Neue Corona-Verordnung ist in Kraft Die Masken fallen im Altkreis Bitterfeld - wie sieht das in der Realität aus?
Zwei Jahre lang war sie unverzichtbarer Begleiter, nun wird die Maske (fast) nicht mehr benötigt. Wie Händler, Kunden, Gastronomen und Verwaltung reagieren.

Bitterfeld/MZ - Vergangenen Donnerstag hat Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) sie in der Bitterfelder „Seensucht“ unterzeichnet, Sonntag trat sie in Kraft: die Landesverordnung, die fast alle Corona-Maßnahmen aufhebt. Damit ist zum Wochenstart auch im Altkreis Bitterfeld die Maskenpflicht in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ebenso gefallen wie 2G- und 3G-Regelungen oder Besucherobergrenzen. Doch wie läuft das in der Praxis?
Einkaufen
Der Montag ist der erste Tag, an dem man ohne Maske einkaufen kann. Zwar empfehlen viele Geschäfte das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes weiter, können das aber nur per Hausrecht zwangsweise auferlegen.
Am Eingang des OBI-Baumarkts im Bitz steht noch das große Schild zu Maskenpflicht und Mindestabstand. Ein Versehen, wie eine Verkäuferin erklärt. Selbstverständlich könne man die Maske abnehmen. Ohne Maske wird auch Heidrun Geier den Markt betreten. „Es wird Zeit“, sagt sie. Einen Aspekt des Masketragens wird sie keinesfalls vermissen: „Endlich beschlägt meine Brille nicht mehr.“
Anders sieht das Bodo Detke, der bereits auf dem Parkplatz die Maske aufsetzt. Das Ende der Maskenpflicht sei ein Fehler. „Diese Entscheidung ist zu früh gefallen.“ Zu hohe Inzidenzen und eine zu niedrige Impfquote ließen einen solchen Schritt eigentlich nicht zu. Was passieren müsste, damit er die Maske abnimmt? „Es müssten sich alle impfen lassen.“
Bei einem Streifzug durch die Geschäfte in Bitterfeld wird schnell deutlich, dass viele Menschen die Chance nutzen, die Maske abzunehmen. Im Bau- und Supermarkt ist es ungefähr jeder Zweite, in der Drogerie weniger. Auch im Rewe-Markt in der Brehnaer Straße tragen viele Kunden keine Maske mehr. Marktleiter Matthias Reiher sagt dazu: „Wir setzen das um, was der Gesetzgeber vorgibt.“ Intern habe man alle Mitarbeiter gebeten, die Maske weiter zu tragen. Die Entscheidung läge bei jedem Einzelnen.
Und was hat sich in der Apotheke geändert? Jan Sittig, Inhaber von vier Filialen im Altkreis, bittet zum Schutz von Kunden, Patienten und Mitarbeitern alle, die Masken weiterhin zu tragen. Viele Menschen mit Immunschwächen oder im fortgeschrittener Alter seien weiter gefährdet. „Wir appellieren an die Vernunft.“
Gastronomie
Aufatmen in der Gastronomie: „Dass wir keine Impfausweise mehr kontrollieren müssen, ist eine große Entlastung“, sagt Stefanie Marx, Chefin des Kaffeehauses Wundermild an der Goitzsche. Die Gäste seien noch verhalten, manche betreten das Kaffeehaus weiterhin mit einem Mund-Nasen-Schutz. „Es soll jeder entscheiden, ob er Maske tragen möchte.“ Möglich ist für sie beides. Gleiches gelte für die Mitarbeiter, die sich weiter einmal pro Woche testen. „Das finde ich wichtig“, erklärt Marx.

Auch im Musikhotel „Goldener Spatz“ in Jeßnitz wird die Arbeit für Chefin Angela Novotny und ihre Mitarbeiter leichter. „Wir spüren die Nachfrage nach Kultur und Veranstaltungen“, sagt die Hotelfachfrau, die auch als Sängerin gern ihre Gäste unterhält. „Im Service ist es den Mitarbeitern freigestellt, ob sie eine Maske tragen wollen. In bestimmten Situationen werden wir das auch beibehalten.“ Sowohl im Goldenen Spatz als auch im Kaffeehaus Wundermild sind die nächsten Veranstaltungen und Brunchtermine stark nachgefragt.
Rathäuser und Behörden
Die Kreisverwaltung öffnet ab sofort wieder ihre Pforten. Die 3G-Zugangsregel ist aufgehoben. „Aber die Maskenpflicht bleibt bestehen“, sagt Kreissprecher Udo Pawelczyk. „Das bedeutet, dass jeder zu den Öffnungszeiten mit und ohne Termin die Verwaltungsgebäude der Kreisverwaltung zur Klärung von Angelegenheiten aufsuchen kann.“ Zwingend einen Termin brauche man bei der Fahrerlaubnisbehörde, der Kfz-Zulassungsbehörde und der Ausländerbehörde.
In Bitterfeld-Wolfen erfolgt der Zugang zu den Rathäusern weiterhin nur per Termin und mit Maske. Auch die Abstands- und Hygieneregeln gelten laut Stadtsprecher Detmar Oppenkowski weiter. Das gilt ebenso für Gremiensitzungen in kommunalen Gebäuden. In anderen Tagungsstätten entscheiden die Ausschusschefs oder Ortsbürgermeister. Auch für den Besucherverkehr in Kitas gilt Maskenpflicht.
Kultur und Freizeit
In den Bibliotheken Bitterfeld und Wolfen müssen vorerst weiter Masken getragen werden. Im Kulturhaus Wolfen gilt das nur für Gemeinschaftsflächen wie Flure, Wandelhalle oder WCs. Am Sitzplatz kann man die Maske abnehmen. Auch die 2G- und 3G-Regeln sind laut Leiterin Gabriela Schulze aufgehoben. „Die Veranstalter, die das aber selber festlegen können, freut das.“ Auch Besucherobergrenzen gibt es ab sofort nicht mehr.
Für die Gemeinde Muldestausee hat Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos) weitere Schritte zur Normalität verkündet. „Die Nutzung der kommunalen Sportstätten und Dorfgemeinschaftshäuser ist wieder ohne Einschränkungen möglich“, betont er.