Ehemalige Schrottimmobilie Ehemalige Schrottimmobilie: Fassade der ehemaligen Wolfener Ruine saniert

Wolfen - Das Geheimnis ist gelüftet: Nachdem die frühere Wolfener Ruine an der Leipziger/Ecke Thalheimer Straße in den vergangenen Monaten von Gerüsten und Planen verdeckt war und die Neugier vieler Passanten weckte, sind die Hüllen nun endlich gefallen. „Das Ergebnis der Fassadensanierung kann sich absolut sehen lassen“, meint Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen), der sich für die Wiederbelebung der so genannten „Toten Augen“ einsetzt.
Brand gab 2007 den Rest
Nachdem ein Brand dem Rohbau in 2007 den Rest gegeben hatte, ist viele Jahre gar nichts an dem Gebäude gemacht worden. Erst ein von Pro Wolfen eingebrachter und vom Stadtrat verabschiedeter Beschlussantrag hat wieder Bewegung ins Spiel gebracht. Durch das so erwirkte Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot für den Beton-Torso hat die Stadt Druck auf den ehemaligen Eigentümer, den Dessauer Würstchenkönig Henryk Frühauf, aufgebaut. Dieser verkaufte das leerstehende Haus deshalb. Es wurde daraufhin im Paket mit anderen Immobilien auf dem Markt angeboten und von einer sächsischen Investmentgesellschaft erworben. Da diese allerdings nur an den Leipziger Filetstücken des Pakets interessiert gewesen ist, war sie bereit, dass Wolfener Grundstück an die zur Toko-Gruppe gehörenden Media GmbH weiterzuverkaufen.
Investition von einer Million Euro
„Da wir vor Ort leben und arbeiten, sind wir natürlich auch am Stadtbild interessiert und wollten den städtebaulichen Schandfleck beseitigen“, sagt der Projektverantwortliche Mario Kövari. Daher habe man sich für den Kauf und die Sanierung des verfallenen Objektes entschieden. Knapp eine Million Euro werde man am Ende in das Projekt investiert haben. „Das Dach und die neue Fassade mit den Fenstern sind in großen Teilen fertig. Jetzt beenden wir die bereits begonnenen Innenarbeiten“, sagt Kövari und meint: „Ich gehe davon aus, dass wir im Dezember alles unter Dach und Fach haben werden und dann ab Januar nächsten Jahres an den Markt gehen.“
Kaum Leerstand in Wolfener Altstadt
Das Wohnhaus hat drei Etagen mit einer Gesamtfläche von 600 Quadratmetern und beherbergt eine Gewerbeeinheit sowie sieben Wohneinheiten zwischen 50 und 80 Quadratmetern. Dass diese auch benötigt werden, bestätigt Ortsbürgermeister Krillwitz. „In der Altstadt von Wolfen gibt es kaum Leerstand. Es mangelt an gutem und bezahlbaren Wohnraum. Daher freue ich mich, dass wir in diesem Bereich endlich etwas anbieten können“, sagt er und meint: „Vorteile des Standorts sind aus meiner Sicht die gute verkehrstechnische Anbindung sowie die vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte.“ Mit der Fertigstellung und Auslastung des Wohnhauses hätte Krillwitz eigentlich sein Ziel erreicht. Allerdings bestand das Ruinen-Ensemble noch aus einem maroden und teilweise abgerissenen Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Obwohl für die Schrottimmobilie bereits ein Rückbaugebot beschlossen wurde, hat sich dort bislang nichts getan.
Weitere Schritte in die Wege geleitet
Daher hat der Ortsbürgermeister nichts unversucht gelassen und den Eigentümer, den Vorsitzenden der Sparkasse Mittelsachsen, auch öffentlich angezählt. Allerdings ohne Erfolg. Aus diesem Grund hat Krillwitz bereits weitere Schritte in die Wege geleitet und nach eigenen Angaben den Vorsitzenden des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, den Landrat und den Kreistag von Mittelsachsen informiert. Daraufhin soll sich der Eigentümer gleich an das Innenministerium von Sachsen-Anhalt mit der Anmerkung gewandt haben, dass der Wolfener Ortsbürgermeister sein Amt nutze, um das Grundstück selbst zu erwerben.
Mittlerweile gab es ein Gespräch
„Aber das ist Unsinn“, sagte Wolfens Ortsbürgermeister vor geraumer Zeit und erklärte: „Ich wollte 2013 als damaliger Ortschaftsrat über die Stadtverwaltung einen Kontakt zum Eigentümer herstellen, um in Erfahrung zu bringen, wie es mit dem Haus weitergeht. Dies war allerdings nur möglich, wenn man ein Interesse an dem Objekt vorgab.“ Daher existiere jetzt zwar ein entsprechendes Schreiben. „Aber ich habe keinerlei Kaufabsichten.“ Mittlerweile soll Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) sich mit dem Eigentümer unterhalten haben. Über den Inhalt und die Ergebnisses dieses Gespräches ist bislang allerdings noch nichts bekannt. Bleibt also abzuwarten, ob und was passiert. Allerdings zeigt der Baufortschritt an dem Wohnhaus in der Leipziger/Ecke Thalheimer Straße: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. (mz)
