Feuerwehrboot pausenlos im Einsatz
SCHLAITZ/MZ. - Ständig ist das Boot von jenen Kindern dicht umlagert, die im Heide-Camp Schlaitz einen Teil ihrer Ferien verbringen. Doch bevor es eine Runde über den Muldestausee dreht, sind die Rettungswesten vorschriftsmäßig anzulegen. Jacqueline Höher, Leiterin der Poucher Jugendfeuerwehr, ist sofort zur Stelle und hilft beim Überstreifen der Westen.
Jens und sein gleichaltriger Freund Angelo aus Schwemsal beziehungsweise Bad Düben, die sich bereits seit der Krabbelgruppe kennen, sind jetzt an der Reihe. Die beiden Zehnjährigen gehören zu jenen 53 Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren, die über das Förderprogramm "Integration durch Sport" des Landessportbundes einen fünftägigen Urlaub für unter 100 Euro - mit allem, was dazu gehört - am Muldestausee verbringen können. Übrigens bereits das zweite Mal, wie die beiden betonen und "weil hier immer etwas los ist".
Frank Hackbarth, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, ist nicht nur als Trainer beim veranstaltenden Sportverein Bad Düben tätig, sondern auch Beauftragter des Jugendmigrationsdienstes, der seinen Sitz in Bitterfeld-Wolfen hat. Er erklärt, dass ein solches Camp zu dem Preis nur möglich sei durch Netzwerkpartner. Dazu gehöre, dass die Bundespolizei Bad Düben, der er angehört, nicht nur Schirmherr des Sommer-Camps ist, sondern auch die großen Zelte für die älteren Kinder stellt (die jüngeren sind in den Bungalows des Heide-Camps untergebracht). Es werde auch ein Trupp zur Verfügung gestellt, der auf- und abbaut, Spiel- und Sportanlagen installiert, also den gesamten materiellen Bereich absichert. Die Stadt Bad Düben ihrerseits sorge mit drei Leuten für den An- und Abtransport sämtlichen Gepäcks. "Und alle zehn Betreuer sind ehrenamtlich tätig", hebt Hackbarth hervor.
Mario Schrei aus Pouch, der mit dem Team-Chef des Sommer-Camps befreundet ist und extra Urlaub genommen hat, sei das erste Mal als Betreuer tätig und finde es ebenso toll, wie seine beiden Töchter Judith und Johanna. Auch für einige Aussiedlerkinder, die jeweils zu zweit oder zu dritt in die einzelnen Gruppen integriert sind, ist das Camp eine Premiere. Und dann erzählt Marco Szniewski-Winter, der als Betreuer von Anfang an, also seit drei Jahren, dabei ist, eine Begebenheit, die sich außerhalb des "Protokolls" zugetragen hat.
"Ich habe gestern einen Kormoran auf unserem Gelände entdeckt, der sich ganz komisch bewegt hat. Als ich gemeinsam mit den Kindern auf das Tier zugegangen bin, haben wir gesehen, dass eine Angelsehne ihm aus dem Schnabel hängt." Um dem Tier zu helfen und sich die Sache genauer anzuschauen, habe man ihn mit Handtüchern bedeckt und festgehalten. "Ein dreizackiger Angelhaken steckt in seinem Hals", sagte Max mitfühlend. Um das Tier aus seiner lebensbedrohlichen Situation zu retten, telefonierte man mit einem Tierarzt - der aber unterwegs war. In diesem Moment kam der Inhaber des Heide-Camps, Walter Berger, zufällig vorbei, der sich in Sachen Erste Hilfe bei Tieren etwas auskennt. "Wir hatten einen Bauernhof. Da musste ich immer mit ran", sagt Berger. Gemeinsam habe man es dann geschafft, den Haken aus dem Schlund zu entfernen. Noch etwas Desinfektionsmittel auf die Wunde und "Rudi", wie ihn die Kinder getauft hatten, schwamm putzmunter davon.
Die Feuerwehr von Pouch, die auf Anfrage des Camp-Chefs nach Schlaitz gekommen war, hatte aber nicht nur ihr Boot dabei, sondern war auch mit einem Feuerwehrauto vor Ort. Wie die Rettungstechnik funktioniert und wie sie eingesetzt wird, interessierte nicht nur die Jungen.
Der letzte Abend verlief noch einmal betont sportlich. Denn dieser stand unter dem Motto "Olympische Spiele 2009 in Schlaitz". Dass dabei auch der Spaß nicht zu kurz kam, gehörte ebenfalls zum Programm, meinte Hackbarth und sagte, dass es bereits Überlegungen gibt, das Camp auf sieben statt fünf Tage auszudehnen. Denn der Montag sei mehr oder weniger der Anreise und der Freitag der Abreise vorbehalten. Doch diese beiden Tage, das wollte Hackbarth noch einmal dick unterstrichen wissen, werden bereits als Ferientag gestaltet. Denn es gehe mit dem Fahrrad über den Muldetalweg - weit weg vom Autoverkehr. Unterwegs würden nicht nur Imbisspausen eingelegt, sondern auch Stopps, um die Natur zu genießen.
Obwohl das Wetter nicht optimal gewesen sei, das Programm hier und da wegen des Regens kurzfristig geändert werden musste, habe es den Kindern wieder sehr gut gefallen. Sie haben auf dem Fahrrad nicht nur die nähere Umgebung kennen gelernt, sondern Floßfahrten auf dem Muldestausee unternommen, selbstverständlich mit selbst gebauten Gefährten, im großen Goitzschesee gebadet, die "Wasserwelt" besucht und einen Heide-Mehrkampf durchgeführt. Hier waren nicht nur Geschicklichkeit, sondern auch Wissen über die Flora und Fauna sowie Schnelligkeit und Teamarbeit gefragt.