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Filme wiederentdeckt Filme wiederentdeckt: Nicht alt geworden: Jakob der Lügner

Von Brigitte Mittelsdorf 11.09.2003, 16:18

Wolfen/MZ. - "Mit Jakob der Lügner" (DDR, 1975, Oscar nominiert) setzte die Friedrich-Ebert-Stiftung mit glücklicher Hand ihre Reihe "Filme wiederentdeckt" im Wolfener Industrie- und Filmmuseum fort. Und Frank Beyer, der damals den gleichnamigen Roman von Jurek Becker sensibel verfilmte, traf auf ein hoch interessiertes Publikum. Mehr als 120 Leute waren gekommen, um die Geschichte um Jakob noch einmal oder zum ersten Mal zu sehen.

Und sie erfuhren, dass jeder Film auch seine Geschichte hat. Der Regisseur von "Spur der Steine" flog bei der Defa raus, Jurek Becker schrieb das Drehbuch in einen Roman um. Acht Jahre musste der Stoff warten, ehe er verfilmt werden konnte. "Und Rühmann", sagt Beyer, "wollte die Rolle des Jakob Heym unbedingt spielen." Er selbst tendierte mehr zu dem Tschechen Vlastimil Brodsky, den er beim Studium in der CSSR kennen gelernt hatte. Das Problem wurde von Honnecker entschieden - keine gemeinsame Kultur, hieß es von dort, Rühmann war draußen. "Heute bin ich froh, dass der anonymere Brodsky den Jakob spielt."

Fast 30 Jahre ist der Film alt. Doch ist er nicht alt geworden. Das bewies das Publikum, das sich noch lange nach der Aufführung nicht von den Plätzen rührte und mit vielen Fragen an den Regisseur wandte. Bemerkenswert viele junge Leute darunter und von diesen kam auch die Frage: "Waren die Lügen Jakobs berechtigt?" "Ja und nein" antwortete Frank Beyer und überlies es jedem einzelnen, sich die schwierige Antwort zu suchen.

Der Film erhielt seinerzeit als einziger Defa-Film eine Nominierung für den Oscar. Dass dieser dann doch nicht für den "Jakob" vergeben wurde - eine verpasste Chance für den Regisseur? "Der Oscar hätte mein Leben nicht verändert", sagt er. Die DDR verlassen hätte er nur, "wenn man mir dauerhaft - wie Manfred Krug beispielsweise - die Arbeit entzogen hätte." Obwohl es Angebote aus den USA durchaus gegeben habe.

Und heute? Gibt es neue Projekte? "Aber ja", sagt Frank Beyer, "Ich habe den Stoff, das Drehbuch, die Schauspieler. Nur noch kein Geld für den Film."