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Entscheidung am Tresen Entscheidung am Tresen: Wirte im Altkreis Bitterfeld unsicher, ob sie ab Montag öffnen können

Von Ulf Rostalsky 14.05.2020, 07:52
Matthias Groß räumt Stühle von den Tischen. Auch der Chef der Sandersdorfer Sportgaststätte tut sich schwer mit einer Entscheidung zur Öffnung.
Matthias Groß räumt Stühle von den Tischen. Auch der Chef der Sandersdorfer Sportgaststätte tut sich schwer mit einer Entscheidung zur Öffnung. Kehrer

Bitterfeld - Die Ankündigung, dass Gaststätten ab Montag, 18. Mai, öffnen dürfen, hat im Altkreis für mehr Unverständnis denn Erleichterung gesorgt.

„Es ist die denkbar schlechteste Lösung“, erklärte Anhalt-Bitterfelds Vize-Landrat Bernhard Bödekker der MZ und erinnert daran, dass der Kreis für eine vorzeitige Öffnung ein Sicherheitskonzept erstellen muss. Gleichzeitig wird von den Wirten das Ausfüllen eines ganzen Konglomerats an Papieren und ein Hygienekonzept verlangt. Alles muss bis Freitagmittag in der Verwaltung vorliegen.

Die Antragsunterlagen und Hinweise etwa zu Wartezonen vor den Toiletten oder dem Verbot von Plätzen am Tresen veröffentlichte der Kreis am Mittwochabend im Netz. Zuvor hatten Landrat und Bürgermeister getagt. Dabei soll es nach MZ-Informationen auch um die Kontrolle der Regeln gegangen sein.

Die Unsicherheit ist groß unter den Wirten im Altkreis Bitterfeld

Die Unsicherheit ist groß unter den Wirten. „Ich möchte mich nicht in die Nesseln setzen. Wir öffnen am 18. nicht“, sagt Kristin Prokopp, Betreiberin des Bootshauses in Raguhn. Die Entscheidung fiel nach Telefonaten mit diversen Ämtern. Prokopp will die Gäste nicht vergraulen, aber sich selbst aus der Schusslinie nehmen. „Ich bin verantwortlich, wenn irgendwer zum Beispiel die Abstände nicht einhält.“

Ähnlich sieht es Matthias Groß, der Chef der Sportgaststätte in Sandersdorf. „Ich bin hin- und hergerissen. Es muss allen klar sein, dass Ausschank am Bierwagen nicht drin ist. Die Gäste müssen ins Restaurant. Und dort müssen Mindestabstände eingehalten werden.“ Groß feilt am Hygienekonzept, das ja auch bei einer Öffnung am 22. Mai nötig wäre. Und er stellt symbolisch die Stühle runter. Es ist ein Zeichen, dass es losgehen kann. „Aber es geht um Sicherheit für die Gäste und die Mitarbeiter und nicht um überstürzte Aktionen.“

„Seensucht“ an der Goitzsche will zum Männertag mit einer Selbstbedienungsbar starten

Die „Seensucht“ an der Goitzsche in Bitterfeld will Himmelfahrt zumindest ihre neue Selbstbedienungsbar öffnen. „Wir hoffen, dass wir Männertag pünktlich starten können“, sagt Maximilian Beuster, der das Projekt verantwortet. Es werde Getränke und Snacks zum Mitnehmen geben, Pizza oder Kartoffelbällchen etwa. Auf dem neu gestalteten Außengelände könne all das verzehrt werden.

Zielgruppe seien Radfahrer und Spaziergänger. Die Formulare für die Himmelfahrtserlaubnis hat Beuster erst Mittwochnachmittag erhalten. „Alles nicht ganz ohne“, sagt er. „Das muss ich erstmal durchforsten.“ Offenbar müsse jeder Gast dokumentiert werden. Das Hygienekonzept plane man gerade noch.

„Wir müssen die Papiere vor uns haben. Dann sagen wir, ob wir öffnen oder nicht“

Das Seensucht-Hauptrestaurant öffnet derweil erst am 22. Mai. „Ich mache da nicht mit bei dem Spiel“, sagt Chef Andreas Beuster mit Blick auf die jüngst verkündete Ausnahmeregel. Lieferanten müssten beauftragt werden. Auch die Gäste könnten sich auf den 22. Mai einstellen. „Irgendwann musst du dich mal festlegen.“

Soweit sind Edgar und Karsten Hänisch in Pouch noch nicht. „Wir müssen die Papiere vor uns haben. Dann sagen wir, ob wir öffnen oder nicht“, betonen die Betreiber der „Schiffmühle“. Korinna Heß, die Chefin der „Trattoria al faro“ in Mühlbeck, ist hingegen sicher, dass die Türen des Restaurants geschlossen bleiben. „Das ist mir alles zu unsicher.“ (mz)

Im Restaurant Seensucht laufen die letzten Arbeiten am neuen Pavillon.
Im Restaurant Seensucht laufen die letzten Arbeiten am neuen Pavillon.
André Kehrer