Ein offizieller Schatz Ein offizieller Schatz: Die Stadt Bitterfeld-Wolfen hat gleich drei Goldene Bücher

Wolfen - Wer dachte, das Goldene Buch ist aus Gold, der liegt schief. Aber wer denkt das schon? Freilich gibt es Städte, deren Buch prunkvoller ist als das von Bitterfeld-Wolfen. Aber das sind freilich solche, die ein solches schon lange führen. Wie Hamburg zum Beispiel. Das Buch der Hansestadt, das 1851 angelegt wurde, das macht schon was her. Das muss man zugeben.
In einer mit blauem Leinen bespannten Kassette, die das Wappen der Stadt trägt
Das von Bitterfeld-Wolfen ist eher nüchtern und sachlich. Und wahrscheinlich würde man diesen Schatz übersehen, stünde er mit anderen Büchern in einem Regal. Das ist freilich nicht so, es wird verwahrt in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt - an einem sicheren Ort also.
Melanie Ludolf, die Leiterin des Stadtarchivs, hat es vor sich liegen: In einer mit blauem Leinen bespannten Kassette, die das Wappen der Stadt trägt, steckt es. Das Buch selbst hat Seiten mit Goldschnitt, die in einem edlen schwarzen Ledereinband gefasst sind. Auf dem Deckel prangt das goldene Wappen der Stadt. Hergestellt worden ist das gute Stück in der Werkstatt des Buchbindermeisters Rainer Jacob in Glebitzsch.
Goldene Bücher übrigens gibt es seit dem Mittelalter
Goldene Bücher übrigens gibt es seit dem Mittelalter. Die kultivierten Italiener kamen auf die Idee. Da drin haben sie Adelsregister italienischer Städte und Staaten festgehalten.
Bei Lichte besehen ist das heute nicht viel anders. Wichtige Persönlichkeiten, Ehrenbürger, besondere Gäste dürfen sich verewigen. Auch denkwürdige Ereignisse werden festgehalten - so unter anderem die Urkunde der Gebietsänderungsvereinbarung, die Grundlage für die Bildung der Stadt Bitterfeld-Wolfen.
Und zwei Jahre nach der Gründung dieser gemeinsamen Stadt 2007 haben die Städte Bitterfeld und Wolfen ihre Goldenen Bücher geschlossen und das neue, das gemeinsame, aufgeschlagen. Der erste Eintrag hier erfolgte am 3. Mai 2009: Der Sieger des Goitzsche-Marathons, Isaak Sang, eröffnet den Reigen. Der bis jetzt letzte Eintrag stammt vom langjährigen Stadtrat Dietmar Mengel, der 2020 die Ehrennadel verliehen bekam.
Im Buch der gemeinsamen Stadt sind erst wenige Seiten beschrieben
Bis dato führte jede Stadt ein eigenes Buch. Und beim Durchblättern erwacht manche Erinnerung: an den Besuch von Helmut Kohl 1997 in Wolfen, an den des späteren Bundeskanzlers Gerhard Schröter (SPD) 2005, an dessen Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) 2002 in Wolfen sowie 2017 in Bitterfeld-Wolfen. Letzteren Besuch übrigens dokumentiert nur eine Unterschrift, während die erste Eintragung in herzlichen Worten gehalten ist. Wer sich erinnert: Der Empfang von Angela Merkel 2017 an der Goitzsche verlief nicht so freudvoll.
Im Buch der gemeinsamen Stadt sind erst wenige Seiten beschrieben. „Das ist ja auch kein Gästebuch“, sagt Melanie Ludolf. Richtig, nicht jeder, der denkt, er könnte in diesem Buch stehen, darf das auch. Eine Satzung regelt unter anderem nämlich auch das. Und die Bücher waren schon öffentlich zu sehen - am ersten Tag der offenen Tür im neuen Rathaus der Stadt im Jahr 2010. (mz)
