank Böhme selbstbewusst.

In den vergangenen Jahren habe Filmotec auch Aufträge aus den USA, Russland, Großbritannien oder Australien gewinnen können. In Wolfen stelle das Unternehmen jährlich mehrere Millionen Meter der Spezialfilme her.

Grund zur Sorge: Bundesarchiv stellt mittelfristig auf digitale Sicherung von Filmen um

Doch am Ende bleibt ein Wermutstropfen. Das Bundesarchiv teilt offenbar Frank Böhmes Einschätzung nicht: „Das Bundesarchiv hat die Umstellung von analoger auf digitale Sicherung von Filmen eingeleitet. Die analoge Umkopierung wird daher mittelfristig eingestellt werden“, sagt Karsten Christian nüchtern. Das Bundesarchiv beherbergte zuletzt rund 1,15 Millionen Filmrollen zu 154 000 Filmtiteln. (mz)