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Ehrenamtskarte für Retter Ehrenamtskarte für Retter: Muldestausee startet Rabatt-Aktion für Feuerwehrleute

Von Tilo Krippendorf 04.04.2019, 13:55
Feuerwehr, Wasserwehr, Unternehmer und Verwaltungsmitarbeiter bei der symbolischen Übergabe der Ehrenamtscard
Feuerwehr, Wasserwehr, Unternehmer und Verwaltungsmitarbeiter bei der symbolischen Übergabe der Ehrenamtscard André Kehrer

Pouch - Die Feuerwehrleute opfern vieles. Zeit, Kraft und im schlimmsten Fall ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben. Sie stehen auf, wenn andere im Bett liegen, begeben sich in Gefahr, wo andere vernünftigerweise das Weite suchen und verbringen ihre Freizeit statt mit der Familie oft mit denen, die die gleiche Berufung gefunden haben. Das alles tun sie freiwillig und für die Sicherheit der Mitmenschen.

Anerkennung ist den Feuerwehrleuten zwar sicher, doch ansonsten gibt es als Gegenleistung für das Ehrenamt in den freiwilligen Feuerwehren nur wenig. In der Gemeinde Muldestausee ändert sich das jetzt.

Alle 200 Einsatzkräfte bekommen ab sofort eine Ehrenamtscard

Alle rund 200  Einsatzkräfte der elf Ortsfeuerwehren sowie der Wasserwehr bekommen ab sofort eine sogenannte Ehrenamtscard. Damit können die Helfer bei verschiedenen Unternehmen in der Region Nachlässe bei Preisen oder sogar kostenlose Dienstleistungen bekommen. Rabatt gibt es künftig etwa bei den Malerwerkstätten Thomas Quandt in Muldenstein, beim Bekleidungsgeschäft Unlimited in Bitterfeld oder bei der Pizzeria Venezia in Friedersdorf.

19 Unternehmen sind bisher Partner der Rabattaktion für das Ehrenamt - und es sollen noch mehr werden. „Es wäre schön, wenn sich weitere Unternehmer anspornen lassen“, erklärt Ferid Giebler (parteilos), der Bürgermeister der Gemeinde Muldestausee.

Andere Bundesländer bei Aktionen für das Ehrenamt meilenweit voraus?

Er sieht die symbolische Übergabe der Ehrenamtskarten an die Feuer- und Wasserwehrvertreter als „Initialzündung“ und hofft, dass das Projekt wachsen wird. Giebler, der das Projekt am Tag des Ehrenamtes im vergangenen Dezember angestoßen hatte, verweist auf ähnliche Aktionen für das Ehrenamt: „Andere Bundesländer oder Landkreise sind uns da meilenweit voraus.“

Und tatsächlich: Nachweise für bürgerschaftliches Engagement gibt es in vielen Regionen Deutschlands. So gibt es in vielen Bundesländern bereits flächendeckend Ehrenamtskarten. Sachsen-Anhalt bietet Ehrenamtlichen ein Nachweisheft für freiwilliges Engagement an. Konkrete Vergünstigungen sind damit allerdings nicht verbunden.

Feste, Brandwachen, Einsätze - die Belastung für Feuerwehrleute ist hoch

Doch genau das soll das Projekt in der Gemeinde Muldestausee ändern. „Die Frage war: Wie schafft man es, den Kameraden im täglichen Leben zu ehren?“, so Giebler. Immerhin sei die Belastung hoch. 94 „scharfe Einsätze“ zählt er alleine im Jahr 2018, zu denen Feuerwehren der Gemeinde ausrückten. Hinzu kommen zahlreiche Feste, Brandwachen und reguläre Ausbildungen.

Vonseiten der Feuerwehren ist den beteiligten Unternehmen und der Verwaltung jedenfalls der Dank gewiss. Gemeindewehrleiter Daniel Quilitzsch erklärte im Namen seiner Kameraden: „Wir freuen uns, dass es eine kleine Anerkennung gibt.“

In Dessau-Roßlau: Keine Ehrenamtskarte für Feuerwehr-Chefs

Der Dank für die Helfer kann aber auch für Ärger sorgen, wie ein Beispiel aus Dessau-Roßlau zeigt. Dort gibt es seit Jahresbeginn ebenfalls eine Ehrenamtskarte. Doch nicht für die Feuerwehr-Chefs, denn sie bekommen eine Aufwandsentschädigung. Weil es bei zusätzlichen Vergünstigungen Ärger mit dem Finanzamt geben könnte, bleibt das Führungspersonal der Dessauer Wehren vorerst außen vor.

In der Stadt regt sich darüber Unmut. Die CDU-Fraktion des Stadtparlamentes forderte jüngst, wegen eines möglichen Streits mit dem Fiskus das Land ins Boot zu holen. Die unbürokratische Hilfe für die Retter könnte also noch hochpolitisch werden. (mz)

Die Karten sind mit Namen versehen und bringen den Helfern Rabatte.
Die Karten sind mit Namen versehen und bringen den Helfern Rabatte.
André Kehrer