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Mitarbeiter des Tierheims Bitterfeld sind empört „Es bricht einem das Herz“ - Wieder fünf kleine Hunde im Lingenauer Forst ausgesetzt

Von Michael Maul 05.08.2021, 15:30
Das ist einer der fünf Hunde, die im Wald bei Lingenau gefunden wurden. Die Hündin wird jetzt im Tierheim Bitterfeld aufgepäppelt.
Das ist einer der fünf Hunde, die im Wald bei Lingenau gefunden wurden. Die Hündin wird jetzt im Tierheim Bitterfeld aufgepäppelt. (Foto: Michael Maul)

Bitterfeld/MZ - Grit Bürger ist entsetzt. Die Leiterin des Bitterfelder Tierheims kann nicht verstehen, warum Menschen kleine Hunde mitten im Wald aussetzen und sie ihrem Schicksal überlassen. Ohne aufmerksame Bürger, die Polizei und das Handeln der Tierheimmitarbeiter wären die betroffenen fünf Mischlingshunde garantiert gestorben. „Wir haben geholfen und die kleinen Wesen gerettet“, sagt Bürger.

Fund der apathischen Tiere hat Tierschützen die Tränen in die Augen getrieben

„Fast genau ein Jahr nach dem Fund von vier Hunden wurden wieder im Waldgebiet bei Lingenau Ende Juli fünf völlig verwahrloste Hunde entdeckt“, beschreibt Grit Bürger den Fund der Tiere, der selbst erfahrene Tierschützer entsetzt und ihnen fast die Tränen in die Augen treibt. Einige von ihnen habe man völlig apathisch und ängstlich aufgefunden, andere wiederum seien aggressiv und würden sich trotz guten Zuredens nicht einfangen lassen. Sogar ein Netz musste zum Einsatz gebracht werden, um die Hunde einzufangen.

„Für uns sind die Informationen zu streunenden oder herrenlosen Tieren ganz wichtig“, erklärt die Tierheimchefin. Nur so könne man Hunde oder Katzen einfangen, sie behandeln und nach einer Pflegekur wieder zur Vermittlung anbieten. Was allerdings an Zeit und auch finanzieller Aufwendung dazwischen liege, können nur der ermessen, der schon einmal dabei war, meint sie. Deshalb könne sie auch die Menschen nicht verstehen, die ohne die Zusammenhänge zu kennen, auf eine schnelle Vermittlung drängen würden. „Wir sind immer froh, wenn wir ein Tier vermitteln und es an gute und verantwortungsvolle Menschen übergeben können“, sagt Bürger und wünscht sich mehr Verständnis.

Dennoch gehe manches nicht so schnell, denn neben der Pflege müssten die Tiere auch ärztlich untersucht, geimpft und gegebenenfalls kastriert werden. „Wir wollen die Tiere so an die neuen Eigentümer übergeben, dass sie sich sofort um das Einleben der Tiere im neuen Haushalt kümmern können“, sagt Bürger.

Verantwortungslose Handeln einiger Mitmenschen ist für die Tierschützer unverständlich

Um so unverständlicher ist für die Tierfreunde das verantwortungslose Handeln einiger Mitmenschen, die sich um das Leben der Hunde oder auch Katzen keine Gedanken mache würden. „Wir alle hier arbeiten mit Herz, Leib und Seele“, beschreibt Grit Bürger ihre Mannschaft. In diesem Zusammenhang möchte sie auch allen ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern danken, die ohne auf die Uhr zu sehen, immer da seien. „Ohne dieses Engagement ist solch eine Arbeit nicht machbar.“

Sie zeigt auf eine kleine Mischlingshündin, die auf etwa ein oder zwei Jahre geschätzt wird. „Wir können solch ein Handeln weder nachvollziehen noch verstehen“, sagt sie. Völlig teilnahmslos sitzt das kleine Wesen in der Quarantäne und schaut verängstig umher. „Diesen Hund können wir anfassen und auch ohne Stress behandeln“, so Bürger. Doch bis die Hündin wieder Vertrauen zu den Menschen findet, dauert es.

„Uns fehlt in der jetzigen Coronazeit die Arbeit an den Schulen oder Kindereinrichtungen“, ergänzt Uwe Koeckeritz, der Chef des Tierschutzvereins Bitterfeld. Habe man vor Corona sehr oft solche Aktionen durchführen können, stehe man jetzt ohne die Aufklärungsarbeit da. Auch die öffentlichen Auftritte des Tierheims bei Festen seien weggefallen, so Koeckeritz. Sogar die Jugendgruppe des Tierschutzvereins, auf die man sehr stolz gewesen war, habe sich wegen Corona und der Hygienebestimmungen aufgelöst.