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Ein weites Herz für Wolfen Ein weites Herz für Wolfen: Langjähriger Abgeordneter Egbert Gueinzius ist verstorben

Von Christine Färber 09.03.2021, 09:33
Dr. Dr.  Egbert Gueinzius’ Credo: das soziale Gleichgewicht in der Gesellschaft befördern.
Dr. Dr.  Egbert Gueinzius’ Credo: das soziale Gleichgewicht in der Gesellschaft befördern. Kehrer

Wolfen - Egbert Gueinzius ist tot. Der 85-Jährige, der Frauen ganz nach alter Schule gern mit Handkuss begrüßte, ist in der vergangenen Woche gestorben. Der Mann, promoviert sowohl in Jura als auch in Pharmazie, hatte daher in Wolfen schnell den Namen Doppeldoktor weg. Als Anwalt und Stadtrat hat er Wolfen mitgeprägt wie nur wenige.

Seit 2002 arbeitete Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen) mit ihm zusammen im Stadtrat, dann im Ortschaftsrat. „Er hat vieles mit auf die Beine gestellt, war da, wenn es drum ging, Verantwortung zu tragen“, sagt er und verweist auf dessen Engagement für die große Stadt, für das Industrie- und Filmmuseum, das 041, die Kita „Pusteblume“ und mehr. „Ohne sein Zutun wäre das alles nicht so geworden.“ In letzter Zeit sei er etwas ruhiger gewesen.

Sein Credo: das soziale Gleichgewicht in der Gesellschaft befördern

Gueinzius’ erste beruflichen Schritte führten ihn noch während des Pharmazie-Studiums als Praktikant nach Bitterfeld. Später wurde er, der in der DDR Mitglied NDPD war, Bezirksapotheker von Halle. In seiner neuen Heimat Bitterfeld und Wolfen hat er die kommunale Politik prägend mitgestaltet. Sein Credo: das soziale Gleichgewicht in der Gesellschaft befördern. So ist es kein Wunder, dass er nach der Wende zu den lokalen Gründern der SPD gehörte.

Doch lange hielt er es mit den Genossen nicht aus, 1992 verließ er die Partei. Kein Grund aber, sich zurückzuziehen. Sein Herz schlug nun mal für Wolfen: Egbert Gueinzius hat Ende der 90er Jahre maßgeblich den Erfolg der (Bürger-)Initiative für Wolfen (IfW) - später Pro Wolfen - möglich gemacht.

Auch der Kreistag ist ohne seine Stimme schwer denkbar

Für sie, die 1999 gegründet wurde, saß er im Stadtparlament. „Wolfen hatte damals keine Lobby“, sagte er einst. „Die Stadt war zur Wende intakt. Dann kam eine Entwicklung, die mir nicht gefiel. Das Krankenhaus wurde verlegt. Das hat mich tief betroffen gemacht.“

Auch der Kreistag ist ohne seine Stimme schwer denkbar. 1999 erhielt er eins der zwei Mandate, die die IfW erkämpft hatte und behielt es bis zu seinem Lebensende. Zudem trug er viele weitere Aufgaben - als Aufsichtsratsmitglied des Klinikums zum Beispiel. Und - kurios - der Wolfener war Mitglied des Heimatvereins Bitterfeld. Wer weiß schon, dass Gueinzius auch in der höheren Mathematik zu Hause war? Seine größte Freude war, verriet er mal, wenn es wieder gelungen war, eine dieser komplexen Formeln zu knacken. (mz)