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Musik Erst Bitterfeld, dann Paris: Bastian Thomas Kohl ist seit Tag der Deutschen Einheit ein gefragter Mann

Der Wolfener singt an der Opéra Bastille und der Mailänder Scala dieselbe Rolle. Doch zuvor gibt es für den Sänger Lob von einem echten Prinzen und eine große Aufgabe am Bitterfelder Stadthafen.

Von Frank Czerwonn 11.06.2022, 12:00
Bastian Thomas Kohl (l.) hat den Verdienstorden „Albrecht der Bär“ in Gold  durch Prinz Julius Eduard Herzog von Anhalt (r.) verliehen bekommen.
Bastian Thomas Kohl (l.) hat den Verdienstorden „Albrecht der Bär“ in Gold durch Prinz Julius Eduard Herzog von Anhalt (r.) verliehen bekommen. Fotos (2): Kohl

Wolfen/Paris/MZ - Einen leeren Terminkalender scheint Bastian Thomas Kohl nicht zu kennen. Der Opernsänger aus Wolfen tanzt auf vielen Hochzeiten - oder korrekt ausgedrückt: Er singt auf vielen Bühnen. Und das mit großem Erfolg.

Das liegt am vielfältigen Können, seinem Einfallsreichtum und ein bisschen auch am großen Einheitsfest vom 3. Oktober 2021 in Halle. Dort sang er beim Festakt auf der Burg Giebichenstein mit seinem tiefen Bass die Nationalhymne - und Millionen am TV erlebten das mit. „Dieser Auftritt hat schon einiges bewirkt“, sagt der 35-Jährige. Er habe zahlreiche Angebote bekommen. Kein Wunder also, dass der Sänger ab Herbst gleich auf zwei namhaften Bühnen stehen wird: zur Spielzeiteröffnung in der Opéra Bastille in Paris und anschließend über die Jahreswende in der berühmten Mailänder Scala. Das Kuriose: In beiden Häusern wird er dieselbe Rolle, aber in zwei verschiedenen Inszenierungen, singen: den zweiten Soldaten in Richard Strauss’ Oper „Salomé“.

Proben mit Dirigentenlegende Zubin Mehta

„Diese Rolle zweimal so kurz hintereinander singen zu können, ist großartig.“ Ungewöhnlich sei das schon. „Aber man muss die Feste feiern, wie sie fallen.“ Kohl ist gespannt auf die beiden Inszenierungen und die unterschiedliche Herangehensweise seitens der Regie und der musikalischen Leitung. In Mailand steht eine Legende am Pult: der 86-jährige Dirigent Zubin Mehta, der sich als „zufällig in Indien geborenen Wiener“ bezeichnet. Doch es geht für Kohl nicht nur um die Aufführungen, sondern auch die Proben zuvor. Mit jeweils vier bis sechs Wochen rechnet Kohl, der je nach Probenplan dann wohl auch in der jeweiligen Stadt wohnen wird.

Zubin Mehta dirigiert in Mailand.
Zubin Mehta dirigiert in Mailand.
Foto: DPA

Doch gegenwärtig beschäftigt den Wolfener ein anderes Großereignis: die Classic-Sommernacht, die am 25. Juni am Bitterfelder Stadthafen rund 1.200 Besucher begeistern soll. Der 35-Jährige hat als Artistic Direktor auch bei der vierten Auflage den künstlerischen Hut auf, ist aber ebenso in die Abstimmung über die technische Umsetzung involviert. In den verbleibenden zwei Wochen erfolgt die Feinabstimmung: letzte Änderungen am Programm, Absprachen über die Zeitpläne der Solo-Künstler und Orchestermusiker, Organisation des Abholservices, Absprachen mit der Hochschule Merseburg, wo die zu vergebenen zwölf Classik-Preise gestaltet wurden.

Proben für Classic-Sommernacht in Bitterfeld

In den letzten Tagen vor dem Open-Air-Spektakel finden dann Proben im Kulturpalast und die Generalprobe mit allen Mitwirkenden am Stadthafen statt. „Da wird jeder Schritt, jeder Umbau, jeder Mikrofonwechsel festgelegt und durchgegangen“, sagt Kohl. Eine Classic-Sommernacht in diesen Dimensionen gab es in Bitterfeld noch nie. Aufgeregt ist Kohl dennoch nicht. „Mir macht das ja Spaß. Wir haben alles über das Jahr hinweg gut durchgeplant, haben ein Heimspiel, der Publikumszuspruch ist riesig. Einzig das Wetter ist ungewiss. Aber stattfinden wird die Classic-Nacht auf jeden Fall.“

Zu Gast sein wird dann zum Beispiel Rainer Robra (CDU) als Chef der Staatskanzlei und die Botschafterin von Zypern. Die hat Kohl vor wenigen Tagen bei seinem Konzert in der Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Berlin kennengelernt und ihr von der Classic-Sommernacht erzählt. „Sie möchte gern kommen.“ Und so versteht sich der Wolfener dank seiner Erfolge auch als Botschafter der Stadt und des Bundeslandes und nutzt neue Kontakte, um diese für seine Heimatregion produktiv zu machen.

Die Urkunde vom Hausorden
Die Urkunde vom Hausorden
Foto: Bastian Thomas Kohl

Das wird bis in Adelskreise hinein anerkannt - zum Beispiel durch Prinz Julius Eduard Herzog von Anhalt. Der hat im Mai als Großmeister des Askanischen Hausordens „Albrecht der Bär“ anlässlich seines 80. Geburtstags an Kohl die Verdienstmedaille des Hausordens verliehen. Natürlich brachte der Sänger auf Schloss Ballenstedt ein Ständchen für den herzoglichen Jubilar und dessen Gäste dar. Doch wenn am 12. Juli in der Leopoldina in Halle das Preisträgerkonzert des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ stattfindet, muss Kohl zwar auf die Bühne, darf aber nicht singen. „Als Moderator soll ich nur reden. Das wird ungewohnt sein.“ Nein, Langeweile kommt bei Bastian Thomas Kohl nicht auf.